ifs Zeitschrift 2014/2

3 Herbst 2014 Wo weniger Angst ist, ist mehr Freiraum Der Mensch braucht Raum, um sich entfalten und freier durchs Leben gehen zu können. Dr. Stefan Allgäuer ifs Geschäftsführer stefan.allgaeuer@ifs.at Im ifs verfolgen wir in unserer Arbeit stets das übergeordnete Ziel, unsere Klientinnen und Kli- enten darin zu unterstützen, sich ihrer Angst zu stellen und Wege zu finden, zukünftig freier und „mit ohne“ Angst durchs Leben zu gehen. Es gilt, Perspektiven aufzuzeigen und zu eröffnen, um so Entwicklung, Selbstständigkeit und Selbstbestim- mung zu ermöglichen. Schafft man es, seine Ängste hinter sich zu lassen, tun sich ungeahnte Freiräume auf. Denn wo weni- ger Angst ist, da ist mehr Raum, sich selbst zu ent- falten, sich aufzumachen und die Welt zu erkun- den. Deshalb ist die Arbeit mit und an der Angst so wichtig und fordert uns tagtäglich. Freiraum stellt aber nicht das Gegenteil von Ord- nung, Orientierung und Regeln dar. Freiraum ist nicht gleichzusetzen mit Chaos. Vielmehr sind Freiräume die Voraussetzung dafür, dass Men- schen in Freiheit gemeinsam Regeln aushandeln und definieren können. Angesichts all der Dinge, die derzeit auf der Welt in Bewegung sind und aus der Ordnung fallen – den- ken wir nur an Syrien, den Irak, die Ostukraine, Westafrika und all die anderen Krisenherde – so wird deutlich, wie wichtig es ist, eine ausgewogene Balance zwischen (vermeintlichen) Freiräumen einerseits und Regeln bzw. Vereinbarungen ande- rerseits zu finden. Die Suche nach dieser Balance wird nie abgeschlos- sen sein, denn es gibt keine ideale Weltordnung, die für jetzt und immer Gültigkeit hat. Die Suche wird uns ständig begleiten und vor allem fordern. Es ist eine Aufgabe, die uns und den nachfolgenden Generationen bleiben wird. Freiräume müssen jeden Tag wieder erkämpft und erobert werden. ○ Unsere tiefgründigste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind, unsere tiefgründigste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns am meisten Angst macht. Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen? Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes. Dich selbst klein zu hal- ten, dient nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen, dass andere um Dich herum sich nicht unsicher fühlen. Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren. Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem Einzelnen. Und wenn wir unser Licht erscheinen lassen, geben wir anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart auto- matisch die Anderen. Marianne Williamson „Rückkehr zur Liebe“ Angst ist ein Gefühl, das jeder kennt. Dabei ist Angst nicht grundsätzlich als negativ zu bewer- ten. „Gesunde“ Angst hat eine Schutzfunktion, macht uns aufmerksam und lässt uns unsere Kräfte mobilisieren. Doch negative Angst schränkt ein, behindert, lässt uns erstarren und reduziert unsere Freiräume. Deshalb ist es so wichtig, sich von dieser Art von Ängsten zu befreien.

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