ifs_zeitschrift_2-11

www.ifs.at Seite 6 Ist Angst ein Tabuthema in der Gesell- schaft? Fällt es Menschen schwer, über ihre Ängste zu sprechen? Angst ist in unserer Leistungsgesell­ schaft natürlich in gewisser Weise ein Tabuthema. Der Mensch von heute soll­ te möglichst jung, dynamisch und leis­ tungsfähig sein.Will er oder sie sich im Job beweisen, so sollte möglichst keine Angst gezeigt werden. Und wenn doch, so sollte man sie sich nicht anmerken lassen oder gar darüber reden. Wissen Sie von bekannten Persönlich- keiten, die Angstzustände haben oder hatten? David Beckham (Fußballspieler) er­ zählte in einem Interview, dass er eine Zwangsstörung habe, bei der er Gegen­ stände in Linien oder Paaren anordnen müsse. Michael Jackson † (Sänger) litt an Panikattacken und wurde deswegen behandelt. Dies bestätigte der Autor seiner Biographie. Außerdem hatte Jackson eine Bakterien-Phobie. Nicole Kidman (Schauspielerin) berich­ tete in einem Interview, dass sie bei Filmpremieren, wenn eine Kamera auf sie gerichtet sei, an Panikattacken mit Zittern und Atemproblemen leide. Sir Laurence Olivier † (Schauspieler, Regisseur) erzählt in seiner Biographie, dass er fünf Jahre lang an einer Sozia­ len Phobie litt, die dadurch entstand, dass er Angst bekam, sich nicht an seinen Text erinnern zu können. Wynona Rider (Schauspielerin) litt schon in ihrer Jugend an Panikattacken und Depressionen und war in einer psychiatrischen Klinik. Barbara Streisand (Sängerin) sang 27 Jahre aufgrund ihrer Sozialen Phobie nicht mehr. Sie vergaß bei einem Kon­ zert einmal den Text und trat von da an nicht mehr auf, aus Angst sich noch einmal zu blamieren. Vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Andreas Bertolini Klient des IfS-Fundament, der sein Hobby „Interviewen“ in den Dienst der IfS-Zeitung stellt. Mag. Margot Küng Mitarbeiterin des Fachbereiches IfS-Diagnostik Ausbildung: Klinische, Gesundheits- und Arbeits­ psychologin sowie Pädagogin, seit 2006 beim IfS tätig Angst ist ein alltägliches Gefühl, das als Signal vor einer realen Gefahr ein not- wendiges Regulativ für unser Verhalten darstellt. Allerdings gibt es auch Ängs- te, die sich nicht auf eine Gefahr von außen, sondern auf einen psychischen oder sozialen Reiz beziehen, dem eine subjektive Bedeutung zugeschrieben werden muss. Dabei kann es zu Über- steigerungen kommen, die zu unter- schiedlichen Formen der Angst führen können, die, wenn sie sich verfestigt, krankhafte Züge annehmen kann. Ganz allgemein lassen sich Ängste in folgende Gruppen einteilen: • Diffuse Ängste Unter diffuser Angst versteht man eine beständige, langdauernde, unange­ messene Angst und Besorgnis, welche sich auf unterschiedliche Alltagssitua­ tionen bezieht. Die Gedanken kreisen stetig um Befürchtungen, was alles passieren könnte. Diffuse Ängste wer­ den oftmals von körperlichen und psy­ chischen Angstsymptomen begleitet. • Panikattacken Bei Panikattacken handelt es sich um spontan – quasi aus heiterem Himmel – auftretende Angstattacken, die sich nicht auf ein spezifisches Objekt oder eine spezifische Situation beziehen. Solche Angstanfälle beginnen plötzlich, erreichen nach einigen Minuten ihren Höhepunkt und werden von intensiven körperlichen Symptomen begleitet. • Phobien Phobien sind sogenannte gerichtete Ängste. Als Auslöser gelten spezifi­ sche Situationen oder Objekte wie z.B. Spinnen, Gewitter, Spritzen, Flugzeuge, Höhe oder auch Prüfungen. Im Gegen­ satz zu diffusen Ängsten und Panikat­ tacken wissen Betroffene bei Phobien, wodurch diese ausgeprägten Angstzu­ stände ausgelöst werden. • Zwänge Zwangsstörungen sind gekennzeich­ net durch Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen.Diesedrängensich den Betroffenen auf, sie können sich den Gedanken, Vorstellungen, Impul­ sen und Handlungen nicht entziehen, obwohl sie als sinnlos, unangenehm und quälend empfunden werden. Es entstehen stereotype, in ihremAusmaß unsinnige Handlungsweisen. Häufig führen diese Störungen zu: • Körperlichen Beschwerden ohne orga­ nisch begründete Ursache • Depressionen • Vermeidungsverhalten • Abhängigkeitsverhalten(vonSubstan­ zen, Personen oder Umgebungen) Fortsetzung von Seite 5 Lösungswege aus der Angst Beratung und Psychotherapie

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