ifs Zeitschrift 2014/2
19 Herbst 2014 finden, auch innerhalb der Gruppe Individuallö- sungen anzubieten und den Einzelnen auf diesem neuen Abschnitt zu begleiten. Abstecken und Respektieren von Grenzen Es wird nicht verwundern, dass es innerhalb die- ser kleinen Gruppe im Alltag immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt. Besonders im Hin- blick auf den persönlichen Freiraum im Sinne von Rückzug ist es nicht immer ganz einfach für die einzelnen Jugendlichen, sich diesen innerhalb der Peers zu „holen“. Dennoch bietet aus meiner Sicht genau dieses Setting ein wichtiges Lernfeld und fordert zu einem kontinuierlichen Lernprozess auf, um das Abste- cken der eigenen Grenzen einerseits und das Respek- tieren der Grenzen von anderen ande- rerseits zu üben. Ich stelle fest, dass das Zusammenle- ben in der Gruppe von den Jugend- lichen überwie- gend als Ressource genutzt wird, auch wenn es phasen- weise und beson- ders für einzelne Jugendliche gleich- zeitig eine enorme Herausforderung darstellt. Es wird viel gelacht, kreativ gearbeitet und am gemeinsamen Alltag teilgenommen. Ein Alltag, der so anders ist als der, den jeder Einzelne vielleicht bisher gelebt hat. Manchen Jugendlichen gibt unser Rahmen eine große Portion Zuversicht und Sicherheit, anderen bereitet er (vor allem anfangs) Schwierigkeiten. Und dennoch arbeiten sie – jeder auf seine eigene Art und Weise – an ihrer Persönlichkeit, an ihren Schwierigkeiten, an ihrer Entwicklung. Das ist ein gutes Zeichen, ein Hinweis auf das, was noch kom- men mag in den jungen Leben. ○ Theresa Theiner ifs Wohngemeinschaft Unterland theresa.theiner@ifs.at Bitte nehmen Sie einen Spiegel zur Hand und legen Sie diesen links oder rechts an den Text. Freiraum Frei sein, frei gehen, frei atmen, frei sein, frei leben, Freikarten, Freiraum... Schnitt. Freiraum? Freiraum, Freiräume. Die Vorstellung in einem Raum völ- lig frei zu sein, sich völlig frei fühlen. Obwohl du gefangen in den eigenen vier Wänden bist. Ein Raum der frei ist. Frei von Wänden, die uns einengen? Die uns vorgeben, vorgeben wie weit du gehen darfst. Geh wohin du willst und soweit du willst! Freiraum, ein Raum, der frei ist. Frei von einer Decke, eine Decke, die dir auf den Kopf fallen könnte. Freiraum, ein Raum, der frei ist.Frei von Türen, die deine Gedanken einsperren. Eingesperrte Gedanken, die nie mehr fliehen können. Die dich kontrollieren und in den Wahnsinn treiben. Freiraum, ein Raum, der frei ist. Frei von Fenstern, Fenster, die dir den Blick in deine Seele verschaffen. Freiraum.Ein Raum, der frei ist nur für dich. Den du erschaffen hast. Ohne dass dich die Wände erdrücken, dir die Decke auf den Kopf fällt, dich die Gedanken ersticken, die Türe unkontrollierbar wird, die Fenster dein Geheimnis lüften. Einfach nur frei sein. Freiheit, Heiterkeit erleben und spüren in deinem freien Raum. Wissen ifs Wohngemein- schaft Unterland Die sozialpädagogische Wohn- gemeinschaft Unterland bietet acht bis neun Jugendlichen eine geschützte und förder- liche Wohnmöglichkeit außer- halb ihrer Familie. Die Jugend- lichen werden rund um die Uhr betreut. ImMittelpunkt des strukturierten Alltags steht einerseits das Erlernen der Alltagsbewältigung, ande- rerseits das soziale Lernen in der Gruppe. (N. N., 17 Jahre, Bewohnerin der WG Unterland)
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