ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 17 übernehmen und die Zugehörigkeit in der jeweils eigenen Lebenswelt aufzu­ bauen und zu stärken. Die Angst nicht zu genügen Daniel ist nach außen gerichtet ein kom­ munikationsfähiger junger Mann, der weiß, was er will. Doch bereits das Fah­ ren mit einem unbekannten Bus scheint unmöglich zu sein. Vom Leben erwartet er sich eine Arbeit, die ihm Spaß macht und ihm die Realisierung seiner Lebens­ wünsche ermöglicht. Alle Bemühungen seinerseits (und trotz fachlicher Beglei­ tung), einen Arbeitsplatz zu finden, en­ den in der Schnupperphase. Vorgescho­ beneBegründungenundBefürchtungen lassen ihn den Job erst gar nicht richtig kennen lernen. Von außen betrachtet liegt die Vermutung nahe, dass Daniel arbeitsunwillig und bequem ist. Beim Reflektieren der Erfahrungen sei­ nes Scheiterns begegnet Daniel seinen Ängsten, seinem Unbehagen, „nicht okay zu sein“, die Erwartungen der Vor­ gesetzten nicht erfüllen zu können, weil er mehr Zeit und genaue Anleitungen braucht, um die von ihm geforderten Arbeiten entsprechend durchführen zu können. Dennoch kann Daniel sein großes Ziel, selbstbestimmt in einer eigenen Woh­ nung zu leben, umsetzen. Seit einem Jahr wohnt er in einer eigenen Woh­ nung und hat gelernt, seinen eigenen Haushalt nach seinen Vorstellungen zu organisieren. Das in problematischen Situationen und bei Angst gezeigte, oft störende Verhal­ ten ist lebensgeschichtlich geprägt und für die betreffende Person die bestmög­ liche Form, auf die Not aufmerksam zu machen und das innere Gleichgewicht zu stabilisieren. 5 Um eine Stabilisierung der Persönlich­ keit zu fördern und um destruktives Verhalten zu korrigieren, lenken wir die Aufmerksamkeit auf das, was der/die KlientIn erreichen will, auf das, was er/ sie verändern möchte (im Sinne einer Verbesserung seiner/ihrer Befindlich­ keit, seiner/ihrer Lebensqualität) und auf das, was noch fehlt und noch wach­ sen, werden sollte. 6 Zentrale Faktoren in der Beziehungsar­ beit des IfS-Fundament: • Die Regeln einer konstruktiven Kom­ munikation kennenzulernen und ein­ zuüben, einen zeitlichen Rahmen zu geben, zu lernen, zuzuhören, ausspre­ chen zu lassen, wiederholen und das Verstandene zurückzumelden, um die Grundlage eines wertschätzenden Umganges miteinander zu erarbeiten. • Die Dialogbereitschaft fördern, dabei zu lernen, die eigene Meinung einer anderen Person zu vermitteln, seinen Standpunkt zu festigen und zu vertre­ ten, Kritik anzuhören und zu integrie­ ren. • Gemeinsames Erarbeiten einer Struk­ tur, um Sicherheit zu geben und Stabi­ lität zu erlangen: Ein äußerer Rahmen kann helfen, eine innere Ordnung zu schaffen. Wohlgemeinte, geregelte Strukturen und Versorgungsleistun­ gen von Eltern, BetreuerInnen etc. ga­ ben bisher Sicherheit und Klarheit. Bei Übernahme der Eigenverantwortung und Selbstregulation entsteht Verun­ sicherung und Angst und wird daher gerne vermieden. • Ermutigen und Befähigen, Schonräu­ me schaffen. • Die Handlungsfähigkeit stärken – Handlungsblockaden lösen: durch re­ flektierende Gespräche die Auswirkun­ gen der eigenen Handlungen und des eigenen Verhaltens erfahrbar machen und einschätzen lernen. Den Klienten/ die Klientin dazu befähigen, die Kon­ sequenzen des Verhaltens zu tragen, geeignete Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln und sich als handelnden Menschen mit einer spürbaren Wirk­ samkeit für die Umwelt erleben. • Die Echtheit und Authentizität des Betreuers/der Betreuerin spielen als „Spiegel“ für den Klienten/die Klientin eine wichtige Rolle, um Rückmeldun­ gen über die Auswirkungen seines/ih­ res Verhaltens zu bekommen. DSA Judith Allgäuer und Mag.ª Ingeborg Loacker IfS-Fundament 1 Senkel, B. (2001), Die „Entwicklungsfreundliche Bezie- hung“, Zeitschrift Geistige Behinderung, S.1. 2 Senkel (2001). 3 Senkel, B. (2001), Die „Entwicklungsfreundliche Bezie- hung“, Zeitschrift Geistige Behinderung, S.12. 4 Senkel, B. (2001), Die „Entwicklungsfreundliche Bezie- hung“, Zeitschrift Geistige Behinderung, S.4. 5 Senkel (2001). 6 Greving,H.,Niehoff,D.,Bunk,U.,Huisken,J.,&Möllers, J. (2009). Bausteine der Erziehungswissenschaften, Psychologie, Soziologie.Troisdorf: Bildungsverlag EINS.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0