ifs_zeitschrift_3-11

www.ifs.at Seite 24 Arbeit ist ein sehr wichtiger Lebensteil. Und Arbeit hat auch eine instrumen- telle Funktion: Sie ermöglicht soziale Kontakte, ein Einkommen, über welches man wiederum die Möglichkeit hat, an Freizeitstrukturen teilzunehmen, vielleicht lernt man dort seinen zu- künftigen Partner kennen. Im Zusam- menhang mit dem Thema Arbeit ist Information sehr wichtig. Es gibt nach wie vor Menschen, die den Unterschied zwischen integrativen Arbeitsplätzen undWerkstätten nicht kennen, nicht wissen, dass es andere Möglichkeiten gibt. Wo liegen für Sie die Unterschiede zwi- schen integrativen Arbeitsplätzen und Werkstätten? Es ist schwierig, diese Frage zu beant- worten, ohne vorschnell ideologisch zu werden. Bei integrativen Arbeitsplätzen ist sehr häufig die Familie die treibende Kraft. Werkstätten versuchen zwangsläufig, das liegt in der Natur ihrer Sache, den Menschen das Gefühl zu geben, in normalen Arbeitsstrukturen zu stecken, aber es ist eine Simulation. Ich habe in den letzten Jahren vieleWerkstät- tenstandorte in Österreich besucht. Und ich habe dort sehr viele Menschen getroffen, die zufrieden waren mit dem, was sie tun. Es geht nicht darum zu sagen „entwe- der oder“, sondern das Ziel der UN-Kon- vention ernst zu nehmen. Dies bedeu- tet, Menschen auf der Basis von guten und nachvollziehbaren Informationen ernsthafteWahlmöglichkeiten anzubie- ten und sie über ihre Rechte aufzuklä- ren, sie dazu zu bewegen, diese Rechte auch einzufordern. Zugleich bedeutet dies nicht – wie fälschlicherweise oft angenommen wird –, dass alle Men- schen arbeiten gehen müssen, son- dern es bedeutet, dass zumindest alle Hindernisse, die vielleicht gerade durch institutionelle Strukturen oder gesetz- liche Rahmenbedingungen gegeben sind, aus demWeg geräumt werden. Wenn Sie die österreichweite Situation mit jener in Vorarlberg vergleichen, wo liegen Vorarlbergs Stärken, wo die Schwächen? IfS-Spagat ist nicht nur österreichweit einzigartig, sondern europaweit. Es gibt viele gute Projekte in Österreich, doch die durch IfS-Spagat aufgebauten Strukturen sind einzigartig.Wenn man vergleicht, wie viele SchülerInnen nach dem Schwerstbehindertenlehrplan unterrichtet werden, dann finden in Ös- terreich im Schnitt 1 bis 5% eine Stelle am freien Arbeitsmarkt, in Vorarlberg sind es über 70%. IfS-Spagat ist einfach die konsequente Verfolgung der methodischen Aspek- te, die sich international im Kontext von unterstützter Beschäftigung als wirksam erwiesen haben. Man hat auch hier nicht versucht, das Rad neu zu erfinden, sondern ist sehr konse- quent diesenWeg weitergegangen. In Vorarlberg gibt es eine sehr dynami- sche, lernende Umgebung, wo man sich weiterentwickelt, wo zumindest eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Fördergebern existiert und auf die- ser Ebene auch all diese Entwicklungen möglich geworden sind. Ohne diese politischen Rahmenbedingungen wäre es nicht möglich, Menschen in dieser Form und in dieser Größenordnung zu unterstützen. Die Schwächen liegen darin, dass trotz beruflicher Integration viele Menschen mit Behinderung einsam sind, abseits „ Ziel ist es Menschen auf der Basis von guten und nachvoll- ziehbaren Informationen ernst- hafte Wahlmöglichkeiten anzubieten. “

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