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wie 24 „So kann es nicht mehr weiter gehen, es muss sich etwas ändern.“ Mit diesen Worten fassen viele Eltern den Entschluss, sich Unterstützung von außen zu holen, zusammen und eröffnen das Bera- tungsgespräch mit dieser oder einer ähnlichen Formulierung. Mit dem „etwas“ sind in den mei- sten Fällen bewusst oder unbewusst die Jugend- lichen gemeint. Pubertät und Jugendalter stellen eine Entwick- lungsphase dar, die das soziale Umfeld ziemlich herausfordert. Auch die Jugendlichen selbst sind in dieser Phase sehr gefordert, was oft verstärkt wird durch die vielen Veränderungen, die sie gerade durchleben: Umbau- arbeiten im Gehirn, hormonelle Veränderungen, Schulwechsel, womöglich eigenes Geld – so vieles ist im Umbruch. Jugend- liche stellen ihr Herkunfts- system in Frage und zugleich stellen sie sich selbst Fragen, die sie bisher nicht beschäftigt haben. In dieser an sich schon sehr herausfordernden Entwicklungs- phase werden sie nun mit der Botschaft des Verän- derungsbedarfs konfrontiert. Gerade jetzt, als sich doch bei den Jugendlichen gerade alles verändert und sie sich fragen: Wie bleibe ich ICH bei all die- sen Veränderungen? Auf der Suche nach der eigenen Identität Dieser Selbstaufmerksamkeit – kognitiv wie emo- tional – folgt die Selbstwahrnehmung. Aktuelle Bilder werden bereits erlebten gegenübergestellt und geprüft. Jugendliche bewerten sich selbst im Vergleich mit anderen und schätzen ihren Hand- lungskontrollbereich ein. All dies um ihre Identität zu entwickeln. Bestenfalls generieren sie diese ganz für sich selbst, ohne sie zu übernehmen. Und bestenfalls stellt diese Identität eine integrierte Identität dar, welche Veränderungen willentlich zulassen kann und keine Bedrohung für das eigene Selbst darstellt. Die Identitätsentwicklung ist Aufgabe in diesem Alter und durchläuft einige schwierige Phasen. Sie ist geprägt von Ausprobie- ren, Nachahmen, Abgrenzen, Abheben, von einer Suche danach, was einen ganz persönlich einzigar- tig und wiedererkennbar macht. Am Beginn eines NASA-Betreuungsprozesses wird von den Jugendlichen oft erwartet, sich anders zu verhalten, als sie es derzeit tun. Erwachsene Per- sonen aus dem System – Eltern, Lehrer usw. – mei- nen oft, dass sie hierfür Unterstützung durch eine außenstehende Person brauchen, die den jungen Menschen den Rahmen, in dem sie sich angemes- sen bewegen sollen, klarer und nachdrücklicher vermitteln kann. Oft wird erwartet, dass eine einmalige Absichtserklärung genügt, um eine Ver- änderung einzuleiten. Die Idee und der Wunsch entstehen, dass die Problematik wie durch Zauber- hand gelöst ist und alle erwünschten Umstände eingetroffen sind. Der Wunsch nach Veränderung In der Begleitung von Jugendlichen ist es wichtig, dass in einem ersten Schritt das Anliegen, etwas zu ändern, zu deren eigenem Anliegen wird. In den meisten Fällen sind auch die Jugendlichen selbst mit der aktuellen Situation unzufrieden, aus ihrer Perspektive sind nur die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten anders gelagert, als dies von Erwachsenen beschrieben wird. Sobald klar ist, dass Veränderungen nur dann nachhaltig eintre- ten können, wenn sie bei sich selbst angesiedelt sind, kann damit begonnen werden, nach dem eigenen Wunsch, nach dem eigenen Ziel Ausschau zu halten und klarer zu definieren, in welche Richtung und mit welchem Ziel sich Handlungen ändern sollten. Um Veränderungen in Gang zu halten, bedarf es eines wichtigen Gedankengangs von Jugend- lichen. Die entscheidenden Fragen sind: Wer will ich sein? Wer werde ich sein, wenn ich nicht mehr Herausforderung Pubertät Wer werde ich sein, wenn ich nicht mehr das Problem in der Familie bin? „Die Identitätsentwicklung ist geprägt von Ausprobie- ren, Nachahmen, Abgren- zen, Abheben, von einer Suche danach, was einen ganz persönlich einzigar- tig und wiedererkennbar macht.“

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