ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 23 Schulden entstehen oft imVerborgenen. Ebenso bleiben in vielen Fällen auch die Geschichten und der Leidensdruck dahinter ungesehen. Eine Gruppe des Studienzweigs Sozialarbeit an der FH Dornbirn setzte sich im Sommersemes- ter damit auseinander, sichtbar, hörbar und erfahrbar zu machen, was sich im Alltag nur zu gerne der Wahrnehmung entzieht. Die Semesterarbeit wurde ei- nem Fachpublikum präsentiert. Im Auftrag der IfS-Schuldenberatung entstand so eine Projektarbeit mit dem Titel „Schuld(en)gefühle“. Alleine die­ ses Wortspiel regt zum Nachdenken und Nachspüren an: Was könnte es für einzelne Menschen bedeuten, in ei­ ner Schuldenspirale festzusitzen? Was macht es mit ihnen?Welche Auswirkun­ gen haben Schulden auf die Gesund­ heit?Wie viele sind davon betroffen? Mit allen Sinnen erleben Die Ausstellung umfasst mehrere Stati­ onen zu dem Tabu-Thema Schulden, zu den Themen Überschuldung, Schulden­ spirale, Verlockungen und gesundheitli­ che Auswirkungen. Bei der Ausarbeitung wurde darauf ge­ achtet, dass möglichst alle Sinne mit einbezogen werden. Und das ist auch gelungen. So kommt es zum Beispiel, dass ein Plakat erst mit Hilfe einer UV- Lampe seine wahre Botschaft preis gibt. Eine weitere Station – ein Berg aus Geld – sieht auf den ersten Blick faszinierend und wünschenswert aus, doch dass so mancher auf einem ebensolchen Berg aus Schulden sitzt, das lässt verstum­ men. Mit Hilfe moderner Technik ent­ stand ein so genanntes Exekutionshaus. Wer ein bisschen länger dabei verweilt, der erlebt, wie sich das Innenleben eines Wohnhauses verändert, wenn die Schul­ denfalle einmal zugeschnappt ist. Nicht zuletzt wurden auch Interviews von Klientinnen und Klienten der IfS-Schul­ denberatung aufgearbeitet und bringen auf diese Weise akustisch nahe, welche Erlebnisse vor und während eines Pri­ vatkonkurses gemacht wurden. Schuldenprobleme und deren Auswir­ kungen werden von vielen nur wenig wahrgenommen und Betroffene leben am Rande der Gesellschaft. Mit dieser Ausstellung wird einem Thema und den Menschen dahinter Raum gegeben. Ein Angebot zum Innehalten, Nachden­ ken, sich Auseinandersetzen. ● Schuld (en) gefühle Eine Projektarbeit, die zum Nachdenken anregt Marga Muxel-Moosbrugger IfS-Schuldenberatung marga.moosbrugger@ifs.at Buchtipp DDr. Nikolaus Dimmel: Recht haben und Recht kriegen Arbeitsbuch Sozialhilfe und Bedarfsorientierte Mindestsicherung Geschrieben und gedruckt wurde das Buch kurz vor Inkrafttreten der Bedarfso­ rientierten Mindestsiche­ rung am 1. September 2010. Das ist wichtig, weil noch alte Formulierun­ gen verwendet werden, ändert aber nichts an der Aktualität der Inhalte und der Brisanz des Themas. Nikolaus Dimmel hat, wie er selbst schreibt, ein parteiliches Buch ge­ schrieben. Er belegt anhand von sta­ tistischen Zahlen, dass von den etwa 450.000 akut Armen in Österreich nicht einmal die Hälfte Leistungen der Sozialhilfe in Anspruch nimmt und dass selbst die Inanspruchnah­ me von Sozialleistungen noch kein Garant dafür ist, der Armut zu ent­ kommen. Konzipiert und gegliedert ist das Buch als Arbeitsbuch, als Leitfaden, um sich in der komplexen Materie sozialer Hilfen zurechtzufinden. Neben einem Einführungskapitel finden sich Erläuterungen über die Definition von Notlagen, Hinweise, wann ein Rechtsanspruch auf Unter­ stützung besteht, oder die Klärung der Zuständigkeit bei Anträgen. Die Rechte und Pflichten im Ermittlungs­ verfahren, der Ablauf des Beweisver­ fahrens und die Ziele,Grundsätze und Prinzipien der Leistungsbemessung werden genauso beschrieben wie die Thematik des Bescheides oder die Problematik von Regressfragen. Ein Buch, das vor allem für Praktike­ rInnen der Sozialen Arbeit hilfreich ist und als Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch dienen kann. Peter Kopf IfS-Schuldenberatung von Nikolaus Dimmel 2011 Studien Verlag Innsbruck ISBN 978-3-7065-4893-9

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