ifs_zeitschrift_3-11

www.ifs.at Seite 18 Grenze – ein Begriff, der einschließt und zugleich ausschließt, der Einschränkung und Einengung bedeutet und doch auch grenzenlose Weite in sich birgt, denn angeblich beginnt Freiheit dort, wo die Grenzen enden. Eine Grenze ist eine Trennungslinie zwi- schen zwei Bereichen. Sie markiert den Rand eines Raumes und stellt damit ei- nen Trennwert, eine Trennlinie dar. Von Staatsgrenzen und Grenzgängern Grenzen wurden schon zu Urzeiten markiert. Und es scheint, als wäre der Mensch von Anfang an bestrebt gewe- sen, Grenzen auszuweiten und sie bei Bedarf zu verteidigen, für Grenzsicher- heit und Grenzschutz zu sorgen. Zahlrei- che Kriege – damals wie heute – wurden und werden aufgrund von Grenzstrei- tigkeiten ausgefochten. Mittelalterliche Grenzbefestigungen wie auch heutige Grenzposten mit schwerbewaffneten Grenzwachen zeugen davon. Doch ge- genwärtig wird auch häufig der Versuch einer grenzüberschreitenden Zusam- menarbeit unternommen – nicht nur in grenznahen Gebieten. Die meisten werden den Begriff Grenze in erster Linie mit Staatsgrenzen in Ver- bindung bringen. Mit Schengen ist zwar eine Abschaffung der Grenzkontrolle innerhalb der EU einhergegangen, doch Vorarlberg ist ein Grenzgebiet. Dank der Nähe zur Schweiz und zum Fürstentum Liechtenstein sind Grenzübergänge mit ihren Grenzbeamten für uns nichts Un- bekanntes. Viele Grenzbewohner sind auch sogenannte Grenzgänger und fah- ren täglich in unsere Nachbarstaaten, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Viel- leicht kommen sie dabei an dem einen oder anderen Grenzstein vorbei oder passieren den Grenzfluss. Grenzen können aber nicht lediglich auf politische Staatsgrenzen reduziert werden. Jeder Mensch, jede Sache birgt Grenzen in sich. Persönliche Grenzen sind sehr unterschiedlich. Bei dem einen dauert es etwas länger, bis er an seine Grenzen stößt, der andere hat diese Grenzlinie schon viel eher erreicht. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen, diese zu benennen und anderen gegen- über aufzuzeigen. Auch auf der persönli- chen Ebene sind Menschen bestrebt, für Grenzschutz zu sorgen, denn Grenzver- letzungen können massiven seelischen Schaden anrichten. Von Grenzüberschreitungen und Grenz- übertritten Kinder sind zumeist kleine Grenzgän- ger, die Grenzen nur schwer akzeptieren können, Grenzen erkunden und Gren- zen zu erweitern versuchen. Aber auch Erwachsene testen immer wieder Gren- zen – die persönlichen und die von ande- ren. Grenzüberschreitungen passieren im zwischenmenschlichen Miteinander – manches Mal ganz offensichtlich und manches Mal gestaltet sich die Über- schreitung als Grenzfall. Es gibt grenz- wertiges Verhalten und Grenzübertritte. Vielleicht werfenwir das ein oder andere Mal jemandem vor, grenzdebil zu sein. InGrenzsituationenreagierenMenschen unterschiedlich. Grenzen können Men- schen näher zusammen bringen – die- jenigen, die sich innerhalb bestimmter Grenzen bewegen. Doch zugleich schlie- ßen Grenzen – beispielsweise Sprach- und Kulturgrenzen – auch aus. Grenzen können einengen, stellen Barrieren dar, können aber auch Sicherheit bieten. EinWort tanzt aus der Reihe Und in der großen Wortfamilie des Be- griffes „Grenze“ gibt es ein Wort, das ir- gendwie „ausgegrenzt“ zu sein scheint: grenzenlos. Das Wort, das aus der Reihe tanzt. In ihm schwingen Freiheit und Weite mit. Dieses eine Wort zeigt dem Begriff „Grenze“ seine Grenzen auf. ● Grenzen Gedanken zu einem Begriff lic.phil. Alexandra Breuß IfS-Öffentlichkeitsarbeit alexandra.breuss@ifs.at

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