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11 Die Anfänge Die Anfänge der Schuldenberatung Nicht ganz ohne Gegenwind Das Problem der Privatschuldner war die feh- lende „Masse“. Mit Masse wird das Kapital, das für eine Sanierung eingesetzt werden kann, bezeich- net. Bei Firmen sind dies das Betriebsgebäude, Markenrechte, Immobilien, Lagerbestände etc., bei Privaten in erster Linie ihr Einkommen – alle anderen Vermögenswerte sind zu dem Zeitpunkt in der Regel bereits veräußert. Privatpersonen konnten demnach im Firmenkon- kurs keine „Masse“ anbieten, die sofort verwertbar gewesen wäre. Das wurde erst durch den Privat- konkurs möglich. Dieser erstreckt sich über einen längeren Zeitraum und ist auf das Einkommen des Schuldners bzw. der Schuldnerin abgestimmt. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren unterstützte die Sozialhilfe Sanierungskonzepte mit nicht zurückzahlbaren Zuschüssen. Das wurde mit der Zeit schwieriger, da die Anzahl der Sanierungen zunahm. Für Julius Schedel war klar, dass Menschen mit Schuldenproblemen nicht auf der Strecke bleiben und alleine gelassen werden dürfen. Der Druck auf diese Menschen war gestie- gen und ihnen war nicht geholfen, wenn man zum Ausdruck brachte, dass „sie eh selbst schuld sind“. Parallelen zwischen Vorarlberg und Wien Nahezu parallel wurde auch in Wien sehr enga- giert am Aufbau und an der Etablierung einer Schuldenberatung – dort Schuldnerberatung – gearbeitet. Die treibende Kraft war Alexander Maly. Als Sozialarbeiter im Jugendamt kannte er die prekäre finanzielle Situation vieler Familien nur zu gut. Zudem hatte er als Vorsitzender des

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