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wie 18 Klimakrisen der Innenwelt Ein Interview mit Psychoanalytiker und Bestsellerautor Dr. Wolfgang Schmidbauer Punktlandung, die mächtig Wind macht, alles durcheinanderbläst und oft mit Getöse so schnell wieder abhebt, wie sie landete. Vergleichen wir das Schicksal von Helmut Kohl oder Franz Joseph Strauß mit dem des unglück- lichen deutschen Präsidenten Christian Wulff, fällt ebenfalls die Wende zur Helikoptermoral auf. Während in einem „ordentlichen“ Prozess die Ver- mutung gilt, der Angeklagte sei solange unschul- dig, bis seine Schuld zweifelsfrei bewiesen ist, wird unter der Macht der Helikoptermoral dieses Rechtsgut geradezu umgedreht. Es geht nicht um einen Menschen, dessen Persönlichkeit so lange beschützt wird, bis die Schuldfrage geklärt wer- den kann, sondern es geht um die Interessen der Insassen in den Moralhelikoptern, die den Ange- klagten missbrauchen, um ihre geltungsbedürf- tigen Urteile durchzusetzen. Am Anfang Ihrer publizistischen Arbeit haben Sie vom „Helfersyndrom“ geschrieben. Vor Kurzem haben Sie die „Helikoptermoral“ von uns Zeitge- nossen analysiert. Welcher gesellschaftliche Wan- del ist hier geschehen? Bei der „Helikoptermoral“ werden Werte aus dem Zusammenhang gerissen. Statt das Zusammenle- ben der Menschen angemessen zu regulieren, wird die Moral zu einemMittel, Karrieren zu zerstören, einen Sturm der Entrüstung zu entfesseln, die eigene Geltung auf Kosten eines Denunzierten zu steigern. Charakteristisch für die Helikoptermoral ist das schnelle, dramatische Urteil, das die klassische Gewaltenteilung völlig ignoriert: Anklage ist Schuldspruch. Der Beschuldigte verliert Stellung und Ansehen, ehe die Vorwürfe geklärt sind. Die Helikoptermoral steht für eine Art moralische

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