ifs_zeitschrift_2_13_sc
9 Winter 2013 Siedlungsarbeit. Das Konzept wurde unter feder- führender Mitwirkung der sozialen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, unter Einbeziehung aller gemeinnütziger Wohnbauträger, einiger Gemein- den und dem Gemeindeverband erstellt. Zudem flossen Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse von Bewohnern mit ein. Im Juni 2013 wurde die Umsetzung des Konzeptes im Kuratorium des Lan- deswohnbaufonds beschlossen. Prävention, Intervention und Begleitung Die aktive Siedlungsarbeit bietet ein breites Spek- trum an Maßnahmen. Die Module werden grob in präventive Maßnahmen, Interventionen und begleitende Maßnahmen eingeteilt. Präventive Maßnahmen sind z.B. die Unterstüt- zung der Gemeinden bei der Wohnungsvergabe und die Finanzierungsberatung von Bewohnern. Ein weiteres präventives Modul ist die Einzugs- begleitung bei Neubauten im gemeinnützigen Wohnbau. Hier bekommen zukünftige Mieter im Zuge von drei Treffen die Chance, sich gegenseitig kennenzulernen und eine Konfliktkultur zu ent- wickeln, bevor überhaupt Konflikte entstehen. Konfliktmanagement, wie Mediationsgespräche und aktivierende Befragungen von Bewohne- rinnen und Bewohnern, bei welchen bereits im Gespräch mögliche Lösungen und wichtige The- men herausgearbeitet werden, sind Beispiele für Interventionen. Das Modul „zeitlich begrenzte Begleitung von Siedlungen“, also längerfristige Projekte individu- ell zugeschnitten auf die Problemlagen von einzel- nen Siedlungen, ist eines der Module der begleiten- den Maßnahmen. Der Siedlungstreff Das Projekt im Tränkeweg entspricht den beglei- tenden Maßnahmen. Elke Oswald von der ifs Sied- lungsarbeit ist seit Oktober 2012 regelmäßig in der Siedlung anzutreffen und hat dort in Kooperation mit Oliver Mössinger von der Stadt Bludenz vieles ins Rollen gebracht. Der Fitnessraum wurde neu eröffnet und wird regelmäßig von der Frauen- turngruppe „Training mit Sportfreundinnen“ und einer Jugendgruppe genutzt. Aktionen wie eine Brandschutzübung oder ein Tag mit dem Spielebus fanden statt und so konnten sich die Bewohne- rinnen und Bewohner besser kennenlernen, sich annähern. ImMärz 2013 wurde dann der Siedlungstreff eröffnet. Die gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft Alpenländische Heimstätte stellt die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung, die Stadt Bludenz übernimmt die Betriebskosten. Und immer mehr Menschen der Siedlung kommen, um sich zu treffen und auszutauschen, sich ehren- amtlich zu engagieren. Es gibt u.a. Freizeitange- bote der Offenen Jugendarbeit, Elternangebote der Connexia, Orientierungshilfen für den Alltag, eine Bastelgruppe und eine Märchenstunde für Kinder. Ziel ist es, dass sich die einzelnen Angebote soweit verselbständigen und so gut verankert sind, dass diese von alleine weiterlaufen. Bastelgruppe „Zemma leba“ Jeden Dienstagnachmittag trifft sich die Bastelgruppe, eine bunt zusammengewürfelte Frauen- runde – Frauen verschiedenster Nationalitäten und verschiedensten Alters. Hier sind alle willkom- men. „Jede tut das, was sie gut kann“, erklärt eine der Frauen, „ob häkeln, stricken, mit den Kindern basteln, die Gruppe kulinarisch verwöhnen oder einfach nur tratschen.“ Schön ist, dass alle beiei- nander sitzen und sich gegenseitig helfen, vonei- nander profitieren. Da sich die Frauen mittlerweile gut kennen, ist auch die Hemmschwelle gesunken, Fragen zu stellen. „Früher hatte ich keine Ahnung von der islamischen Kultur. Doch mit der Zeit habe ich mich getraut, direkt Fragen zu stellen. Die Erklärungen sind sehr interessant und seither kann ich vieles verstehen und nachvollziehen.“ Der kulturelle Austausch ist spürbar und sichtbar. Diese Frauengruppe macht deutlich, wie wertvoll ein Miteinander sein kann. Vieles hat sich zum Positiven verändert Es herrscht ein Kommen und Gehen. Immer mehr Frauen und Kinder sind da und helfen mit, den Winterhock vorzubereiten. Wieder öffnet sich die Tür. Doch dieses Mal ist es keine Frau. Der Zivil- diener der Stadt Bludenz und ein weiterer Mann schieben etwas Großes in den Raum. „Ein neuer Geschirrspüler“, erklärt der Zivildiener, „extra für euren Siedlungstreff.“ Die Frauen können es kaum glauben, die Freude ist groß: Die Stadt Bludenz hat einen neuen Geschirrspüler spendiert. Und eines scheint den Frauen besonders wichtig zu sein. Immer wieder kommt dieses Thema im Laufe des Nachmittags zur Sprache: „Das Projekt im Tränkeweg hat sehr vieles bewegt. Dank guter Begleitung haben wir zueinander gefunden, hat sich vieles in der Siedlung zum Positiven verän- dert. Wir fühlen uns wieder wohl und geborgen.“ ○ „Der kulturelle Austausch ist spürbar und sichtbar. Diese Frauengruppe macht deutlich, wie wertvoll ein Miteinander sein kann.“
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