ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 12 Als wir von der Jugend- wohlfahrt an das Institut für Sozialdienste verwiesen wurden, hat man mir im IfS ganz genau erklärt, was das Jugend-Intensiv-Programm ist, was es beinhaltet, wie dieses Programm abläuft. Ein Betreuer bzw. eine Betreuerin fährt mit zwei Jugendlichen gleichzeitig ins Ausland. Der Betreuer lernt die Jugend­ lichen vor der Abreise kennen und weiß dann Bescheid, welche Probleme der Jugendliche hat. Ich selbst weiß heute, dass die Betreuer ein großes Talent ha­ ben und sehr gut ausgebildet sind. Ich bewundere solche Menschen – was sie in wenigenWochen alles schaffen, dass sie so nahe an die Jugendlichen ran kommen und solch große Veränderun­ gen herbeiführen können! Sie wissen genau, wo sie ansetzen und wie sie mit den Jugendlichen umgehen müssen. Es entsteht ein Vertrauen zwischen den Jugendlichen und den Betreuern. Und ich stelle mir die Betreuer als Mentoren vor. In unserem speziellen Fall war die Beziehung zwischen David und seinem Betreuer nochmals wertvoller, da ich alleinerziehend bin und David keine männliche Bezugsperson hatte. Ich weiß nicht, wie die Idee eines Aus­ landsprojektes entwickelt worden ist. Aber ich finde es ein wahnsinnig tolles Angebot – dass man die Möglichkeit er­ hält, an einem solch aufwändigen und teuren Projekt teilzunehmen. Dieses Angebot ist eine große Chance. Und ich kann gar nicht oft genug erwähnen, wie dankbar ich bin, dass es hier in Vor­ arlberg diese Möglichkeit gibt. Ich finde die Elternarbeit sehr wichtig. Ich weiß, ich würde heute nicht hier stehen, hätte mich nicht auf diese po­ sitive Weise weiterentwickeln können, wenn ich nicht diese Unterstützung er­ halten hätte. Ich glaube, ich hätte nicht loslassen können, könnte nicht auf mich selbst achten und meinenWeg so konsequent verfolgen. Ich kann mich noch gut an mein ers­ tes Treffen der Elterngruppe erinnern. Mir war vorher nicht bewusst, wie viele Eltern dieselben Probleme haben wie ich. Anfangs glaubt man ja immer, dass man alleine ist. Man fragt sich, warum passiert das ausgerechnet mir, was habe ich falsch gemacht. Man sucht die Fehler bei sich selbst. In der Eltern­ gruppe wird man gestärkt. Ich habe ge­ sehen, dass es noch mehr Familien gibt, die mit Problemen kämpfen und Hilfe in Anspruch nehmen. Der Austausch mit anderen betroffenen Eltern war für mich äußerst wichtig. Dort trifft man auf Eltern, die schon einen Schritt weiter, deren Kinder schon im Ausland sind. Im Laufe der Elternarbeit habe ich die Veränderungen an mir selbst auch wahrgenommen. Wenn man selbst schon einen Schritt weiter ist und neue Eltern hinzustoßen, dann kann man de­ ren Wut, Zorn und Hilflosigkeit spüren. Und man kann auch zuschauen, wie es besser wird. Man möchte jedem Mut zusprechen und ihm sagen, das wird schon wieder! Die Jugendlichen machen im Ausland große Veränderungen durch, die kom­ men wirklich verändert zurück. Als das JIP-Programm zu Ende war, ver­ spürte ich auch Trauer, da ich diese mir vertraut gewordenen Menschen nicht mehr regelmäßig sehen würde. Sie sind mir ans Herzen gewachsen. Irgendwie wurde mir bewusst, dass all die Proble­ me auch für etwas gut waren – ohne sie hätte ich all die netten Menschen nicht kennengelernt und ich hätte nicht so gut an mir selbst arbeiten können. Ich kann das Jugend-Intensiv-Pro­ gramm jedem Betroffenen ans Herz le­ gen und es weiterempfehlen. Es ist ein tolles Programm! Hier arbeiten wun­ derbare Menschen, die gut zusammen­ arbeiten, damit alles funktioniert. ● Das IfS-Jugend- Intensiv-Programm Eine Erklärung einer betroffenen Mutter „Man bekommt Was ist in dir vorgegangen, als du dich auf die 23 Wochen des Jugend-Intensiv- Programms eingelassen hast? Warum hast du dich entschieden mitzumachen? Ich wollte in meinem Leben etwas än­ dern. Alles zusammen hat einfach nicht gepasst. Ich hatte die Hoffnung, dass ich es schaffe, etwas zu ändern. Wie ist es dir kurz vor der Abreise ergan- gen? Was hat da überwogen – Erwar- tung, Spannung, Vorfreude, Begeiste- rung, Neugier? Waren da auch Ängste? Nein, gar keine Ängste, ich habe einfach nur Freude verspürt. Erzähl ein bisschen von eurer Zeit im Ausland? Was habt ihr da gemacht? Wie war das dort? Wir waren in so einem Kaff, ich weiß nicht – da waren nur drei Häuser. Und wir haben gearbeitet,Wurzeln ausge­ graben, Lehmofen gebaut und dann eine dreiwöchige Kajak-Tour gemacht. Wie habt ihr euch zurechtgefunden? Gab es Sprachprobleme? Eigentlich war es kein Problem, eine Frau hat Englisch gesprochen, da hat man sich gut verständigen können. Sie hat auch für die anderen drei Mitarbei­ ter und ab und zu für eine Gruppe mit ca. 15 Personen übersetzt. Die Hälfte der Zeit waren nur wir mit den Mitarbei­ tern. AmMorgen haben wir um 8.00 Uhr angefangen zu arbeiten. Fette Baum­ wurzeln ausgraben, das war eine brutale Arbeit. Um 12.00 Uhr Mittages­ sen kochen, selber gekocht, dann eine Stunde Pause, wieder Wurzeln graben bis um 16.30 Uhr. Anschließend hatte man dann Zeit für sich selber – ich habe immer meditiert, viel gelesen, Fußball gespielt. Ich habe gemerkt, dass mir das Lesen gut tut. Das Zusammenleben ist ja ziemlich in- tensiv, ihr seid rund um die Uhr zusam- men gewesen.Wie war das Zusammen- leben? Habt ihr euch untereinander gut

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