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19 Winter 2013 Jahr positiver gestaltete, war das inhaltliche Ziel vorgegeben: Gefährdungen von Kindern abzuwen- den und auf deren Familien aktiv zuzugehen und nicht zu warten, bis sie sich freiwillig an der Bera- tungsstelle meldeten. Das taten die Eltern nämlich nur selten. Sie gingen zu den Familien hin, was wenn diese Familien nichts von ihnen wollten? Die Eltern wurden von den Jugendämtern behut- sam auf unser Kommen vorbereitet. Es kam schon vor, dass anfangs auch etwas Druck auf sie ausge- übt werden musste. Aber je mehr sie unsere Mitar- beitenden kennen lernten, desto mehr merkten sie, dass wir das Beste für ihre Kinder und auch für sie selbst als Eltern wollten. Es ist aber viel soziales Gespür und hohe Toleranz bei den fachlich ausge- bildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nötig, ummit Eltern und Kindern in eine gute Beziehung zu treten. Nur wenn dies gelingt, gelingt auch der Schutz für die Kinder. Die Fachpersonen in dieser Arbeit müssen selbst hoch motiviert sein, um Passivität oder Nachlässigkeit in den Familien auszugleichen. Die ifs Familienarbeit hat über 50 Mitarbeitende, die in den Bezirken Bludenz und Feldkirch tätig sind. Setzen sich im Rahmen ihrer Arbeit alle für den Schutz von Kindern ein? Im weiteren Sinne: Ja. Und es kommen noch über 50 ehrenamtlich tätige Menschen hinzu, die uns bei dieser Aufgabe unterstützen. Der größte Teil unserer Fachleute geht zu den Familien auf Hausbesuch. Der Bedarf an dieser Arbeit ist von Jahr zu Jahr gestiegen. Ein kleinerer Teil der Fachpersonen unterstützt im Projekt früh.start Risikofamilien bereits präventiv, d.h. ohne Ein- schaltung der Jugendämter. Andere führen sozial- pädagogische Wochenenden mit den Kindern oder ganze Wochen mit mehreren Familien gleichzeitig durch. Ganz besonders freut es mich, dass es mir dank der Spenden über das Netz für Kinder in den letzten Jahren noch möglich war, das Kinderhaus talENTE ins Leben zu rufen, eine ganzjährige Tagesbetreuung für gefährdete und weniger gefährdete Kinder in Feldkirch. Wie kamen das Netz für Kinder und die ifs Famili- enarbeit zusammen? Die Gründung des Netz für Kinder ist über die ifs Familienarbeit angeregt worden. Der jetzige Obmann des Netz für Kinder, Franz Abbrederis, und ich hatten vor 18 Jahren die Idee, einen Förder- kreis für die ständig wachsende Zahl von Kindern in Vorarlberg zu schaffen, die in ihrer gesunden Entwicklung bedroht sind. Einen Förderkreis, der Finanzmittel lukrieren sollte, um gezielt Pro- jekte für diese Kinder zu finanzieren, die von der ifs Familienarbeit durchgeführt werden. Dieser Förderkreis war und ist sehr erfolgreich. Er arbei- tet ehrenamtlich und hat ein weiteres Team von Ehrenamtlichen organisiert, die regelmäßig mit „unseren“ Kindern spielen, lernen und wertvolle Bezugspersonen für sie sind. Das Netz für Kinder finanziert seit Jahren auch zwei sozialpädago- gische Jahresgruppen, in denen diese Kinder soziale Defizite aufholen und wichtige Entwick- lungsschritte machen können. Und seit drei Jah- ren wird das Kinderhaus talENTE vom Netz für Kinder mitfinanziert. Ein Projekt im Bereich der Kinderbetreuung, dem ich große Bedeutung für die gesellschaftliche Zukunft beimesse. Warum? Weil im talENTE die Qualität der Betreuung der Kinder im Vordergrund steht. Gute Betreuung kann meines Erachtens nur über emotionale und gute Beziehungen zwischen den betreuten Kin- dern und den Erwachsenen stattfinden. Und gute Beziehung ist nur möglich, wenn je nach Anzahl der betreuten Kinder auch eine entsprechende Anzahl Pädagogen zur Verfügung steht – insbe- sondere wenn die Kinder noch sozial und emotio- nal dazulernen sollten. Da in unserer Gesellschaft die Erziehung mehr und mehr aus den Familien hinaus in Einrichtungen wie Krabbelstuben, Kindertagesstät- ten, Kindergärten, Ganztags- schulen etc. verlagert wird, ist es notwendig, dort auch die ent- sprechende Qualität zur Verfü- gung zu stellen. In diesem Sinne ist talENTE ein besonderes und nachahmenswertes Projekt. Es zeigt auf, wie qua- litative Betreuung selbst von schwierigeren Kin- dern gestaltet werden könnte und sollte. Auf jeden Fall braucht es genügend qualifiziertes Personal. Das kostet mehr, als unsere Gesellschaft bisher dafür aufwenden möchte. Aber wieviel ist uns die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft wert? Ziehen Sie sich mit Ihrer Pensionierung nun auch aus ihrem sozialpolitischen Engagement zurück? Aus jenem Teil sozialpolitischer Aktivität, die ich auf Grund meiner Geschäftsführung in einer „Es gibt über 11.000 Kinder in Österreich, die nicht mehr daheim wohnen kön- nen, weil sie dort massiv gefährdet sind.“

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