ifs_zeitschrift_pa_21_sonderausgabe_flippingbook

30 Jahre ifs Patientenanwaltschaft 24 tomverbesserung und letztlich zu einer verbes- serten Lebenszufriedenheit für die Betroffenen führen. Diese Verbesserungen erhöhen mittel- und langfristig auch die Wahrscheinlichkeit für Stabi- lisierung und soziale Integration der Betroffenen, die dann mit einem abnehmenden aufsuchenden Betreuungsbedarf und einer Entlastung des stati- onären psychiatrischen Behandlungs- und Versor- gungsbereiches einhergehen. Für die Betroffenen selbst bedeutet das Angebot die Chance auf Unterbrechung der wiederkeh- renden Dynamik von wechselnden Wohnein- richtungen oder Wohnungs- verlusten, Obdachlosigkeit und längeren stationären (Zwangs-)Aufenthalten im Fachkrankenhaus für Psy- chiatrie. Eine einfühlsame Haltung der Mitarbeite- ninnen und Mitarbeiter im Betreuungsteam, ein respekt- voller Umgang mit den Betroffenen, der die persön- liche Lebensgeschichte ach- tet und die Erfahrungen der Betroffenen als Ressource erkennt, ist Voraussetzung eines gelingenden Unterstüt- zungsprozesses. Ebenso wichtig sind Geduld, Fle- xibilität und behutsames Anleiten und Begleiten der Schritte zurück in einen selbstbestimmten Alltag außerhalb der Psychiatrie. Hinter dieser Vision stehen nicht nur die Koope- rationspartnerinnen und -partner von Institut für Sozialdienste, aks gesundheit, Caritas Sucht- arbeit und pro mente Vorarlberg. Erst die mutige Initiative der Vorarlberger Landesregierung hat diese neue Form der gemeinsamen Versorgung von schwer psychisch Erkrankten mit komplexem Unterstützungsbedarf möglich gemacht. ○ 1 Vgl. pro mente austria: Wenn sich die Türe dreht. Linz 2011. 2 Unterbringungsgesetz In: https: / /www.ris.bka.gv.at  /Gel- tendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnum mer=10002936) Betroffene dieser Personengruppe werden dadurch immer wieder zur Gefahr für sich und ihre Gesundheit, aber auch für Menschen in ihrer Umgebung. Damit werden gleichzeitig die Voraus- setzungen der Unterbringungskriterien nach dem Unterbringungsgesetz erfüllt, weshalb es immer wieder zu Zwangsunterbringungen kommt: Voraussetzungen der Unterbringung § 3. In einer psychiatrischen Abteilung darf nur untergebracht werden, wer 1. an einer psychischen Krankheit leidet und im Zusammenhang damit sein Leben oder seine Gesundheit oder das Leben oder die Gesundheit anderer ernstlich und erheblich gefährdet und 2. nicht in anderer Weise, insbesondere außerhalb einer psychiatrischen Abteilung, ausreichend ärztlich behandelt oder betreut werden kann. 2 Gemeinsam für die Erkrankten Obwohl die Sozialpsychiatrie in Vorarlberg über ein breites Angebot an stationären und ambu- lanten Wohn- und Betreuungsleistungen verfügt, konnte für den kleinen Teil der oben beschrie- benen schwer erkrankten Personen bis 2019 oft kein Angebot gefunden werden, da dies die Mög- lichkeiten der einzelnen Anbieter durch die Regle- mentierung und Standardisierung ihrer einzelnen Produkte überstieg. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde das Produkt „SIB Tandem“ entwickelt und umgesetzt. SIB Tandem ist eine verbindliche Kooperation zwischen dem Fachbereich Sozialpsychiatrische Intensivbetreuung (SIB) der Institut für Sozial- dienste gGmbH und den Systempartnern aks gesundheit GmbH, Caritas Suchtarbeit und pro mente Vorarlberg GmbH. Die gemeinsam erbrachten Unterstützungslei- stungen ermöglichen eine hohe Betreuungsinten- sität, die Nutzung verschiedenster institutions- übergreifender Ressourcen bei gleichbleibender Betreuung durch ein gemeinsames institutsüber- greifendes, interdisziplinäres Team. Zurück in einen selbstbestimmten Alltag Gemeinsam verfolgen Betreuungsteam und Betroffene das Ziel einer langfristigen Behei- matung außerhalb des stationären Klinikset- tings. Eine hohe Betreuungskontinuität und ein sehr individuelles, an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiertes, ambulantes Betreu- ungskonzept sollen zu einer deutlichen Symp- Dipl.-Soz-Päd. Susan Dein-Koch Leiterin ifs Sozialpsychiatrische Intensivbetreuung Vorarlberg „Hinter dieser Vision stehen nicht nur die Kooperations- partner ifs, aks, Caritas Suchtarbeit und pro mente Vorarlberg. Erst die mutige Initiative der Vorarlberger Landesregierung hat diese neue Form der gemeinsamen Versorgung von schwer psychisch Erkrankten mit komplexem Unterstützungs- bedarf möglich gemacht.“

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0