ifs_zeitung_2_12
50 Jahre IfS – seit 1962 ist wahrlich viel Zeit vergangen, un- sere Welt hat sich grundlegend verändert! Mit all den gesell- schaftlichen und politischen Strömungen – man denke nur an die Studentenbewegung, die Emanzipation, den Fall der Berliner Mauer und das Zusammenwachsen Europas – mit all den technischen und wissenschaftlichen Errungenschaf- ten – die Mondlandung, der Beginn des Computer- und auch des Handyzeitalters – mit all diesen Ereignissen und mit dem Fortschritt ist auch einWertewandel verbunden. Heute, nach- dem wir die Jahrtausendwende zunächst unbeschadet über- standen haben, dann aber das Wirtschaftsystem weltweit ins Wanken und der Euro in eine Krise geschlittert ist, gelten in unserer Gesellschaft andere Werte und Normen als noch vor einem halben Jahrhundert. Und was hat das mit dem IfS zu tun, werden Sie sich jetzt fra- gen. In all den Jahren stand das IfS für klare Werte und wird diese auch in Zukunft vertreten, um bei negativen Auswirkun- gen der gesellschaftlichen Entwicklung gegensteuern und helfen zu können. Doch welches sind diese Werte, die hinter dem sozialen Engagement stehen?Welches ist die Idee hinter dieser sozialen Organisation? Und wofür tritt diese ein? Seit jeher gilt im IfS der Grundsatz, über Probleme nicht lange zu diskutieren, sondern rasch Lösungsmöglichkeiten zu erar- beiten und diese auch umzusetzen. Dabei müssen Lösungen nicht immer den gängigen Normen entsprechen, sondern dürfen ruhig auch unkonventionell sein.Wichtig ist es, im Sin- ne der KlientInnen innovativ zu denken, denn neue wie auch altbekannte Problemstellungen bedürfen immer wieder neu- er Antworten. Mit jedem einzelnen Klienten müssen jeweils entsprechende Lösungsansätze entwickelt und Perspektiven erarbeitet werden: konkret, individuell und in machbaren Schritten. Denn jeder Einzelne wird in seiner Individualität ge- achtet, wertgeschätzt und ernst genommen. Ziel jeder Arbeit im IfS ist es, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Es gilt, die Eigenständigkeit der KlientInnen zu erhalten bzw. diese so rasch als möglich wieder herzustellen. Grundlegend ist der präventive Gedanke. Wir möchten den Menschen dort Hilfe anbieten, wo sie diese (noch) eigenständig holen kön- nen. Zudem setzt das IfS auf Qualität und Professionalität der MitarbeiterInnen, die äußerst kompetent Hilfestellungen an- bieten können und diese auch rasch umsetzen. Und wir tun unser Bestes, um all diese Ziele trotz begrenzter finanzieller Mittel zu erreichen. Das IfS tritt für eine solidarische Gesellschaft ein, in der jeder – egal mit welchem Lebensmodell – seinen Platz hat, in der sich viele aktiv einbringen können und in der die Schwächeren geschützt werden. In subsidiärer Verantwortung gegenüber dem Land Vorarlberg tragen wir so entscheidend zum sozialen Frieden bei! ● Walter Kempowski, deutscher Autor, schrieb in seiner Lebensrückschau von „vergewissern“ und „erinnern“: In sein Leben zurückzuschauen und sich vergewissern, was man an Begebenheiten imGedächtnis behalten hat. Sich zu erinnern an Zusammenhänge von Ursachen und Fol- gen, an Erfolge und Rückschläge, an das, warum es ist, wie es ist, warum so geworden ist. Mittels dieser zwei Begriffe – „vergewissern“ und „erinnern“ – lässt sich auch die Geschichte des IfS betrachten. Vor fünf Jah- ren, zum 45-jährigen Bestehen, hat Prof. Dr. Gerhard Wanner umfangreich recherchiert,geordnet,übersichtlich aneinander- gereiht, um so den LeserInnen der IfS-Geschichte beim Verge- wissern zu helfen, wie das Lebensbild des IfS denn geworden ist. Erkennbar wird es an seinem wahrnehmbaren organisa- torischen Profil, an seinen gewachsenen Strukturen und An- geboten. Vergewissern ist die Frage nach dem „Was ist quasi im Ge- dächtnis des IfS geblieben“. Das Erinnern aber ist die Frage nach dem „Warum das so geworden ist“. Die IfS-Geschichte nennt zunächst die Namen von Persönlichkeiten, die vor ei- nem halben Jahrhundert Augen und Ohren offen hatten für Entwicklungen im unmittelbaren Lebensumfeld, auch solche, die ihnen Sorge machten. Es blieb aber nicht beim Erstau- nen, bei Ratlosigkeit oder Klagen. Sie machten sich außerhalb mancher bisher gewohnter Formen und Normen auf noch unbekannte Wege. Vieles war mutig, manches war geradezu gewagt, abenteuerlich, um nicht zu sagen jenseits alles Übli- chen – ja: Erlaubten. Die IfS-Geschichte erinnert weiter eindrücklich daran, dass mit dem wachsenden materiellen Wohlstand der Menschen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts parallel gerade nicht – wie von vielen erwartet und als ganz selbstverständlich vorausge- sagt – auch die Chancen auf ein glückendes, erfüllendes Leben gewachsen sind. Das bezeugen die ständig wachsenden Auf- gabenbereiche im IfS nachdrücklichst. Die Geschichte zeigt ohne Scheu Seite um Seite Defizite an Lebensqualität für viele in unserem Lebensumfeld. Die Geschichte und Entwicklung des IfS ist nur zur Hälfte eine Erfolgsgeschichte – nämlich aus der Perspektive des wach- senden und spezialisierten Angebots. Was die andere Hälfte betrifft – aus Sicht der Ratsuchenden – wehre ich mich gegen den Begriff „Erfolgsgeschichte“. ● Zitiert aus der Ansprache anlässlich der Buchpräsentation „Die Geschichte des IfS-Vorarlberg“ (2007) Vergewissern und Erinnern Im Dienste der Menschen im Lande Dr. Hans-Peter Bischof IfS-Präsident seit 2008 Prof. Hans Sperandio IfS-Präsident von 1981 bis 1995
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0