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www.ifs.at Seite 28 „Das Leben ist kein Zuckerschlecken.“ Jeder Mensch durchlebt gute und schlechte Zeiten. Doch warum gehen manche Menschen gestärkt aus einer Krise hervor und warum zerbrechen an- dere an Schicksalsschlägen? Spannende Antworten hierzu bietet die Resilienz- forschung. Sie untersucht, wieso es ei- nigen Menschen gelingt, mit extremen Belastungen in angemessener Weise umzugehen und dabei psychisch wie auch physisch gesund zu bleiben. Die Resilienzforschung hat eine Reihe von lern- und trainierbaren Fertigkeiten herausgearbeitet, welche die Wider- standsfähigkeit eines Menschen erhö- hen können. Im Nachfolgenden werden drei Ansätze zur Verbesserung der per- sönlichen Resilienz vorgestellt. 1. An Problemstellungen positiv herangehen Wichtigste Grundlage der Resilienz ist, im Umgang mit Krisen eine posi- tive und optimistische Grundhaltung zu entwickeln. Diese Haltung sollte aus Erfahrungswerten gespeist sein. Fast jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass auch Krisen vorübergehen können. Resiliente Menschen fragen sich nicht ständig: „Warum ist das ausgerechnet mir passiert?“ oder „Was habe ich falsch gemacht?“ Ihr Augenmerk liegt auf der Frage: „Was kann ich jetzt im Moment tun, damit es mir besser geht?“ • Aus früheren Krisen lernen Um die eigene Resilienz zu stärken, ist es daher hilfreich, sich mit früheren Pro- blemstellungen bewusst auseinander- zusetzen und Erfahrungswerte abzulei- ten. So können Sie aus früheren Fehlern und Niederlagen Strategien entwickeln, die Ihnen bei der Bewältigung gegen- wärtiger Belastungen helfen können. 2. Lösungsorientiert denken und realistische Ziele setzen Wie viel Sinn macht es am Ende wirk- lich, sich zu lange mit der Schuldfrage zu beschäftigen? Resiliente Menschen wissen, dass es Situationen im Leben gibt, in denen man selbst keinen wirkli- chen Einfluss darauf hat, eine Situation zu ändern. Die wesentliche Frage ist, wie lange verbleibe ich in der Opferhaltung? Wann gehe ich dazu über, mich nicht mehr auf das zu konzentrieren, was schief gelaufen und nicht zu ändern ist? Wann entscheide ich mich, meine Auf- merksamkeit schließlich auf das zu len- ken, was ich tun und ändern kann? • Die Grenzen des Machbaren erkennen und realistische Ziele setzen Sie stärken Ihre Resilienz, indem Sie sich darin üben, erreichbare Ziele zu setzen. Hierdurch übernehmen Sie auch au- tomatisch die Verantwortung für Ihre Selbstmotivation und Ihre Erfolgserleb- nisse. Üben Sie sich zudem in Geduld, Ausdauer und Nachsicht im Umgang mit sich selbst. Als resilienter Mensch schöpfen Sie Kraft schon aus den kleins- ten Dingen, die Sie verändern können. 3. Aktiv werden, Ansprüche hinter­ fragen, Feedback einholen – Grenzen setzen! Oft sind es gerade die eigenen Perfek- tionsansprüche, die den persönlichen Stress und Druck im Umgang mit Krisen verstärken. Lernen Sie zu akzeptieren, dass Sie es nicht allen und jedem Recht machen können. Lernen Sie rechtzeitig Grenzen zu setzen. Zudemwissen resilienteMenschen,dass das Leben Höhen und Tiefen besitzt. Sie haben auch die Erfahrung gemacht, dass nicht immer alle Konsequenzen einer Krise letztendlich so schlimm sind, wie man sie sich vielleicht zunächst ausgemalt hat. Resilienz steht in en- ger Verbindung mit dem sogenannten Selbstwirksamkeitskonzept. Dies sagt etwas darüber aus, ob ein Mensch das Gefühl hat, mit seinem eigenen Ver- halten etwas bewirken zu können. Um festzustellen, ob wir etwas mit unserem Verhalten bewirken können, benötigen wir Feedback und Rückmeldungen von unserer Umwelt. • Selbst aktiv werden Sie stärken Ihre Resilienz also, wenn Sie in einer Krise Informationen sammeln, negative Aussagen und hohe Leistungs- ansprüche hinterfragen. Fassen Sie den Mut, sich mit der Situation, die Sie be- lastet, zu konfrontieren. Holen Sie sich hierzu rechtzeitig Feedback ein. Warten Sie nicht zu lange, bis die befürchteten Konsequenzen tatsächlich eintreten. Stellen Sie sich der Realität, beugen Sie vor und handeln Sie rechtzeitig. ● Gabriele Amann System. Coach, System. Familientherapeutin, NLP Trai- nerin. Psychologische Beraterin. Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPG). Improvisations-Lehrtrainerin. www.resilienzforum.de Im November fand eine IfS-interne Fortbildung über Resilienzförderung mit der Autorin dieses Beitrages statt. Resilienz – Strategien für mehr Widerstandskraft im Umgang mit Belastungen und Krisen Wie wir durch die tägliche Aktivierung unserer Resilienz im Berufsalltag gestärkt aus Krisen hervorgehen können Der Begriff Resilienz engl. resilience = Elastizität, Spannkraft lat. resilire = zurückspringen, abprallen Die Fähigkeit, erfolgreich mit be- lastenden Lebenssituationen um- zugehen. Der Begriff steht für die psychische und physische Wider- standskraft eines Menschen, Le- benskrisen, Krankheiten oder an- dere schwere Beeinträchtigungen zu überwinden.

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