ifs Zeitschrift 2014/2

25 Herbst 2014 aber das operierte Bein nicht belasten. Der zustän- dige Arzt ordnet Freiheitsbeschränkungen an. Um sie vor weiteren Verletzungen durch Stürze zu schützen, wird sie mit einem Bauchgurt, an einem Fuß und an beiden Händen am Bett angebunden. Nun kriegt sie Panik und schreit gellend: „Hilfe, hilfe, helfen Sie mir!!!“ Da sich die anderen Pati- entinnen im Zimmer beschweren, wird sie in ein Einzelzimmer verlegt. Die Stationsleiterin meldet die Freiheitsbeschränkungen an die ifs Bewohnervertretung. Der ifs Bewohnervertreter kommt noch am selben Tag vorbei und schlägt vor, eine Hospizbegleite- rin anzufordern, weil Frau Z. sich rasch beruhigt, während er sich zu ihr ans Bett setzt und betont langsammit ihr spricht. Die Stationsleiterin nimmt Kontakt auf und noch am selben Abend kommt eine Hospizbegleiterin. Sie streichelt Frau Z. an den Händen und singt mit ihr ein Gute- Nacht-Lied. Nach einer Stunde schläft Frau Z. erschöpft ein. Während dieser einen Stunde, als die Hospizbegleiterin bei ihr ist, will sie weder aufstehen noch zieht sie am Dauerkatheter. Daher öffnet die Nachtschwester die Fixierung. Erst am nächsten Morgen wird sie wieder aggressiv und muss kurz fixiert werden. Als die Tochter von Frau Z. zu Besuch kommt, bie- tet sie an, bei ihrer Mutter zu bleiben. Es ist zwar aus Platzgründen nicht möglich, ein zweites Bett ins Zimmer zu stellen, aber die Stationsleiterin kann zumindest einen bequemen Lehnsessel orga- nisieren, in dem die Tochter zur Not auch schlafen kann. In Anwesenheit ihrer Tochter, die ihr Sicher- heit gibt, sind auch bei Pflegehandlungen keine Fixierungen mehr notwendig und nach drei Tagen wird Frau Z. nach Hause entlassen. Eine ruhige Umgebung und vertraute Menschen können im Krankenhaus Sicherheit geben und ermöglichen Freiräume bei sonst unvermeidlichen Fixierungen. Ein „Rooming-in“ von Angehörigen, wie es bei Kleinkindern inzwischen Standard ist, wäre auch bei verwirrten älteren Menschen eine sinnvolle Möglichkeit. Bisher lassen die räumlichen Gegebenheiten im Krankenhaus das nur ganz selten zu. Aber die Verantwortlichen im Spitalsbereich müssen sich mit der Zunahme dementer Menschen im Krankenhaus Konzepte für eine demenzgerechte Behandlung im Spital überlegen und umsetzen. Dann sind auch für diese Menschen mehr Freiräume möglich. ○ Dr. Karl Stürz Brigitte Kepplinger Dr. Herbert Spiess ifs Bewohnervertreter­ Oft reicht es aus, verwirrten alten Menschen die Hand zu halten.

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