ifs Zeitschrift 2014/2
5 Herbst 2014 Sterne, höre den kleinen Bach, denke an meinen Vater und meine Mutter, wie sie sich abgemüht haben, uns Kinder zu ernähren. Und mein Herz wird erfüllt von großer Dankbarkeit. Ich bin wie- der geerdet und weiß, dass es das Leben gut mit mir meint. Ich schlafe dann besonders gut. Und wie herrlich schmecken die eigenen „Grumpora“! Freiraum Fasten. Erst mit über 60 habe ich zum ersten Mal gefastet, und zwar eine Woche lang unter Anleitung des erfahrenen Fastenarztes Dr. Ruediger Dahlke. Dabei habe ich erlebt: Es gibt für mich keine Art, den alten Trott, die Routine, die Gewohnheiten so wirksam zu unterbrechen, wie das Fasten! Essen ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir im Alltag ziemlich gedankenlos das tun, was wir immer getan haben. Meist fragen wir nicht einmal, ob es uns gut tut, ob wir das wirklich wollen, ob es ver- nünftig ist – bis uns eine Krankheit dazu zwingt. Fasten ist die Einladung, freiwillig diese Fragen zu stellen und aus den Erkenntnissen Konsequenzen zu ziehen, bevor das Schicksal uns dazu zwingt. Fasten öffnet den Blick für vieles, was man bisher gar nicht wahrgenommen hat, obwohl es schon lange da war. Fasten lässt erleben, was für ein Genuss es ist, nach der Devise „weniger ist mehr“ zu leben, vor allem mit weniger (oder gar keinem) Fleisch und weniger (oder gar keinen) Milch- Produkten. Ich habe gelernt, etwa ein Dutzend vegane Gerichte zu kochen. Und ich habe noch nie so gut gegessen. Meinen Körper hat das sehr gefreut. Mit hervorragenden Werten bei der nächsten Vorsorge-Untersuchung hat er sich bedankt. Freiraum Denken. Die Aufforderung Kants „habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ ist alt. Doch in unserem Alltag werden wir dieser Aufforderung selten gerecht. So halten sich z.B. viele Menschen für Christen, kümmern sich aber wenig oder gar nicht darum, was das Christentum über sich sagt, was die verbindlich festgelegten kirch- lichen Dogmen und Wahrheiten sind, was für ein eifersüchtiger, zorniger, strafender, drohender, rächender und blutrünstiger Gott uns in der Bibel auf Schritt und Tritt begegnet. In mir wuchs in den letzten Jahren die Überzeugung, dass ich für meine Ansichten verantwortlich bin, dass ich den übernommenen Glauben, die gelernten Weltaus- legungen überprüfen, selbständig untersuchen darf und muss. Dabei bin ich auf so viel Nicht- Akzeptables gestoßen, dass ich den Mut fand, die katholische Kirche endlich zu verlassen und kon- fessionsfrei zu werden. „Einige wichtige Frei- räume habe ich noch gar nicht erwähnt, etwa, dass ich kein Handy habe, keinen Laptop, keine Homepage …, dass ich so gut wie nie fern- sehe, schon gar keine Nachrichten.“ Sich Zeit für das Bestellen eines Kartoffelackers zu nehmen.
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