ifs_zeitschrift_2_13_sc

27 Winter 2013 Betreuerinnen des ifs begleitet. Die Idee: Ein Bezie- hungsaufbau wurde eingeleitet und die begon- nene Beziehung wurde dann an den „neuen“ Ort übertragen. Im Frühjahr ist Frau Meier ins „neue Haus“ einge- zogen. Das therapeutische Team entschied sich, die Schutzkleidung nicht in das neue Lebens­ system zu übernehmen. Vorsorgende Maßnahmen in der Intensität der Begleitung von Frau Meier, in der Ausstattung der Räumlichkeiten und in der Bekleidung von Frau Meier waren vorweg getrof- fen worden. Vorrangiges Ziel war es, eine tragfähige Beziehung mit Frau Meier zu entwickeln. Der Rahmen dafür ist eine gleichbleibende Tagesstruktur, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Involvierungstherapie (nach Dr. Muchitsch) ist ein verhaltenstherapeutisches Interventions- programm, das wir in den Alltag integrieren, um die Beziehung mit Frau Meier auszubauen und in die kognitive, wie lebenspraktische Förderung einzusteigen: „Zu Beginn weist die Involvierungstherapie den Charakter einer Spieltherapie auf. Zunächst lässt sich der Therapeut in die Spiele des autistischen Kli- enten mit einbe- ziehen. Stereotype Tätigkeiten wie Lichtschalter- spiele, das Ver- setzen von Objekten in Pendel- oder Drehbewe- gungen werden so Ausgangspunkt und Verstärker für eine erwünschte Verhaltensveränderung. Nun werden die Spiele des Klienten schrittweise modifiziert, indem der Therapeut erwünschtes Verhalten sowie bestimmte Handlungsabläufe vor- oder zwischenschaltet. Weitere Programme, wie jene zum Erlernen der Kulturtechniken, sowie der Aufbau von Grundspielen erfolgen nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Demnach muss jede Übung der vorangegangenen möglichst ähnlich sein. So kann der Widerstand bei Klienten mit autistischen Verhaltensweisen gegenüber Veränderungen begrenzt werden. Es gilt der Grundsatz ‚je geringer die Umstellung, desto größer die Lernbereitschaft und -fähigkeit‘.“ (Muchitsch 2001, S.5) Durch diese spezielle Arbeit wollen wir die psycho- soziale Entwicklung von Frau Meier fördern und ihre Entfaltung gemäß ihrer Fähigkeiten respek- tieren, um so die Steigerung ihre Lebensqualität zu unterstützen. Gerade in der Entwicklungsphase des „Eintritts in die Erwachsenenwelt“ benötigt sie besonders viel Halt, Struktur und Begleitung – zum einen zur Gleicherhaltung der bekannten Umgebung und zum anderen um langsame harmonische Übergänge und Einleitung von Ablöseprozesse auszuhalten. Das therapeutische Setting beruht auf verhaltensthera- peutischem und förderpädago- gischem sowie neuropsycholo- gischemWissen. Dies bildet die Grundlage der Förderung und Rehabilitation in den Bereichen Arbeitstraining, kognitive und psy- chomotorische Förderung. Mit diesen Prinzipien haben wir einen Leitsatz in der Arbeit mit Frau Meier geprägt. „Marie, wir sind bereit, uns in dein ,Sein‘ zu involvieren, und deine Welt kennen zu lernen; wir lehren dich deine ,Sein-Welt‘ zu erweitern, du zeigst uns durch dein Handeln, wie unsere Interventionen bei dir ankommen, somit gehen wir täglich ein Stück dieses Weges.“ Auf diesemWeg, soll es für dich Marie noch viele Momente des Drehens geben – „Marie drah di, drah di hoppsasa, drah di trallala ...“ ○ * Der Name wurde von der Redaktion geändert. In bestimmten Textpassagen haben wir uns ent- schieden, von der Höflichkeitsform abzuweichen und das vertraute „Du“ zu verwenden, dadurch soll die Lebendigkeit des „in Beziehung sein“ dargestellt werden. Die Überschrift ist frei nach dem Liedtext „Liesl drah di, Liesl drah di, Liesl hoppsasa, Liesl trallala, Liesl drah di“ entnommen. Margit Egger Sozilapsychiatrische Intensivbetreuung margit.egger@ifs.at „Frau Meier integrierte Eishockeyhelm, wattierte Handschuhe und Overall aus dicht gewirktem Stoff in ihre Welt.“ „Marie, wir sind bereit, uns in dein ,Sein‘ zu involvie- ren, und deine Welt kennen zu lernen, du zeigst uns durch dein Handeln, wie unsere Interventionen bei dir ankommen.“

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