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www.ifs.at Seite 25 25 Jahre – ein Vierteljahrhundert – ist es nun her, seit die IfS-Beratungsstelle Bludenz das Projekt „Sozialpädagogi- sche Familienarbeit“ startete. Dieses schlug einen damals für Vorarlberg völ- lig neuenWeg der Hilfe für Familien ein: „Unterstützung der Erziehung“ anstatt „Volle Erziehung“ hieß es im Fachjargon und wurde fortan von der IfS-Familien- arbeit, so der Name des Fachbereiches, der sich aus diesem Projekt entwickelte, erfolgreich umgesetzt. Ziel der 1987 gegründeten „Sozialpäda- gogischen Familienarbeit“ war es, Eltern ambulant in ihren Erziehungsaufgaben zu unterstützen und damit Kindern die Chance zu geben, in ihrer – wenn auch schwierigen – Herkunftsfamilie anstatt getrennt von den Eltern in Pflegefami- lien aufwachsen zu können. Gemein- sam mit der Bezirkshauptmannschaft Bludenz wurden „bedürftige“ Familien ausgesucht, die dieser speziellen Art der Unterstützung bedurften und denen man sich fortan intensiv widmete, in- dem man Hausbesuche anbot und auf deren besondere Situation einging. Das Modell der ambulanten Familien- hilfe war in Vorarlberg neu. Die Mit- arbeiterInnen sammelten vorab in Deutschland praktische Erfahrungen. Zudem wurde das Projekt über drei Jah- re hinweg wissenschaftlich vom Deut- schen Jugendinstitut begleitet. In den ersten Jahren gestaltete sich die Arbeit als nicht einfach: Das Jugendamt der Bezirkshauptmannschaft und das IfS mussten gemeinsame Konzepte entwi- ckeln und diese koordinieren. Außerdem waren die fachliche Arbeit zu verbessern und neue Therapiemodelle anzuwen- den. Schließlich durfte die Hilfestellung nicht allein und isoliert auf die betreute Familie reduziert werden. Es galt, einen Brückenschlag zu gesellschaftlichen Aktivitäten herzustellen, der präventive Wirkung haben sollte. Anfang der 1990er Jahre hatte sich die Familienarbeit neuen Herausforderun- gen zu stellen: Das Land Vorarlberg be- schloss, den ambulanten Bereich der Familienbetreuungmassiv aus- und auf- zubauen. Dies führte 1991 zur Gründung der sogenannten Familiendienste, wel- che in Feldkirch und Bludenz vom IfS, in den Bezirken Bregenz und Dornbirn vom Vorarlberger Kinderdorf übernommen wurden. Damit waren zwei Teilbereiche des IfS, nämlich die „Familienarbeit“ und der „Familiendienst“, ausschließlich mit den von den Jugendämtern zugewiese- nen Fällen betraut. Die Rahmenvereinbarungen regelten die Kommunikationsabläufe zwischen IfS-Familienarbeit, dem Land und den zuweisenden Bezirkshauptmannschaf- ten. Diese neue Form von Kooperation öffentlicher und privater Stellen war notwendig geworden, weil sich die Rah- menbedingungen für die Jugendwohl- fahrt stark geändert hatten:Mit der Auf- lösung der klassischen, traditionellen Familienformen ergab sich ein steigen- der Bedarf an Hilfe, Beratung und Unter- stützung für Kinder, Jugendliche und Er- ziehungsberechtigte. Außerdem waren die Anforderungen und Erwartungen an die fachliche Qualität der Sozialarbeiter­ Innen gestiegen. Die organisatorische wie inhaltliche Neuorientierung hatte zur Folge, dass eine moderne, familien- zentrierte und auf Vorbeugung ausge- richtete Jugendwohlfahrt entstand, die hauptsächlich im ambulanten Bereich arbeitete. 1995 wurde die IfS-Familien- arbeit aus dem IfS ausgegliedert und zu einer eigenen GmbH. Netz für Kinder Die IfS-Familienarbeit begann im Jahr 1995 mit den Aufbauarbeiten für den Förderkreis „Netz für Kinder“, der sich 1996 alsVerein konstituierte.Die Initiato- rInnen des Konzepts, bestehend aus en- gagierten Personen aus verschiedensten Berufssparten, strebten drei Hauptziele an: Den Aufbau einer ehrenamtlichen Kinder- und Jugendhilfe als Ergänzung zu professionellen Diensten, die Grup- penarbeit mit gefährdeten Kindern und seit 2011 die ganzjährige Tagesbetreu- ung talENTE für Kinder, die von den Ju- gendämtern zugewiesen werden. Nachfrage steigt kontinuierlich Unterstützte man 1997 neun Familien, so werden heute mehr als 200 Familien regelmäßig zuhause aufgesucht. Dies macht deutlich, dass der Bedarf an Un- terstützung von Seiten der Jugendäm- ter kontinuierlich steigt. Auch eine Reihe notwendiger Ergän- zungsdienste wurden von der IfS-Fami- lienarbeit entwickelt: - Der Familienkrisendienst für notwen- dige Einsätze in Zeiten, in denen die Ju- gendwohlfahrt nicht geöffnet ist - Die IfS-Besuchstreffs in Bludenz, Feld- kirch und Dornbirn für Kinder und getrenntlebende Elternteile, wenn Pflegschaftsgerichte ein „begleitetes Besuchsrecht“ anordnen - Das Angebot „früh.start“ als präventive Unterstützung junger Eltern - Das Projekt „trotz allem vernetzt“ zur gezielten Förderung der sozialen Ver- netzung von Familien, die an der Ar- mutsgrenze leben - Initiative zur Gründung eines Dachver- bandes aller österreichischen Jugend- wohlfahrtseinrichtungen (DJÖ) Die Entwicklung der IfS-Familienarbeit macht deutlich, dass Hilfe häufig nicht allein mit dem Angebot von Beratungs- gesprächen erreicht werden kann, son- dern dass proaktives Zugehen auf die unterstützungsbedürftigen Menschen erforderlich ist. ● Wenn Beratungsgespräche nicht ausreichen 25 Jahre IfS Familienarbeit

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