ifs_zeitschrift_2_13_sc
wie 26 Sich um die eigene Achse drehen, schnell, schnel- ler, vorerst nach rechts, dann Stopp und noch einige schnelle Drehungen nach links, immer schneller. Ein Lächeln im Gesicht drückt die Lust und das Wohlsein aus. Ein abrupter Stopp. Beim Zuschauen erinnere ich mich an das Bild eines tanzenden Derwisches. Marie Meier*, eine junge Frau, diagnostiziert mit frühkindlichem Autismus, gewährt manchmal ein Teilhaben an diesen freudvollen Momenten in ihrem Leben. Ich, die Zuschauerin, fühle mich beschenkt. Es gab eine Zeit in Frau Meiers Leben, in der sie sich so massiv selbst verletzte, dass ihr Leben bedroht war. Auch die sie umsorgenden Personen waren ihren verletzenden Attacken ausgesetzt. Eine medizinische, psychologische und pädago- gische Konsequenz war, Frau Meier mit „besonders schützender“ Kleidung zu versorgen und ihre Tagesstruktur so zu beschränken, dass möglichst wenig überfordernde Reize in ihr Sein drangen. Frau Meier integrierte Eishockeyhelm, wattierte Handschuhe und Overall aus dicht gewirktem Stoff in ihre Welt, sie bestand darauf, sie immer- fort zu tragen. Die Schutzkleidung war vielleicht notwendiger Rettungsanker in Momenten des an die Wände Rennens. Die Kehrseite war, dass Frau Meier in ihrer Außenwahrnehmung und in ihren Handlungsmöglichkeiten völlig eingeschränkt war und somit ihre Entwicklungskapazitäten dezi- miert, wenn nicht ausgeschalten wurden. Das begleitende Umfeld von Frau Meier erkannte, nachdem die lebensbedrohliche Phase über- wunden war, dass es für sie Zeit war, zu neuen Ufern aufzubrechen. Sie sollte einen Lebensplatz bekommen, der ihren individuellen Bedürfnissen entspricht, an dem sie einen Lernraum hat, der ihr Entwicklungspotential zulässt und optimal fördert. Zu diesem Zeitpunkt kam Frau Meier in das ifs Projekt SIB Autismus. Hier fand sie ein Team von multiprofessionellen Personen, das sich inten- sivst mit dem Sein von autistischen Menschen auseinandersetzt und zusätzlich in der Therapie methode nach Dr. Elvira Muchitsch geschult wurde. Der Erstkontakt zwischen den Betreue- rinnen des ifs und Frau Meier erfolgte bereits in ihrer vormaligen Wohngruppe. So wurde auch ein Kennenlernprozess eingeleitet. Während drei Wochen fuhr Frau Meier täglich von ihrer vormaligen Lebenswelt zum jetzigen „Daheim“, wobei die Verweildauer sukzessive ausgeweitet wurde. Dabei wurde sie von zwei „Marie drah di, drah di hoppsasa, drah di trallala ...“ ifs Sozialpsychiatrische Intensivbetreuung ermöglicht individuelle Entfaltung
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