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www.ifs.at Seite 22 Grenzen überschreiten Herr Basener, was ist Ihrer Meinung nach so besonders an IfS-Spagat? IfS-Spagat basiert auf dem Ansatz der unterstützten Beschäftigung, hat ihm aber neue Elemente hinzugefügt. Diese Elemente – die Zukunftsplanung, die Unterstützungskreise und die Schnupperpraktika, die bereits vor dem Übergang ins Arbeitsleben stattfinden – machen IfS-Spagat zu einem äußerst erfolgreichen Projekt. Diese neue Qua- lität sollten wir auch für Deutschland nutzbar machen. Sehen Sie persönlich noch Entwicklungs- potential bei IfS-Spagat? Was könnte man verändern, verbessern? Potential gibt es immer. IfS-Spagat steht imWettbewerb zum klassischen System beruflicher Teilhabe. Viele Be- troffene und deren Angehörige gehen weiterhin den klassischenWeg, denn dieser ist abgesichert. Im institutionel- len Sektor gibt es viele Vergünstigun- gen, die IfS-Spagat nicht zu bieten hat: die Absicherung der gesamten Lebens- situation, die Entlastung der Eltern. Hier existiert noch ein Ungleichgewicht – bedingt durch die gesetzlichen Vorga- ben und Finanzierungsmöglichkeiten. Ich bin der Meinung, dass eine Gleich- wertigkeit zwischen den unterschied- lichsten Angebotsformen angestrebt werden sollte.Wenn das gelingt, haben die Menschen wirklich eineWahl. Nicht alle sollen den Spagat-Weg gehen, aber es sollten gleichgewichtige Angebote nebeneinander stehen. Sie kennen sowohl die deutsche als auch die österreichische Situation der Integra- tion von Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt – gibt es Ihrer Meinung nach Unterschiede? Wenn ja, wo liegen diese Unterschiede? Österreich hat den Vorteil, dass sich das System sehr viel später entwickelt hat und dadurch Fehler, die das deut- sche System gemacht hat, vermieden werden konnten. In Vorarlberg ist die Verwaltung zudem sehr viel flexibler als in Deutschland. In Deutschland ist in den 70er Jahren ein Rechtsanspruch auf Werkstat- tarbeitsplätze geschaffen worden. Damals war es ein großer Fortschritt, dass Menschen mit Behinderung das Recht auf Arbeit zugesprochen wurde. Gleichwertigkeit der Angebote als Ziel Inklusion will Grenzen über- schreiten – die Grenzen zwischen „Behinderung“ und „Nichtbehinderung“, die Grenzen der Spezialeinrich- tungen und die Grenzen in den Köpfen. Inklusion will für jeden Menschen – unabhän- gig von seinen Besonderhei- ten – ein Leben in der Ge- meinschaft ermöglichen und bedeutet, so leben zu können, wie man möchte, und nicht aus Mangel an Alternativen so zu leben, wie man muss. Im Herbst veranstaltete 53° Nord Agentur und Verlag Hamburg in Kooperation mit IfS-Spagat in der Fachhochschule Dornbirn eine Fach- tagung zum Themenbereich Inklu- sion. Ziel war es, eine grenzüber- schreitende Gesamtdarstellung der Erfahrungen im deutschsprachigen Raum zu erhalten. Zudem galt es, die Erfolgsfaktoren des Vorzeigepro- jektes IfS-Spagat aufzuzeigen. Rund 170 TeilnehmerInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz betei- ligten sich aktiv an dieser Veranstal- tung und trugen somit maßgeblich zu deren großem Erfolg bei. Wir haben mit Dieter Basener, Organisator der Veranstaltung, sowie Mag. Oliver Koenig, Sozialwissenschaftler, gesprochen. „ Die Vielfalt anWahlmöglich keiten ist der eigentliche Fortschritt. “ Inklusion – Eine Fachtagung von IfS-Spagat und 53 º Nord
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