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30 Jahre ifs Patientenanwaltschaft 22 ProDeMa® auf der Station E1 ImMittelpunkt unserer Arbeit auf der psychi- atrischen Akutstation E1 steht der Mensch mit seiner Erkrankung und den Symptomen. Jeder Mensch ist für uns eine Persönlichkeit mit phy- sischen, psychischen sowie sozialen Stärken und Defiziten. Wir versuchen, zu den Menschen von Anfang an eine professionelle Beziehung aufzubauen und zu gestalten. Anspannungen und Aggressivität sind bei psychisch erkrankten Menschen unvermeidlich. Unser Bemühen ist es, möglichst alle Beteiligten unverletzt durch ange- spannte Situationen zu bringen, damit die Behand- lung und Beziehung professionell weitergeführt werden kann. Mit der Deeskalation haben wir eine sehr gute Methode erhalten, um mit diesen Ver- haltensweisen umzugehen. Trotz beengter räum- licher Verhältnisse haben sich Fixierhäufigkeit und Dauer der Fixierungen seit Einführung des Deeskalation-Konzeptes deutlich reduziert. Damit dies weiterhin gelingt, benötigt es ein gut ausge- bildetes, geschultes, reflektiertes und engagiertes Team. ○ Literatur /Quellenangabe: Wesuls, Ralf /Heinzmann, Thomas /Brinker, Ludger: Profes- sionelles Deeskalationsmanagement (ProDeMa®). Praxis- leitfaden zum Umgang mit Gewalt und Aggression in den Gesundheitsberufen. In: https: // gesundheitsdienstportal. de/risiko-uebergriff/ infoplus/ProDeMa-Lehrbroschuere.pdf (12.10.2021). Deeskalationsstufe 5 Patientenschonende Abwehr- und Fluchttechniken Die Anwendung körperlicher Abwehrtechniken sollte das letzte Mittel der Gefahrenabwehr sein. Sie sollten nur angewendet werden, wenn alle anderen Möglichkeiten der Deeskalation ausge- schöpft sind. Wir lernen dafür speziell entwickelte patientengerechte, körperschonende und verlet- zungsfreie Techniken, die Unfallrisiken auf beiden Seiten auf ein Minimum reduzieren. Deeskalationsstufe 6 Patientenschonende Begleit-, Halte-, Immobilisations- und Fixierungstechniken In vielen Situationen müssen Menschen bei Selbst- oder Fremdgefährdung festgehalten oder immobilisiert werden, um weder sich selbst noch andere zu gefährden. Die Fixierung eines Men- schen bei Selbst- oder Fremdgefährdung gehört zu den unangenehmsten Aufgaben der Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter, ist jedoch in einigen Fällen notwendig. Durch die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit Immobilisations- und Fixiersitu- ationen ist für alle Betroffenen ein Höchstmaß an Professionalität und Sicherheit gegeben, um weitmöglichste Verletzungsfreiheit für alle Betei- ligten zu erreichen. Besonders die weitergeführte verbale Deeskalation ist in solchen Situationen unentbehrlich. Deeskalationsstufe 7 Präventive Möglichkeiten nach aggressiven Vorfällen Durch Übergriffe oder sonstige Ereignisse werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter traumatisiert und brauchen eine kollegiale Ersthilfe und Nach- sorge, um im Schutz ihres Teams das Geschehene verarbeiten zu können. Je besser die kollegiale Ersthilfe und die Nachsorge in einer Institution organisiert sind, desto mehr werden posttrauma- tische Belastungssyndrome mit langen Krank- heitsausfällen und starkem Leid bei den Betrof- fenen vermieden. Geschehen Übergriffe oder sonstige aggressive Vorfälle, haben die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Bedarf einer professionellen Nachbearbeitung mit dem Ziel der Tertiärpräven- tion. Die systemische Ansicht ermöglicht es, alle am Geschehen beteiligten Personen oder Faktoren zu reflektieren, um zukünftige ähnliche Vorfälle vermeiden zu können. DPGKP Gabriele Waldner Deeskalationstrainerin (ProDeMa®), Station E1, LKH Rankweil

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