ifs_zeitschrift_pa_21_sonderausgabe_flippingbook

21 der Erwachsenenpsychiatrie wurden in dreitä- gigen Basiskursen in Deeskalation geschult. Auf der psychiatrischen Akutstation E1 schlos- sen im Jahr 2015 eine diplomierte psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin und ein diplomierter psychiatrischer Gesundheits- und Kranken- pfleger die Deeskalationstrai- ner-Ausbildung ab. Seither schulen sie mehrmals jährlich Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter der Station E1 nach dem ProDeMa®-Stufenmodell zur Deeskalation von Gewalt und Aggression. Das ProDeMa®-Stufenmodell Das Stufenmodell der Dees- kalation stellt anschaulich dar, auf welchen unterschied- lichen Ebenen die Deeska- lation oder Vermeidung von Gewalt und Aggression statt- finden kann. Dabei greifen sämtliche Deeskalationsstufen in ihrer Wirkung ineinander und müssen deshalb alle berücksich- tigt werden. Deeskalationsstufe 1 Verhinderung der Entstehung von Gewalt und Aggression Auf dieser Ebene beschäftigen wir uns vorrangig mit den äußeren Rahmenbedingungen, die auf die Entstehung von Gewalt- und Aggressionen bei zu betreuenden Menschen entscheidenden Einfluss haben, d. h. es werden alle aggressionsauslösenden Reize reflektiert. Hierzu gehören z. B. die Analyse der Stationsregeln und der Hausordnungen, der Umgang von Personal mit Patientinnen und Pati- enten, die Zumutung von Wartezeiten, Überforde- rungssituationen etc. Deeskalationsstufe 2 Veränderung der Bewertungsprozesse aggressiver Verhaltensweisen Persönliche Bewertungsprozesse beim Umgang mit aggressiven Menschen entscheiden über die Reaktion, die zur Eskalation oder Deeskalation der Situation führen kann. Auf dieser Ebene reflektieren wir unsere eigenen Wahrnehmungs- und Bewertungssysteme und lernen, uns von der momentanen Befindlichkeit der Menschen und deren verbalen Aggressionen abzugren- zen. Zusätzlich reflektieren wir die Entstehung unseres eigenen Aggressionspotentials und erar- beiten eigene Umgangs- und Bewältigungsmög- lichkeiten von Wut- und Ärger-Gefühlen. Deeskalationsstufe 3 Verständnis der Ursachen und Beweggründe aggressiver Verhaltensweisen Aggressive Verhaltensweisen eines Menschen haben immer eine Ursache (Auslöser) und einen Beweggrund (Motiv, Intention). Die Kenntnis und das tiefere Verständnis dieser Ursachen und Beweggründe sind Voraussetzung dafür, deeskalierend auf einen Patienten eingehen zu können. Durch die Wahrnehmung der aktuellen Bedürfnisse, Probleme und Gefühle hinter den aggressiven Verhaltensweisen können wir mit dem Menschen in Kontakt kommen, verstehen und beruhigen sowie helfen, gemeinsam die Situ- ation zu meistern und eine weitere Eskalation zu verhindern. Deeskalationsstufe 4 Kommunikative Deeskalationstechniken im direkten Umgang mit hochgespannten Patienten Eine Deeskalation ist dann erfolgreich, wenn die aggressive Spannung und innere Not des Men- schen abnimmt und es gelingt, ein klärendes oder entlastendes Gespräch zu führen, indem Lösungen für die aktuellen Probleme und Befindlichkeiten gefunden werden. Welche Art der Kommunikation und Gesprächsführung ist förderlich im direkten Umgang mit hochgespannten Menschen? Wie kann ich eine akute Eskalation verbal deeskalie- ren? Wie verhalte ich mich, wenn Brachialaggres- sion kurz vor dem Ausbruch steht? Wissen ProDeMa® steht dafür /vertritt die Meinung, dass… ... das Personal ein Recht auf Schulung im optimalen Umgang mit aggressiven Verhaltenswei- sen und professionelle Nachbe- arbeitung nach erlebten aggres- siven Verhaltensweisen hat. ... die zu betreuende Person ein Recht auf geschultes Personal hat, das mit unvermeidbaren Anspannungszuständen und aggressiven Verhaltensweisen professionell umgehen kann.

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