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27 Winter 2018 Schutzauftrag der FrauennotWohnung bedürfen gewisser Regeln, an welche sich die Frau halten muss. Löst sie sich aus der Tyrannei des Partners, fallen auch die Unterstützungen und Aufgaben, welche er bislang übernommen hat, weg. In kurzer Zeit muss die Frau lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und eigenständige Entscheidungen für sich und ihre Kinder zu treffen. Eine große Herausfor- derung ist es, den Lebensunterhalt plötzlich selbst zu bestreiten und die ganze Verantwortung für die Kinder zu tragen. An diese Umstellung müssen sich die Frauen erst gewöhnen und lernen, in die neue Rolle hinein- zuwachsen. Von der Eröffnung eines eigenen Kontos über einen eigenen Job, das Organisieren einer Kinderbetreuung bis hin zur Haushaltsfüh- rung inklusive Glühbirnen wechseln und auch Schränke aufbauen bzw. montieren. Das Leben wird komplett auf den Kopf gestellt. Wo sich frü- her ein anderer Gedanken gemacht hat, müssen sie nun die Verantwortung übernehmen und selbst eine Lösung finden. Technischer Fortschritt fordert Anpassungen Durch den Wandel der Zeit hat sich die Welt der Technik ungemein weiterentwickelt. Diese Verän- derungen, vor allem die Erweiterung der Leistun- gen von Smartphones, ließen auch die Frauennot- Wohnung nicht unberührt. Beispielsweise können Beratungsgespräche aufgenommen werden bzw. jemand kann am anderen Ende der Leitung des Handys mithören. Aber nicht nur die Möglichkeit, Gespräche mitzuhören, sondern auch Videotele- fonie kann ein Problem darstellen. Denn mittels Videoanruf kann die Anonymität des Hauses, der anderen Klientinnen und der Mitarbeiterinnen gefährdet werden. Auch früher wäre es möglich gewesen, jemanden bei Beratungsgesprächen über das Handy mit- hören zu lassen, jedoch hat uns dieses Thema in der FrauennotWohnung so gut wie nicht berührt. Erst in den letzten Jahren zogen Klientinnen diese Vorgehensweise vermehrt in Erwägung. Der tech- nische Fortschritt führte somit zur Notwendigkeit, die Hausordnung der FrauennotWohnung anzupas- sen, damit aus dem leichtsinnigen Umgang keine Gefährdung entsteht. Zum einen dürfen die Klien- tinnen nun ihre Smartphones nicht mehr in den öffentlichen Räumen benutzen, d. h. das Handy darf nur noch im eigenen Zimmer verwendet wer- den, zum anderen werden die Klientinnen gebeten, ihre Smartphones nicht in die Beratung mitzuneh- men. Des Weiteren stellen uns immer wieder neu entwickelte Ortungs-Apps vor Herausforderungen. Für die Täter wird es immer einfacher, ihre Frauen über die Handys zu orten. Auch in diesem Punkt sind wir in einem stetigen Wandel, da es diesbezüg- lich laufend Neuerungen gibt. Angespannter Wohnungsmarkt Doch nicht nur der technische Fortschritt bringt einen Wandel mit sich, sondern auch in unserer sozialarbeiterischen Arbeit mit den Frauen ist ein Wandel auszumachen. Der Zugang zu Deutschkursen ist bedeutend leichter geworden. Mussten sich die Beraterinnen früher richtiggehend auf die Suche nach Kursen machen, so sind diese nun gut in das Arbeitsmarktservice integriert und unsere Frauen bekommen die Chance, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Anders wiederum sieht es auf dem Wohnungsmarkt aus. Für die Frauen wird es immer schwieriger, eine Wohnung zu finden. Das Wissen, dass die FrauennotWohnung nur eine Übergangslösung ist und sich die Wohnungs- suche als mühsam erweist, setzt die Frauen unter großen Druck. Einer Frau, die ein oder mehrere Kinder hat, fällt es nicht leicht, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Dies wird des Öfteren zum Problem für die Vermieter, da die Miete dann meist nicht gänzlich durch die Frau selbst bestrit- ten werden kann. Zusätzlich erschweren fehlende Deutsch- kenntnisse die Suche bzw. die Vermittlung einer passenden Wohnmöglichkeit. Somit erleben wir in allen Bereichen, welche unsere Arbeit betreffen, große Veränderungen. An die- sen Veränderungen sind unsere Frauen wie auch wir selbst gewachsen und werden noch weiter wachsen. ○ Madelein Komes ifs FrauennotWohnung madelein.komes@ifs.at „Das Wissen, dass die Frauen- notWohnung nur eine Über- gangslösung ist, setzt die Frauen unter großen Druck.“ Wissen ifs Frauennot Wohnung bietet Frauen und deren Kindern, die von häuslicher Gewalt betrof- fen sind, Schutz und Zuflucht. Die Beraterinnen sind telefonisch rund um die Uhr erreichbar. Aufnahmen können zu jeder Tages- und Nacht- zeit erfolgen. Telefon 05-1755-577 frauennotwohnung@ifs.at

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