ifs Zeitschrift 2014/2

15 Herbst 2014 Wir respektieren Lebens-Haltungen, auch wenn diese nicht immer den üblichen Normen entspre- chen. Es soll Klienten und Klientinnen möglich sein, ihr Leben auch ohne laufende Anpassungs- leistung gestalten zu dürfen! (Fachkonzept ifs Fundament: Unsere Grundsätze) Maria und Anton leben seit drei Jahren gemein- sam in einer Mietwohnung und genießen diesen lang ersehnten und erkämpften Freiraum. In ihrer Vergangenheit wohnten die beiden in allen möglichen stationären Einrichtungen und Wohnformen mit vor- gegebenen Strukturen und Regeln. Beide taten sich schwer mit diesem „Zuviel an Bevormundung“. Mit Unterstützung selbständig leben Mit der Unterstützung des ifs Fundament ist es den beiden gelungen, ihre eigenen Vorstel- lungen von Wohnen und Leben zu verwirkli- chen und ihre Entschei- dungen nun selbständig zu treffen. Manchmal, bei größeren Über- legungen, holen sie sich gerne auch den Rat ihrer Fundament- Integrationsberater und reflektieren mögliche Auswirkungen. In Konfliktsituationen, z.B. mit den Nachbarn und Freunden, bei Auseinandersetzungen in der Part- nerschaft sowie in organisatorischen Belangen, bei „Verhandlungen“ mit Sachwaltern, bei Amts- und Behördengängen werden sie ebenfalls von Mit- arbeitern des Fundament gestützt. In Bezug auf die Haushaltsführung ist einmal pro Woche der Mobile Hilfsdienst anleitend vor Ort. Den größten Teil ihrer Zeit bewältigen sie jedoch alleine. Sie sind inzwischen stadtbekannt und holen sich ihre Unterstützung dort, wo sie diese brau- chen und bekom- men. Sie verstehen es, den Sozialraum, ihre Netzwerke zu aktivieren und zu nutzen. Dabei wer- den sie auch öfter abgewiesen oder sogar beschämt. Aber sie sind nicht nachtragend und schon gar nicht aufzuhalten. Sie werden ja auch beneidet und bewundert: „Die beiden tun der Stadt gut!“ Leben wie andere Paare auch Obwohl sie nur gelegentlich bzw. nur kurze Zeit arbeiten können – denn soviel „Spontanität ver- trägt natürlich nicht jede Arbeitsstelle“ und oft sind infrage kommende Beschäftigungsmöglich- keiten zeitlich befristete Projekte – ist ihr Tag strukturiert und beginnt schon sehr früh. Zuerst zur Apotheke, umMedikamente einzunehmen, um 8 Uhr holen sie ihr tägliches Taschengeld und erledigen den Einkauf und den Haushalt. In der Freizeit zeigt sich das Paar sehr spontan. Sie gril- len gerne an der Ache, machen Ausflugsfahrten (bis nach Lech), gehen gerne Kaffeetrinken in der Stadt und treffen gemeinsam Verwandte und Freunde. Vor allem die Geburtstage werden gerne gefeiert. Vor einem Jahr haben sie sich entschlos- sen, ihre Liebe und ihren Zusammenhalt durch eine kirchliche Segnung zu unterstreichen. ○ Wurzeln und Flügel Manche Freiräume sind lang ersehnt und hart erkämpft. Sonja Schmoranz Reingard Meusburger Michael Müller ifs Fundament

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