ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 4 Was verstehen Sie unter Angst? Alltagssprachlich gesehen wären die Begriffe „Angst“ und „Furcht“ von­ einander zu unterscheiden.Während die Furcht sich auf eine konkrete Bedrohung bezieht, ist mit Angst ein unbestimmtes, ungerichtetes Gefühl von Bedrohung gemeint. Die Angst gehört von Geburt an unvermeidlich zum Leben von uns Menschen. Sie tritt als normale Reaktion in objektiv oder subjektiv bedrohlichen Situationen auf. So erlebt in weiterer Folge jede Person ihre persönliche, individuelle Form bzw. Abwandlung der Angst. Das heißt, es ist immer eine persönliche Prägung damit verbunden, welche mit unseren individuellen Lebensbedingungen, mit unseren Anlagen und unserer Umwelt in Zusammenhang steht. Ist Angst nicht bis zu einem gewissen Grad eine normale Reaktion? Grundsätzlich ist die Angst eine nor­ male Reaktion von uns Menschen und nicht jede Angst ist gleich als krankhaft zu betrachten. Generell tritt sie immer dann auf, wenn wir uns in einer Situa­ tion befinden, der wir nicht oder noch nicht gewachsen sind. Sie ist quasi ein Warnsignal, das uns vor einer potenzi­ ellen Gefahr schützen soll. Gleichzeitig ist auch der Impuls damit verbunden, die Angst zu überwinden. Je nach Intensität dieser Angst kann sie uns in weiterer Folge zu zielgerichtetem und zweckmäßigem Handeln führen oder auch lähmen. Haben heute mehr Menschen Angst als früher? Ängste gibt es sei jeher – unabhängig von der Kultur oder dem Entwicklungs­ stand eines Volkes oder einer Person. Sie gehört sozusagen zu unseren Urinstink­ ten.Worin sich die Ängste von heute zu jenen von früher unterscheiden, sind lediglich die Auslöser derselben.Wäh­ rend die Menschen in früheren Zeiten vermehrt Ängste vor Naturgewalten und -phänomenen hatten, denen sie ausgeliefert schienen, lassen sich heute beispielsweise eher Ängste beobachten, die Folge unseres menschlichen Tuns und Handelns sind (z.B. lebensbedro­ hende Keime oder Viren, Verkehrsun­ fälle, atomare Zwischenfälle usw.). Es haben sich also kurz gesagt nur die Auslöser der Ängste verschoben. Warum haben Menschen Angst und welche Ursache können Angststörungen haben? Angststörungen machen sich meist schon in der Kindheit oder Jugend, spä­ testens aber im frühen Erwachsenen­ alter bemerkbar. Grundsätzlich zeigen sich Ängste ja immer in Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen oder die eine Gefahr für uns darstellen könnten. Die Grenzen zwischen einer „normalen“ und einer „symptomwer­ tigen“ Angst sind allerdings meist fließend. So können sich beispielsweise aus natürlichen Ängsten im Laufe der Zeit irrationale Ängste entwickeln, die eine realistische Einschätzung einer Situation oft nicht mehr ermöglichen. Wird dann die Person durch ihr ängst­ liches Verhalten immer stärker einge­ schränkt, so wird sie diesen Zustand irgendwann mit großer Wahrschein­ lichkeit als belastend erleben. Die genauen Ursachen der Angst­ störungen sind immer individuell zu betrachten und zu sehen, denn die Auslöser der Ängste können vielfältig sein. So können beispielsweise Kinder Ängste vor der Dunkelheit, der Ein­ samkeit oder bösen Zauberern haben, während Erwachsenen unter Umstän­ den das Benutzen eines Fahrstuhls oder einer Seilbahn oder das Durchführen von Besorgungen aufgrund ihrer Angst nicht möglich ist. Grundsätzlich werden Angststörungen in drei Gruppen un­ terteilt: die Phobien, die generalisierte Angststörung und die Panikstörungen. Phobien richten sich meist gegen bestimmte – meist harmlose – Situatio­ nen wie Spinnen, Höhe, Menschenmen­ gen oder andere gelegentlich auftre­ tende Situationen. Bei der generalisierten Angst handelt es sich um über mehrereWochen und Monate hinweg andauernde, diffuse Ängste und Befürchtungen, deren Aus­ löser alltägliche Probleme und Ereignis­ se sein können. Angst gehört unvermeidlich zum Leben Andreas Bertolini im Gespräch mit Mag. Margot Küng, Mitarbeiterin der IfS-Diagnostik „ Während die Menschen in frü- heren Zeiten vermehrt Ängste vor Naturgewalten und -phäno- menen hatten (...), lassen sich heute eher Ängste beobachten, die Folge unseres menschlichen Tuns und Handelns sind. “

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