ifs_zeitschrift_fundament_22_sonderausgabe_einzelseiten

25 Jahre ifs Fundament 14 Parallel dazu erfolgte die Entwicklung im fach- lichen Verständnis: Beeinträchtigungen und deren Ursachen konnten nicht nur in der Symptomatik, sondern auch in ihrer Genese immer besser dia- gnostiziert werden, die Trennung und Überschnei- dung zu psychiatrischen Krankheitsbildern wurde vertrauter und „neue“ Diagnosen wurden gesehen, z. B. die verschiedenen Formen des Autismus usw. Dies führte zur Intensivierung der Aufgaben des ifs Fundament in der Vorbereitung, im Training, im Hinein-Begleiten und dem Begleiten von Per- sonen mit Unterstützungsbedarf beim selbstän- digen Wohnen. Hermann Mayer und vor allem Angelika Würbel begleiteten dieses Thema und Angebot bis Anfang der 2000er Jahre und entwickelten es weiter. Woh- nen in all seinen Dimensionen als Grundlage für ein menschenwürdiges Leben war und ist in vie- len Feldern ein Kernanliegen der Sozialen Arbeit. So sind das Fundament, die Delogierungspräven- tion, die Siedlungsarbeit usw. Aufgabenbereiche im ifs, die jetzt noch deren Handschrift tragen. Ab 2008 konkretisierten Michael Müller, später Janet Genewein und heute Margit Bröll und Werner Mangeng gemeinsammit den engagierten Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern die Kernaufgaben und Kernkompetenzen des Fundament in Bezug auf das Wohnen für Menschen mit speziellen Bedarfen. Sie entwickelten das Fundament weiter und fassten die Aufgaben in Konzepte. (Selbständiges) Wohnen ist ein Teil des selbstän- digen Lebens. Und jedes Leben ist einmalig und einzigartig. So ist es auch die Arbeit des ifs Funda- ment – in jeder einzelnen Fallkonstellation einem einmaligen und einzigartigen Leben zur Entwick- lung zu verhelfen. Dies ist, ich weiß das, in den vergangenen über 25 Jahren in mehreren 100 Kon- stellationen geschehen. Dafür ist allen zu danken, die dabei mitgewirkt haben. Und diese Arbeit wird, auch da bin ich mir sicher, auch in den kommenden Jahren höchst notwendig sein. Dass dies weiter- hin möglich ist, das wünsche ich den Betroffenen und deren Angehörigen sowie allen im ifs, in der Politik und Gesellschaft, die diese Arbeit möglich machen. ○ Wohnsituation, aber sie war nicht selbständig. Und sie wollte erwachsen und selbständig sein. Bei Gerhard gestaltete sich die Situation vergleichbar. Nach langer Vorbereitung entschloss sich das ifs 1990 dazu, das Experiment zu wagen. Wir fanden eine Wohnung in Feldkirch, die mit Hilfe der Stadt Feldkirch (Günter Lampert) adaptiert werden konnte. Beispielsweise mussten damals ein paar Quadratmeter Grund gekauft werden, um außen am Gebäude einen Lift anbauen zu können. Zu den damals im ifs Verantwort- lichen zählten Angelika Würbel (Mastermind der Konzeption) und Hermann Mayer (Mastermind der praktischen Umsetzung), die gemeinsam die Fachgruppe „So- ziale Wohnformen“ leiteten, sowie Monika Prodinger, Leiterin der „Sozialen und beruflichen Rehabilitation“. Dank der Hilfe von Ehrenamtlichen des Freiwilligen sozialen Jahres und dank des Einsatzes der sozia- len Dienste der Stadt Feldkirch und der ifs Mit- arbeitenden gelang es, die Wohnung zu adaptie- ren und einen Rahmen zu schaffen, damit Heidi und Gerhard einziehen konnten. Das war die erste Fundament-Wohnung des ifs. Heidi starb wenige Monate, nachdem sie die Wohnung bezogen hatte. Sie hatte ihr Lebensziel erreicht, war erwachsen geworden und konnte somit loslassen. Ich habe selten so eindrücklich erlebt, worum es in der Sozialen Arbeit geht, wofür Fundamente gut sein können. Zukunftsfähige Lösungen In den 1990er Jahren wandten sich immer mehr Menschen mit Beeinträchtigung sowie besonde- ren Bedarfen und deren Angehörige an das ifs, da sie Unterstützung und Begleitung für ein – soweit möglich – selbständiges Leben brauchten. Dies war vor allem der Tatsache geschuldet, dass diejenigen, die nicht in Institutionen lebten, selbst erwach- sen und auch deren pflegende Eltern zunehmend älter und alt wurden. Nachdem kaumMenschen mit Beeinträchtigung die Nazi-Zeit bis 1945 über- lebt hatten, waren zu dieser Zeit die Ersten zwi- schen 40 und 50 Jahre alt, deren Eltern 60 bis 70 Jahre. Daraus ergab sich der Bedarf, die familiäre Lebenssituation im elterlichen Haushalt neu zu organisieren und zukunftsfähig zu gestalten oder aber eine alternative, selbständige Wohnform zu finden und zu entwickeln. Die Aufgaben des ifs Fundament wurden umfassender. „Ich habe selten so ein- drücklich erlebt, worum es in der Sozialen Arbeit geht, wofür Fundamente gut sein können.“ Dr. Stefan Allgäuer ehemaliger Geschäftsführer ifs Vorarlberg

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