ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 13 verstanden? Mit dem Betreuer? Was ist super gelaufen, was war schwierig? Beim Essen haben wir uns gut verstan­ den, ab und zu – bei Kleinigkeiten – ha­ ben wir uns in die Haare bekommen, wenn jemand zum Beispiel das Essen stehen gelassen hat. Keine Ahnung wie wir ein so gutes Team geworden sind – es hat sich einfach so ergeben. Der Konstantin, das ist der zweite Jugend­ liche, der dabei war, ist zwar genau das Gegenteil von mir. Dort wo der Eine eine Schwäche gehabt hat, hat ihn der Andere gestärkt. Wir haben uns ganz stark gegenseitig unterstützt. Ich war beispielsweise im sprachlichen Bereich besser und konnte Konstantin helfen. Konstantin wieder­ um war beim Kochen besser, da konnte ich viel von ihm lernen. Also das hat man ganz stark gespürt – das vonein­ ander Lernen. Hast du zwischendurch auch mal gedacht „Warum tue ich mir das alles eigentlich an?“ oder hast du sogar ans Aufhören gedacht? Doch einmal – in dem„Mückenwald“, als wir das Kajak acht Stunden strom­ aufwärts ziehen mussten und überall war es schwarz vor Mücken und Ge­ witter gab es auch. Das Kajak mussten wir ziehen, weil es ein so seichtes Gewässer war. Und alle drei Meter lag ein Baumstamm, sodass wir das Boot tragen mussten. Aber das war nur ein Tag von den insgesamt 21 Tagen, die wir mit dem Kajak unterwegs waren. Für unseren Auslandsaufenthalt sind wir mit dem Zug nach Polen gefahren. Die Kajaks waren schon dort, dann sind wir am dritten Tag auf die Kajaktour – 220 Kilometer gepaddelt. Am offenen Lagerfeuer gekocht. Drei Wochen waren wir nur in der Natur, danach haben wir weitere siebenWochen an einem Haus gearbeitet und dort einen Lehmofen gebaut. Nach denWochen imWald war alles andere leicht. Was hat besonderen Spaß gemacht? Eigentlich die ganze Zeit, wir hatten es immer lustig. Was hast du vermisst? Meine Kollegen. Ich habe schon ein bisschen Heimweh gehabt. Welche Erfahrungen hast du gemacht? Ammeisten gewundert habe ich mich, dass ich mich auf die Arbeit gefreut habe. Immer, wenn ich amMorgen aufgestanden bin, habe ich mich darauf gefreut. Wo hat dir dein Betreuer besonders geholfen? Beim Ausdrücken meiner Emotionen, ich habe früher immer alles in mich hineingefressen und es nicht herausge­ lassen. Wie war das vor eurer Rückkehr? Worauf hast du dich gefreut? Was hat dir ge- fehlt? Was waren deine Befürchtungen? Auf meine Familie habe ich mich gefreut. Es war schön zu sehen, dass sich die Familie auch bemüht und sich verändert – nicht nur ich. Bei meinen Eltern hat sich viel verän­ dert: Sie sprechen normal miteinander, unternehmen etwas zusammen. Das war vorher nicht der Fall – früher haben sie höchstens zwei Wörter miteinander gesprochen und dann waren sie schon gestresst. Es war auch das erste Mal seit ihrer Scheidung, dass sie zusammen im selben Auto angekommen sind – ich habe mich sehr gewundert und auch sehr gefreut. Gibt es eine besonders schöne Erinne- rung? Am Ende vom Kajak-Trekking war es am Abend am Lagerfeuer sehr lustig. Wenn du einenWunsch frei hättest, was würdest du dir für die Zukunft wün- schen? Dass ich nicht wieder ins alte Muster, jeden Tag Alkohol zu trinken und sonst nichts zu tun, zurückfalle. Dass es so bleibt wie jetzt. Im Nachhinein: Gibt es etwas, worauf du besonders stolz bist? Etwas, von dem du zum Beispiel nicht gedacht hättest, dass du es schaffst? Alles! Man findet sich dort selber und lernt durchzuhalten und bekommt Mut für Neues. Danke für das Gespräch. * Name von der Redaktion geändert. Mut für Neues“ Christoph* kurz nach seiner Rückkehr aus dem JIP-Auslandsaufenthalt im Interview

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