ifs_zeitschrift_1_19_sc

5 Frühling 2019 legt die Tatsache nahe, dass die Akzeptanz von Diversität dort höher ist, wo viele Migrantinnen und Migranten neben Einheimischen leben. Wenn gesellschaftliches Miteinander mehr als ein friedliches Nebeneinander sein soll, braucht es daher Gelegenheiten zu Kontakt und Austausch zwischen den Angehörigen verschiedener Grup- pen. Gegenseitiger Respekt und die Anerkennung unterschiedlicher Werthaltungen sind eine wich- tige Basis für einen solchen Dialog. Bei der aktiven Gestaltung des Gemeinwesens kommt der lokalen Ebene eine besondere Bedeu- tung zu. Eine inklusive Gestaltung des sozialen Miteinanders vor Ort ist hierbei ein praktischer Lösungsansatz. Es gilt, Begegnungsmöglichkeiten herzustellen, um Fremdheitsgefühle und infolge dessen auch Ängste abzubauen. Dies gelingt am besten dort, wo sich die Menschen ohnehin über den Weg laufen: in Städten und Gemeinden, in den Lebenswelten der Menschen, genau dort, wo sie wohnen. Kontakte reduzieren Spannungen An diesem Punkt setzt die Siedlungsarbeit an. In unserer Arbeit mit Menschen in Siedlungen stüt- zen wir uns auf die Kontakthypothese, welche vom US-amerikanischen Psychologen Gordon Allport begründet wurde. Die Kontakthypothese fußt auf der Idee, wonach Kontakte zwischen den Menschen Spannungen reduzieren. Durch eben diese Kontakte zwischen den verschiedenen ethnischen, sozioökonomischen und demographi- schen Gruppen wird die Übernahme von Verhal- tensweisen, Werten und Kulturtechniken geför- dert, was einen wichtigen Aspekt von Integration darstellt. Das unmittelbare Wohnumfeld, die Treppen und Hausflure sowie Grünflächen sind hierfür der ideale Raum. Die Kontakthypothese impliziert folgende Annah- men: Je näher die Menschen beieinander wohnen, desto häufiger haben sie Kontakte. Je mehr Kon- takte stattfinden, desto mehr wissen sie überei- nander. Je mehr Wissen, desto größer die Toleranz. Je größer Wissen und Toleranz, desto mehr werden Vorurteile abgebaut und findet Integration statt. Die Soziale Arbeit kann hier durch aktive Gestal- tung der Rahmenbedingungen für die gewünsch- ten Kontakte einen wichtigen Beitrag leisten. Für ein gesundes soziales Nachbarschaftsgefüge Im Konzept für Siedlungsarbeit in Vorarlberg, das vom ifs Fachbereich Wohnen verfasst wurde, werden verschiedene Methoden angeführt, die abhängig davon, wie weit das jeweilige Projekt fortgeschritten ist, zum Einsatz kommen. Es wer- den unterschiedliche präventive Maßnahmen angeboten, wie z. B. das Einbringen von sozialen Aspekten bereits bei der Planung von Siedlungen, Unterstützung der Gemeinden bei der Zuteilung der Wohnungen oder die Ein- zugsbegleitung, welche die Haushalte beim Integrations- prozess in der neuen Wohnan- lage unterstützen soll. Auch für bereits bestehende Sied- lungen gibt es ein Bündel an Maßnahmen, um den Zusam- menhalt der Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern. Das Spektrum reicht von einer längerfristigen Begleitung von Siedlungen durch Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterinnen über eine Unterstützung der Hausverwaltung bis hin zur Begleitung von Aktivgruppen. Damit in einer Wohnanlage ein gesundes soziales Nachbarschaftsgefüge entstehen kann, benö- tigt es das Engagement der Bewohnerinnen und „Je mehr Kontakte stattfin- den, desto mehr wissen sie übereinander. Je mehr Wis- sen, desto größer die Tole- ranz. Je größer Wissen und Toleranz, desto mehr werden Vorurteile abgebaut und fin- det Integration statt. “

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0