ifs_zeitschrift_2_18

13 Winter 2018 Zeit für die Kinder Neben den pädagogischen Methoden, die beson- ders mit Aktivitäten im Freien verbunden sind, ist die wertvollste Methode dieser Gruppe die zur Verfügung stehende Zeit und die individuelle Auseinandersetzung mit den Kindern. Gemein- same Mahlzeiten, Gute-Nacht-Geschichten, Wan- derungen, Ausflüge, kreative Beschäftigungen, gemeinsames Aufräumen, Kochen etc. ermögli- chen den Betreuerinnen und Betreuern, perma- nent und ohne gesonderte Termine gezielt auf das Verhalten der Kinder zu reagieren, für sie da zu sein, sie in ihrem Tun zu unterstützen oder ihnen neue Wege zur Verfügung zu stellen. Die für Julian sehr wertvolle Erfahrung, von der Gruppe so herzlich begrüßt zu werden, hielt noch einige weitere Treffen an – es gelang ihm, sich mit positiven Elementen in die Gruppe zu integrieren und ein gleichberechtigtes Gruppenmitglied zu werden. Am Ende des Zyklus berichtete Julian, dass er noch nie so viele Freunde gehabt habe. Auch wenn die Schwierigkeiten in der Schule nicht völlig verschwunden waren, so wurde Julian durch die Teilnahme an dieser Gruppe die Erfah- rung ermöglicht, soziale Kontakte ohne destruk- tives Verhalten zu knüpfen. ○ Für mich war die Zeit aufregend und erfahrungs- reich: Meine Jungs in gewissen Situationen und in ihrer Entwicklung beobachten zu können, vor allem wie sie sich verhalten und sich gezeigt haben. Es war auch schön und tief beeindruckend zu sehen und zu spüren, wie sie ihre Fähigkeiten und die gelernten sozialen Werte zeigten und unbeschwert sein konnten. Ich war sehr überrascht, wie sich mein Sohn selbst motiviert hat, den „Köpfler“ zu lernen und nicht aufgab. Mein anderer Sohn hat den „Köpfler“ nach der Familienzeit gelernt und traut sich nun, vom Sprungbrett zu springen. Ich bin auch in eine Erziehungssituation gekom- men, da musste ich einem Kind Grenzen setzen. Dabei musste ich lernen, meine Grenzen zu spü- ren und darauf aufbauend Prioritäten zu setzen. Dies fiel mir im ersten Moment nicht leicht, aber ich hatte die Kraft, nicht über meine Grenzen zu gehen und mit Unterstützung einen Kompromiss einzugehen. Es hat sich zu einem wunderbaren Nachmittag entwickelt. Ich war überrascht, dass aus Grenzen von meiner Seite und aus darauf folgende Emotionen beim Kind (Wut und Enttäu- schung) etwas Neues und Wunderbares entstehen konnte und sich dadurch auch die Beziehung zum Kind positiv verändern ließ. Aus der Situation wurde eine Zeit mit ihm alleine, ohne den anderen Sohn. Er hat sie genossen, er war so entspannt und gelassen. Das Kind konnte seine Gefühle zum ersten Mal benennen. Das wusste ich nicht, dass er das so klar kann. Für mich war auch das Team der Betreuerinnen und Betreuer selbst beeindruckend, wie sie alle als Mag. Eva-Maria Köppel ifs Familienarbeit eva-maria.koeppel@ifs.at „Köpfler“ – oder den Sprung wagen Rückmeldung einer Klientin, die an einer Familienwoche der ifs Familien­ arbeit teilgenommen hat „Ich war überrascht, dass aus Grenzen und darauf folgende Emotionen beim Kind etwas Neues und Wunderbares entstehen konnte und sich dadurch auch die Beziehung zum Kind positiv verändern ließ.“

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