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www.ifs.at Seite 7 bald hatten wir einen kleinen Kreis von Personen gefunden, die mit dieser Idee etwas anfangen konnten und sich bereit erklärten mitzuarbeiten: Gerda Schelling, eine ehemalige Fürsorgerin, Edwin Böhler, Abteilungsleiter bei den Textilwerken Hämmerle, und Siegfried Lingenhel, Mitarbeiter im Amt der Landesregierung.Wir gründeten einen Verein, die Arbeitsgemeinschaft für private Jugendfürsorge. Rudolf Am- man übernahm den Vorsitz und Gerda Schelling Finanzen und Schriftführung. In der Folge sind dann noch weitere da- zugekommen: u.a. Kaplan Bonetti vom Haus der jungen Arbeiter und Herbert Tschofen. Der Anfang war mühsam, es lief alles zäh. Einmal standen wir kurz vor der Liquidation. Edwin Böhler rettete damals die Arbeitsgemeinschaft.Wir trafen uns zu vielen Sitzungen, bis wir endlich so weit waren und wussten, in welchen Bereichen wir als erstes aktiv werden wollten. Begonnen haben wir schließlich mit der Nachbetreuung von Jugendlichen, die aus der Anstalt Jagd- berg entlassen wurden. Die Jugendli- chen sollten betreut werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Zuerst wollten wir freiwillige Helfer gewinnen, die sich dieser Aufgabe widmeten. Das war aber nicht die Lösung. Schlussendlich kamen wir zur Auffassung, dass diese Aufgaben nicht „ehrenamtlich“ gemacht werden konnten, es musste mit professionellen Kräften gearbeitet werden. Das war dann der eigentliche Beginn, nun ging es aufwärts. Die erste hauptberufliche Kraft war Karl Huber. Als Buchhalter und Pfadfinderführer brachte er die notwendigen Voraussetzungen mit, um die anstehenden Angelegenheiten zu besorgen. Da er gleichzeitig auch die Aufgaben des Arbeitskreises für Vorsorgemedizin erledigte, entstand kein großer Aufwand. Das Büro befand sich damals in Bregenz, Gerberstrasse 4. Damit war auch der Zeitpunkt gekom- men, an dem Sepp Büsel die Geschäfts- führung der Arbeitsgemeinschaft übernahm. Er war, wie sich herausstell- te, ein Glücksfall. Gleichzeitig haben wir auch die erste Sozialarbeiterin Rita Ilg (Halmer) eingestellt. Nun kam die Arbeitsgemeinschaft auf eigene Füße. Das war die Zeit, in der ich versuchte, Hedwig Gmeiner zu gewinnen. Sie war mir seinerzeit als Heimleiterin des Mäd- chenheimes in Rankweil aufgefallen und hatte frühzeitig erkannt, dass gute Arbeit nur in der Kleingruppe geleistet werden kann. Es war der Beginn der klei- nenWohngruppen, die sie später auf- und ausbaute, eine Betreuungsform, die gesamtösterreichisch Aufsehen erregt hat und auch in anderen Bundesländern übernommen wurde. Die Dienste wurden weiter ausgebaut. Das war die große Zeit von Sepp Büsel und Hedwig Gmeiner. Später wurde die Arbeitsgemeinschaft in Institut für So- zialdienste (IfS) umgetauft. Nun hatten wir einen fachlich fundierten privaten Wohlfahrtsdienst. Das IfS ist schnell ge- wachsen. Es konnte nun auch die erste Psychologin Dr. Erika Neumann einge- stellt werden. Dieses rascheWachstum brachte naturgemäß auch erhebliche organisatorische Probleme, die laufend bewältigt werden mussten. Ein Problem war u.a. das Rechnungswesen, das so nebenher erledigt werden musste. Helmut Bargetz hat sich dann dieser Aufgabe angenommen und auf besten fachlichen Stand gebracht. Als Sepp Bü- sel die anfallenden fachlichen Aufgaben der Jugendarbeit und die der Organisa- tion nicht mehr allein bewältigen konn- te, schlug er vor, Manfred Dörler, den wir von den Pfadfindern her kannten, als organisatorischen Leiter unter Vertrag zu nehmen. Nun folgte eine kontinu- ierliche Entwicklung. Das Dreierteam Büsel, Gmeiner, Dörler sorgte für eine schwungvolle Entwicklung.Wenn man einen Grundstock hat, zieht das andere – gute Leute – an. Ich müsste vermutlich noch eine ganze Menge anderer Leute anführen, möchte aber noch eins sagen: es ist eben ein Gemeinschaftswerk. Immer wieder wurden im IfS Chancen frühzeitig erkannt und oft unkonventio- nelle Ideen umgesetzt.Was waren/sind aus Ihrer Sicht sogenannte „Erfolgspro- jekte“? Alles.Wenn ich das eine oder andere in den Vordergrund stelle, dann ist das ungerecht den anderen gegenüber. Lediglich bei einem Bereich musste ich schmunzeln, als er begonnen wurde: die Schuldenberatung. Das passte auf den ersten Blick am wenigsten ins Ins- titut. Doch genau da zeigt sich, dass die ganzheitliche Schau doch eine wichtige Rolle spielt. Wenn etwas besonders hervorzuheben ist, dann sind es die dort tätigen Perso- nen, die das IfS zu einem wichtigen und tragfähigen Pfeiler unserer sozialen Landschaft im Lande entwickelt haben. Ihnen ist zu danken und vor allem auch Dr. Stefan Allgäuer, aber auch meinem Nachfolger im Amt der Landesregie- rung Dr. Ludwig Rhomberg. In diesem Zusammenhang scheint es mir wichtig, auf ein Problem hinzuwei- sen, das entscheidend für das Gelingen ist: Evaluation, Prüfen der Wirksamkeit aufbauend auf dem Einzelfall motiviert die handelnden Personen. Revision durch sachfremde Elemente kann jede Initiative zu Tode bügeln. Das Soziale, alles was den Menschen dient, ist nicht Pflicht, sondern das Normale, Alltag, Selbstverständlichkeit. Ist das so? Zwei Sätze dazu: „Nutzen stiften macht reich an Leib und Seele.“ „Wer liebt, sieht besser“, oft besser als die Professionellen. ● Danke für das Gespräch. Das Interview führte Dr. Julia Kleindinst.

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