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20 25 Jahre ifs Fundament Freiraum für Entwicklung Vorbereitung auf Wohnen und Leben in Selbständigkeit (teilstationär) Gibt es Dinge, die ihr gelernt habt und auf die ihr besonders stolz seid? Markus: Ich kann jetzt schon besser mit Geld umgehen und schaue gut zu mir. Ich kaufe mir schöne Kleidung und Schuhe mag ich besonders gerne. Mit der Ordnung im Zimmer klappt es mei- stens ganz gut. Aber manchmal bin ich nicht moti- viert und dann mache ich gar nichts. Claudia: Ich finde den Bahnhof und den Weg zur Arbeit. Zuerst habe ich Angst gehabt, dass ich zu spät komme und den Bus nicht finde. Manchmal nehme ich noch den falschen Bus, aber dann steige ich aus und laufe zurück in die Wohnung. Ich bin manchmal schon ein Schussel. Möchtet ihr zum Schluss noch etwas sagen? Markus: Ich bin schon ein wenig erwachsener geworden und baue keine Scheiße mehr. Das ist doch gut, oder? Claudia: Ich bin erst eingezogen und habe noch Zeit, da bin ich auch froh drum. Ich glaube, wenn ich dann auch so lange da bin, wie Markus, dann fühle ich mich auch erwachsen. ○ Das Gespräch führte Katharina Friedrich Bösch Die Intensiv Ambulante Wohngemeinschaft (IAW) in Rankweil ist eine 3er-WG. Hier erhalten Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit, begleitet und unter Berücksichtigung ihrer Fähig- keiten und ihrer Entwicklung Schritt für Schritt das selbständige Wohnen bis hin zum Auszug in eine eigene Wohnung zu erlernen. Auch in Götzis gibt es eine solche WG und weitere sind im Raum Dornbirn und Bregenz geplant. Wir haben mit zwei Bewohnerinnen und Bewohnern* gesprochen. An wen richtet sich die IAW-Wohnung und von wemwird sie bewohnt? Markus: Das Alter und die Herkunft spielen keine Rolle. Man kann schon vieles selber machen, aber halt nicht alles. Claudia: Ich kann hier noch die Dinge lernen, damit ich alleine gut klarkomme. Ich bekomme Hilfe, wenn ich mal nicht mehr weiterweiß. Markus: Manchmal nerven die Berater und ich hätte gerne immer meine Ruhe. Claudia: Ich bin froh, dass jede Woche jemand vorbeikommt und schaut, ob es mir gut geht. Gibt es positive Gründe, in der IAW-Wohnge- meinschaft zu leben? Markus: Nein, eigentlich nicht … Naja, wenn ich ein wenig nachdenke vielleicht doch… Ich bin nicht obdachlos und habe noch eine Chance bekommen, mein Leben und meine Sachen zu ordnen. Ich kann Geld sparen, um weiter an meinen Zielen zu arbei- ten. Dann kann ich mir vielleicht auch mal was leisten. Ein Auto wäre super. Und eine eigene Wohnung, wo ich alles selber regeln kann. Claudia: Zu Hause hat es immer wieder Streit ge- geben. Nun kann ich zeigen, dass ich es alleine mei- stern kann. Aber es fällt mir schwer, alleine zu leben. Jetzt habe ich meinen Freiraum und kann machen was ich will … Naja nicht alles, aber ein bisschen. * Namen von der Redaktion geändert.

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