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wie 6 Bewohner. Über die Methode „Begleitung von Aktivgruppen“ können Personen unterstützt werden, ihr Wohnumfeld selbst zu beein- flussen, Probleme zu besprechen, Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen. Die Möglichkeit, das Wohnumfeld positiv zu gestalten und selbst aktiv zu wer- den, führt zu einem Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksam- keit und erhöht die Identifikation mit der Wohnumgebung. Menschen kommen zusammen, lernen sich kennen. Dabei wird der Zusammen- halt gestärkt und Vorurteile können abgebaut werden. Diese Methode ist höchst partizipativ und erfordert eine zeitlich befristete professionelle Anleitung, um die Aktivgruppe zu initiieren, stabil zu halten und deren Nachhaltig- keit zu gewährleisten. Seit Dezember begleitet das ifs Wohnen in einer Siedlung in Dornbirn eine solche Aktivgruppe. Die bisher gemachten Erfahrungen sind sehr positiv und bestärken die Hoffnung, dass auch in diesen schwierigen Zeiten Zusammenhalt möglich ist und es sich lohnt, daran zu arbeiten. Wie schon Friedrich von Schiller sagte: „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.“ Wir können nur gewinnen. ○ Roland Jäger, BSc ifs Wohnen roland.jaeger@ifs.at Wissen Siedlungsarbeit in Vorarlberg Das Leben in Siedlungen ist für viele Menschen in Vorarl­ berg Alltag. Dieses Zusam­ menleben fordert von allen Beteiligten Toleranz, soziale Kompetenz und ein gewisses Maß an Rücksichtnahme. Es bietet aber auch Chancen und Möglichkeiten. Um diese bestmöglich zu nut­ zen, wurde über Beschluss des Landeswohnbaufonds im ifs eine Kompetenzstelle als Ansprechpartner sowohl für Gemeinden als auch gemein­ nützige Bauträger sowie Bewohnerinnen und Bewoh­ ner von gemeinnützigen Sied­ lungen eingerichtet. Die Finanzierung erfolgt über die Wohnbauförderung des Landes Vorarlberg. Bei kon­ kreten Siedlungsprojekten beteiligen sich die gemeinnüt­ zigen Bauvereinigungen mit einem Drittel der Kosten. Das Gemeindebudget wird somit nicht direkt belastet. Kompetenzstelle Siedlungsarbeit Telefon 05-1755-500 wohnen@ifs.at Zusammenarbeit in einer Talgemeinschaft Warum Zusammenhalt gerade in einer kleinen und abgeschlossenen Talgemeinschaft so wichtig ist. Das Kleinwalsertal liegt landschaftlich sehr idyl- lisch, umgeben von Bergen über 2000 Meter und mit ca. 5.000 Bewohnern. Winter ist von Novem- ber bis April. Das Kleinwalsertal ist die schönste Sackgasse der Welt – der Zugang ist mit dem Auto nur über Deutschland möglich, per Fuß kann man das Tal von Schröcken aus über den Gemstelpass oder von Schoppernau aus über das Grünhorn erreichen. Aber im Alltag sind es lange Wege. Jede der drei Ortschaften Riezlern, Hirschegg und Mittelberg hat ihren eigenen Flair, einen eige- nen Kindergarten, eine eigene Volksschule, eine eigene Feuerwehr und eine eigene Blaskapelle. Wer jemanden aus dem Nachbarort heiratet, da wird erst einmal gefrotzelt, dass er keinen aus dem gleichen Ort nimmt. Das Kleinwalsertal und das Leben der Menschen sind heute hauptsächlich durch den starken Tourismus geprägt: Einnahme- quelle als auch Stressquelle. Die Gäste kommen wegen der noch „heilen“ Welt ins Kleinwalsertal, der wunderbaren Landschaft, der Freundlichkeit, der Regionalität und des guten Essens wegen. Und wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wie ist die Versorgung der Einheimischen zu managen? Und weshalb sind Verbundenheit, Gemeinschaftssinn, Solidarität, das Eintreten für- einander und das Zusammenstehen so wichtig für eine abgeschlossene Talgemeinschaft? In diesemWinter mit den heftigen Schneefällen wurde es wieder einmal spürbar: Das Leben in den Bergen ist beschwerlich – besonders für die Alten und Bedürftigen. Was für die Gäste der wahre Traum eines Wintermärchens darstellt, ist für manche Talbewohner eine Herausforderung. Schneeräumen, Einkäufe erledigen, Arztbesuche, Behördengänge. Die Welt im Kleinwalsertal steht auch bei den größten Schneefällen nicht still, aber alles braucht mehr Zeit, denn die Wege mit Bus oder zu Fuß sind in der Hochsaison mit Anstren- gung verbunden. Und genau hier wird „Zusam-

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