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www.ifs.at Seite 12 Vor vielen Jahren, die EU war noch in weiter Ferne und Österreich Mitglied der EFTA (Sie erinnern sich?), hat ein Onkel vonmir gemeint, dass er es nicht mehr, ich es aber schon noch erleben würde. Nämlich, dass man in Europa zwischen den verschiedenen Ländern reisen könne, ohne dass Grenzer einen aufhalten. Und dass man irgendwann einmal in Europa mit einer Währung zahlen kann. Alles ist eingetroffen. Mein Onkel ist leider schon vor vielen Jahren gestorben. In Europa kann man ziemlich ungehindert reisen. Und auch das mit der Währung hat er gut vor- ausgesagt. Ganz besonders freut es mich natürlich, dass ich all dies erleben durfte. Ich hatte aber nicht nur einen Onkel, der die Zukunft gut sehen konnte, sondern auch noch einen anderen, der Zöllner war. Das macht für Grenzen na- türlich ganz sensibel. Der zweite Onkel konnte uns viele Geschichten aus sei- nem Beruf erzählen. Das war immer spannend und aufregend. Und heute bringt es mich dazu, über Grenzen, die es in unserem Leben und auch in unserer Arbeit gibt, nachzu- denken. Sie alle kennen das. Wenn Sie sich bedroht fühlen,weisen Sie auf Ihre Grenzen hin. Niemand soll Ihnen dann zu nahe kommen. Sie sagen zu Recht Stopp und wehren alle ab, die übergrif- fig werden. Und gleichzeitig ist es uns nicht fremd, dass es wichtig ist, Gren- zen auch einmal zu überschreiten. In meiner Gymnastikgruppe ist es zum Beispiel ganz wichtig, bei gewissen Übungen über die Grenzen hinaus zu gehen. Zwar will mein Körper das beim ersten Mal nicht mitmachen. Bleibe ich aber dabei, dankt er es mir mit mehr Beweglichkeit. Und Kinder und Jugendliche können sich sowieso nur dann entwickeln, wenn sie die vorhan- denen Grenzen ständig ausloten und immer wieder überschreiten. Stellen Sie sich vor, ein Kind, das gerade erst Gehen lernt, würde sich für immer und ewig auf die Gehschule beschränken. Es würde verkümmern. Und das geht das ganze Leben so. Wenn wir etwas lernen, sprengen wir alte Grenzen. Wenn wir etwas Neu- es tun ebenso. Nicht immer geht das ohne Verletzungen ab. Auch in finanzi- ellen Dingen loten manche Menschen vorhandene Grenzen aus, überschrei- ten diese und scheitern. Und dann sind zweite Chancen gefragt. Wer einmal finanziell unter die Räder gekommen ist, braucht einen Neuanfang. Die IfS- Schuldenberatung hilft dabei weiter. Aber auch bei anderen gescheiterten Grenzübertritten braucht es Hilfe und Unterstützung. Und dafür steht das IfS mit all seinen Angeboten. Mein Onkel hat übrigens nicht nur über Grenzen und Währungen nach- gedacht. Er hat auch gemeint, dass man dann alt ist, wenn der Papst jün- ger ist als man selbst. Auch eine Gren- ze, die man überschreitet. Aber immer- hin hat man dann ein gesegnetes Alter erreicht. Und das ist doch eine Grenzü- berschreitung wert. ● Peter Kopf Leiter IfS-Schuldenberatung peter.kopf@ifs.at Wenn der Papst jünger ist als man selbst Buchtipp Michaela Holzinger, Heide Stöllinger: Abschied von Anna Ein kleiner Junge verbringt viel Zeit mit seiner Leihoma Anna, die für ihn da ist wie eine echte Oma. Er mag be- sonders ihre Erdbeerknödel und ihre Geschichten. Als Anna krank wird, ist bald klar, dass sie sterben muss. Der Junge erzählt von den letzten Besuchen und den Gefühlen, die er hat bei den Gesprächen, bei denen Annas Stimme immer dünner wird, wie es ihm geht beim Besuch der Beerdigung und dann beim Erinnern an die gemeinsame Zeit. Auf den Bil- dern sieht man richtig, wie viel Spaß die beiden miteinander haben und wie traurig das Abschiednehmen ist. Aber durch die Drachengeschichte aus dem Zauberkoffer am Schluss erfahren wir, wie viel Kraft Erinnerun- gen haben können, die alle wieder glücklicher machen. Unsere Großtante, die gleich neben uns wohnte und immer für uns da war,ist in diesem Jahr gestorben. Kurz danach haben wir gemeinsam mit Mama und Papa das schöne Bilder- buch über Anna und ihren Abschied gelesen und haben vieles entdeckt, was wir auch genau so erlebt haben. Teresa, 10 Jahre und Jakob, 7 Jahre von Michaela Holzinger, illustriert von Heide Stöllinger 2011 Tyrolia ISBN 978-3-7022-3100-0