ifs_zeitschrift_2_18

wie 16 Scheidung, Trennung, Umzug, Tod des Partners, Krankheit und Armut können relativ schnell ein- sammachen. Vielleicht zu Beginn unbemerkt ver- stärkt sich die Einsamkeit und macht bald krank. Dabei gibt es meist auch einen Eigenanteil, der sich wie ein ungesunder Lebensstil einschleicht. Der Psychiater Manfred Spitzer erläutert in sei- nemWerk „Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit. Schmerzhaft, ansteckend, tödlich“, dass Einsam- keit gemäß neuesten Erkenntnissen als eigen- ständige Krankheit aufgefasst werden muss. Im Gehirn wirkt Einsamkeit wie Schmerz, es werden nachweislich dieselben Areale aktiviert. Doch Einsamkeit ist nicht dasselbe wie soziale Isolation. Einsamkeit ist deren psychologischer Aspekt. Die soziale Isolation ist umso größer, je kleiner das Netzwerk einer Person ist. Ob diese Person sich einsam fühlt, ist dennoch offen. Einsamkeit und soziale Isolation hängen laut einer Studie gar nicht so stark zusammen, wie bislang ange- nommen (Korrela- tion 0,2). Jugendliche und alte Menschen besonders betroffen Im Laufe eines Lebens tritt Ein- samkeit besonders häufig in der Jugend und im Alter auf. Für Einsamkeit im Jugendalter sieht Spitzer vor allem die Urbanisierung und Digitalisierung ver- antwortlich. „Gene- ration Ich“ (Selfies etc.) sowie „Narziss- mus statt Empathie“ (das Mitgefühl der Menschen nimmt nachweislich ab) sind mögliche Gründe dafür, dass sich das soziale Kapital einer Gesellschaft verringert, was negative Folgen für Gesundheit, Wirtschaft und Kriminalität nach sich zieht. Der Teufelskreis der Einsamkeit Speziell für Menschen mit seelischen Krankheiten ist die Einsamkeit das Hauptproblem schlecht- hin und bildet einen Teufelskreis: Die Krankheit bewirkt Einsamkeit und die Einsamkeit fördert wiederum die Krankheit. Daher stellen soziale Teilhabe und Gemeinschaft ein wichtiges Ziel psychiatrischer Prävention und Therapie dar. Eine Beziehung bzw. Ehe ist zwar messbar positiv für die Gesundheit, doch eine schlechte Beziehung kann ebenso „tödlich“ sein wie die Einsamkeit selbst. Der Einsamkeit ist eher mit vielen kleinen Handlungen im Alltag zu begegnen und scheint keine „reine Kopfsache“ zu sein, die sich radikal ändern lässt. Geben (…ist seliger denn Nehmen), das Glück der Gemeinschaft erleben, (freiwilli- ges) Helfen, Musizieren, Singen und Tanzen sind alte und nach wie vor aktuelle Errungenschaften gegen Einsamkeit. Die bewusst gesuchte Einsamkeit in der Natur kann nachweislich Angst und Stress verringern. Man fühlt sich den Menschen näher, weil man sich als Teil eines großen Ganzen und sich selbst gleichzeitig als ganz klein erleben kann. Wenn diese Beziehung zu sich selbst nicht mehr stimmt, bieten wir von der ifs Regionalen Sozialberatung unsere Unterstützung an. ○ Der Einsamkeit entgegenwirken Viele kleine Handlungen im Alltag führen zu Veränderung Mag. (FH) Barbara Fröwis ifs Regionale Sozialberatung barbara.froewis@ifs.at Wissen ifs Regionale Sozialberatung ist die zentrale Anlaufstelle für alle Menschen in Vorarl­ berg, die psychosoziale Probleme oder Fragen zur Existenzsicherung haben. Wir widmen uns Ihren konkreten, aber auch den noch unklaren Anliegen, bieten Unterstüt­ zung bei der Klärung sowie Beratung. Wir helfen Ihnen in Krisensituationen und vermitteln nach Wunsch und Bedarf zu weiterführenden Angeboten. Sie erreichen uns ohne Voranmeldung an den Regionalen Sozialberatungs­ stellen in Bregenz, Bregenzer­ wald, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0