ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 5 Das Kennzeichen von Panikstörungen ist, dass sie plötzlich, ohne konkreten äußeren Anlass auftreten, innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt erreichen und dann für gewöhnlich 10 bis 30 Minuten andauern. Wie äußern sich Angststörungen? Die allgemeinen Symptome von Angst­ störungen sind ebenso wie deren Ur­ sache vielschichtig und nicht uniform. Es können sich sowohl seelische als auch körperliche Beschwerden zeigen. Symptome auf körperlicher Ebene wären beispielsweise Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, Schwindel, Benommenheit, Magen-Darmproble­ me, Atembeschwerden, Brustschmer­ zen oder auch ein allgemeines Beklem­ mungsgefühl. Mit welchen Angststörungen haben Sie in Ihrer Arbeit zu tun? Der Alltag in der Psychodiagnostik des IfS beinhaltet grundsätzlich die Abklärung jeglicher psychischer und psychosomatischer (Leidens-)Zustände einer Person. ImVerlauf einer testdi­ agnostischen Abklärung können sich unter Umständen auch Hinweise für eine Angststörung zeigen. Bei der Dia­ gnosestellung spielt das Anamnesege­ spräch, in welchem sich Symptome als erste Anhaltspunkte einer Erkrankung zeigen können, eine wichtige Rolle. Um in weiterer Folge körperliche Symptome von organischen Erkrankungen abgren­ zen zu können, wird dann eine zusätz­ liche körperliche Untersuchung – eine sogenannte Ausschlussdiagnostik – empfohlen bzw. in dieWege geleitet. Erst wenn körperliche Krankheiten aus­ geschlossen werden können, kann die konkrete psychodiagnostische Klärung abgeschlossen werden. In der täglichen Arbeit als DiagnostikerIn lassen sich bei Kindern beispielsweise oft Schulängste erkennen, deren Ursachen unterschied­ lichster Natur sein können. Im Erwach­ senenalter zeigen sich hingegen oft Ängste verbunden mit Begleiterkran­ kungen wie z.B. Depressionen. Welche Folgen können Angstreaktionen für die Betroffenen haben? Werden Angststörungen nicht behan­ delt, so können diese chronisch werden und in weiterer Folge zu sekundären Depressionen, Suchtverhalten, sozialer Isolation und einer Selbstmordneigung führen. Zudem kann das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Magen-Darmerkrankungen zunehmen. Man kann sich also vorstellen, dass da­ mit auch die Lebensqualität der Person massiv beeinträchtigt wird. Ab wann, denken Sie, wird Unterstüt- zung benötigt bzw. welche Behandlun- gen und Therapiemöglichkeiten gibt es? Immer dann, wenn eine Person unter ihrer Angst leidet bzw. diese ihre Le­ bensqualität massiv einschränkt, sollte Hilfe von außen gesucht werden. Der Leidensdruck variiert dabei von Person zu Person. Auf psychischer Ebene werden die Angstzustände vor allemmit Ent­ spannungstechniken und / oder im Rahmen einer Psychotherapie behan­ delt. Zusätzlich kann eine begleitende medikamentöse Behandlung mit Be­ ruhigungsmitteln, Antidepressiva oder Betablockern hilfreich sein. Haben Menschen mit Behinderung auf- grund ihrer Behinderung mehr Angst? Ich persönlich glaube nicht, dass Menschen aufgrund ihrer Behinderung generell mehr Angst haben. Erfah­ rungsgemäß aber lässt sich erkennen, dass es Menschen mit Behinderung oft schwerer fällt, Unsicherheiten oder Sorgen anderen Personen gegenüber verbal zu äußern und dadurch immer wieder Missverständnisse auftreten können bzw. das Verhalten fehlinterpre­ tiert wird. Andreas Bertolini Mein Name ist Andreas Bertolini. Ich wurde am 14. Jänner 1967 in Salzburg geboren. Seit 1986 bin ich im medizinischen Zentrallabor in Feldkirch beschäftigt. Ich habe einen geschützten Arbeits­ platz, da ich mit acht Monaten mit meinem Großvater die Stiege hin­ unter gestürzt bin und ein schweres Schädelhirntrauma erlitt. 1993 bekam ich die Möglichkeit, in eine vom IfS-Fundament neu gegrün­ dete und teilbetreute Wohngemein­ schaft in Bludenz zu ziehen. Das war für mich ein großer Schritt. Ich lernte meine Fähigkeiten zu erweitern und mich auf ein selbständiges Leben vorzubereiten, mit dem Ziel in eine eigene Wohnung ziehen zu können. Im Jahr 2000 ist mir das dann auch gelungen. Kurzbiografie Fortsetzung Seite 6 „ Werden Angststörungen nicht behandelt, so können diese chronisch werden und in weite- rer Folge zu sekundären Depres- sionen, Suchtverhalten, sozialer Isolation und einer Selbstmord- neigung führen. “

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0