ifs_zeitschrift_2_13_sc

7 Winter 2013 spiele ein wichtiger Bestandteil seines Freizeit- programms. Je mehr er allerdings seinen Platz im Leben einnimmt, ihmWertschätzung und Ver- trauen entgegengebracht wird, von ihm Leistung eingefordert wird, desto weniger braucht er die Zuflucht in seine virtuelle Welt. Christine M. Indem ich mein Kind beschütze, schütze ich mich auch selbst vor dem Außenseitersein. Es kostet sehr viel Kraft, mit einem behinderten Kind in der Gesellschaft bestehen zu können. Da es anders ist, sind sehr viel Erklärungen und Rechtfertigungen nötig. Meine Tochter ist klug und lernte, diesen Schutz für sich zu nützen, indem sie Schwäche vor- täuschte, um wieder unter meine Fittiche schlüp- fen zu können, um sich so der eigenen Anstren- gung zu entziehen. Es ist eine Gratwanderung und große Herausforderung, im Alltag ständig abzu- schätzen, was sie kann und was nicht. Zuflucht und Schutz suchen vor dem Urteil ande- rer: Es war sehr verletzend, vor kleineren Kindern zuzugeben, dass sie Dinge nicht konnte (z.B. Fin- gerhandschuhe selbst anzuziehen). Mich beschäftigt die Frage, wie kann ich sie vor diesen Urteilen schützen. Zuviel Schutz macht sie unselbständig. Die Geschwister waren eine große Hilfe, weil sie auf der Geschwisterebene beinhart und mit einer Selbstverständlichkeit Dinge einforderten. Sehr hilfreich wirkte sich der Leistungssport aus, sie hatte das Ziel, hinauszukommen, ich musste lernen, sie gehen zu lassen. Das Sporttraining bot einen Rahmen, der das ermöglichte. Meine Tochter kam jedes Mal stolz zurück, was ihr sehr viel Selbstvertrauen und Motivation für weitere Herausforderungen gab. Die negativen Zukunftsaussichten, die eine Psy- chologin für mein Kind zeichnete, und die empfoh- lenen Maßnahmen versetzten mich in Wut und Zorn und wurden von mir als eine tiefe Demüti- gung empfunden. Ich war zutiefst betroffen und daher entschlossen, in jeder Situation zu meinem Kind zu stehen. Ich hatte ein inneres Wissen, dass meine Tochter im Leben gut bestehen und sich selbst schützen kann. Durch die Unterstützung professioneller As- sistenten im Bereich Wohnen und Arbeit lernte ich, Verantwortung abzugeben. Jetzt kann ich die Mut- ter-Tochter-Beziehung genießen. Zuflucht heißt, ihr jederzeit die Möglichkeit zu geben, daheim unterschlüpfen zu dürfen. Assistenz bedeutet für mich die Sicherheit, dass noch jemand außerhalb der Familie, eine neutrale Bezugsperson, da ist. Renate E. Schutz bedeutet für mich Offenheit, zu lernen, über Probleme zu reden, ohne diese in mich hineinzufressen. Ich würde mir wünschen, dass meine Tochter zu mir kommt, um über ihre Pro- bleme zu reden. Zuflucht bietet mir meine Familie, die sich gegen- seitig unterstützt und füreinander da ist. Arbeit ist ein Zufluchtsort, weil man sich sicher fühlen kann, seine Aufgaben und seinen Platz kennt, und sich mit Kollegen austauschen kann. Zuflucht finde ich in mir drinnen, in meinem Körper, meiner Seele Schutz - Mein Wille schützt mich vor Fremdbestimmung. - Darf ich wählen, fühle ich mich sicher und geschützt. - In meiner Wohnung fühle ich mich nur wohl und geschützt, wenn ich die Türe abgeschlossen habe und niemand einfach so herein- marschieren kann. - Schutz vor dem Alleinsein: Wenn ich laut singe oder lache, dann fühle ich mich nicht so alleine. - Mein Adressbuch schützt mich vor dem Vergessen. - Selbstschutz: Ich schütze mich, wenn ich nicht alles mache, was ich tun müsste. Zuflucht - Manchmal ist auch Fremdbestimmung mein Zufluchtsort. - Ich habe eine Freundin, die mir hilft, wenn ich müde bin. Da muss ich nichts leisten. - Wenn ich an mein Haustier denke, das ich noch nicht habe, aber gerne haben würde. - Rückzug in die eigenen Gedanken gibt mir Frei- heit. ○ „Ich mag keine ordentliche Wohnung, deshalb brau- che ich auch mein eigenes Chaos, damit ich mich wohl fühle.“ „Mein selbstverdientes Geld schützt mich vor vielem.“

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