ifs_zeitschrift_2_18

25 Winter 2018 das Problem in der Familie bin? Was soll dann sein und welche Möglichkeiten stehen mir mit einer Veränderung offen? Diese Zukunftsvision zu kreieren ist entscheidend, um eine positive Grund- stimmung entwickeln zu können. Aus der Hirnfor- schung ist bekannt, dass der bloße Wille für eine Veränderung nicht ausreichend ist. Auch der bloße Druck vonseiten der Eltern und des Umfeldes oder schlimmstenfalls die Kontaktvermeidung mit den aktuell schwierigen Söhnen und Töchtern führen maximal dazu, einen kurzen Funke der Verände- rungswünsche zu entzünden, den Prozess in Gang halten sie aber nicht. Es gibt Nachweise, dass nega- tive Gefühle den gesamten Erfahrungsschatz, wie ein Problem zu lösen ist, blockieren. Dies ist ein wichtiger Hinweis an das Umfeld. Klarheit von- seiten des Umfeldes und ehrliche Rückmeldungen hingegen können für Jugendliche hilfreich beim Ausprobieren und Orientieren sein. Ein positives Bild zeichnen Ein positives Bild zu malen ist gar nicht so leicht. Es ist schwierig zu sagen, wie etwas sein soll. Einfacher ist es zu sagen, was man nicht will, und man ist sich sicher, dass eine Veränderung notwendig ist – vor allem wenn das ganze Umfeld behauptet, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Wohin es gehen sollte und wie es stattdes- sen sein könnte, ist oft sehr schwer vorstellbar. Auch ist es schwer vorstellbar, dass Verände- rungen etwas Gutes bringen können. Diese Per- spektive einzunehmen muss oft erlernt werden. Hierfür ist es wichtig, mit den Jugendlichen gemeinsam nach den Ressourcen, die Verände- rung ermöglichen, zu suchen. Erfahrungen, dass Veränderung gelingen kann, und Erinnerungen an das damit zusammenhängende gute Gefühl stei- gern die Zuversicht der Jugendlichen, auch dieses Mal ihr Ziel zu erreichen. Dabei werden auch Glückshormone ausgeschüttet und erleichtern diesen Perspektivenwech- sel. Außerdemmüssen Abschiede von Gewohnheiten, Ver- trautem, Bequem- lichkeiten und Verhaltensweisen im Prozess Berücksichtigung erhalten. Damit dies besser gelingt, brauchen Jugendliche positive Rückmeldungen aus ihrem Umfeld. Neben ihrer Veränderungskompetenz benötigen sie auch die Kompetenz, zwischen Mies- machern und Unterstützern zu unterscheiden und für sich festzuhalten, wer auf ihrem Weg hinderlich oder nützlich bzw. unterstützend ist. Auch erzwungene Verände- rungen bedürfen in einem ersten Schritt einer Identifikation. Nur eine klare Identifikation mit sich selbst und der neuen Situ- ation macht es möglich, eine Zukunftsvision zu bauen, um die Kraft für die Veränderung aufbrin- gen zu können. Es braucht also Zeit und Planung, um nicht vor- schnell wieder in das alte Muster zurückzufallen. Somit ist es wichtig, den kleinen Veränderungen Bedeutung zu geben, diese zu würdigen und zu bestärken. ○ „Es ist wichtig, den kleinen Veränderungen Bedeutung zu geben, diese zu würdigen und zu bestärken.“ Wissen ifs Nachgehende Sozialpädago- gische Arbeit ist eine unterstützende Bera- tungsform und verfolgt das Ziel, Jugendliche im Einzelset- ting durch Unterstützung bei der Suche nach individuellen Lösungen sowie bei einer förderlichen Entwicklung zu begleiten. Telefon 05-1755-540 nasa@ifs.at Mag. Sigrid Hieble-Gruber Leiterin ifs Nachgehende Sozial­ pädagogische Arbeit sigrid.hieble-gruber@ifs.at

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