ifs_zeitschrift_sb_20

32 Jahre ifs Schuldenberatung 16 Sozialarbeiterin hat es während einer Sitzung in einer ifs Beratungsstelle zu Beginn der 1990er Jahre ganz kritisch auf den Punkt gebracht: „Existenzsicherung gehört zur ureigenen Tätigkeit der Sozialarbeit und kann nicht von anderen Pro- fessionen wahrge- nommen werden.“ Genau in diesem Spannungsfeld lag zu Beginn der Tätigkeit der ifs Schuldenbera- tung (und auch noch in den ersten Jahren mit Peter Kopf als Leiter) eine wichtige Aufgabe: eine genaue Abgrenzung zwi- schen der sozialarbeiterischen Existenzsicherung und der schuldenberaterischen Sanierung einer Überschuldung zu ziehen. Diese Diskussion wird übrigens zum Teil auch heute noch geführt. Peter Kopf erinnert sich gut an seine ersten Arbeitsmonate im Jahr 1990. Diese waren geprägt von zahlreichen Besuchen in den Teams des ifs, aber auch in den Teams anderer sozialer Einrich- tungen. Durch diesen guten Austausch, ein sich Kennenlernen und eine große Transparenz konn- ten die Grundlagen für eine erfolgreiche und für die betroffenen Klientinnen und Klienten frucht- bringende Tätigkeit gelegt werden. Dieses „Invest- ment“ hat sich mehr als ausgezahlt. Das zeigt die heute ganz selbstverständliche Kontaktaufnahme mit der ifs Schuldenberatung durch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, wenn sie mit Menschen arbeiten, die Schuldenprobleme haben. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt. Aber genauso funk- tioniert Soziale Arbeit: indem zusammengearbei- tet wird und jede bzw. jeder seine Fachkenntnisse zur Lösung von sozialen Problemen einbringt. Die ersten Klientinnen und Klienten Im Jahr 1988 wurden bereits 198 Personen beraten – 149 Männer und 75 Frauen. Das Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel hat sich in den folgenden Jahren recht stabil in einem Verhältnis von 60 zu 40 Prozent eingependelt. Im ersten Jahr wurden etwa 10 Prozent der Kli- enten ifs intern zugewiesen, 50 Prozent wurden von den verschiedenen Systempartnern vermittelt (andere soziale Einrichtungen, Arbeiterkammer, Banken, Behörden) oder kamen auf persönliche Empfehlungen. 40 Prozent nahmen, weil „sie von diesem neuen Angebot gehört hatten“, auf Eigeni- nitiative Kontakt auf. Die Namensfrage Zu Beginn der Tätigkeit stellte sich die wichtige Frage, wie das neue Angebot benannt werden sollte. Im deutschsprachigen Raum hatte sich die Bezeichnung „Schuld ner beratung“ durchgesetzt. Vorarlberg ging einen anderen Weg – übrigens nicht abgesprochen mit einer Beratungsstelle in Bremen, die sich ebenfalls für „Schuld en bera- tung“ entschieden hatte. Der Name Schuldenbe- ratung wurde auch deshalb gewählt, weil nicht die Menschen, also „der Schuldner“, sondern seine Situation, „die Schulden“, problematisiert werden sollten. Argumente, dass man wohl keine Schul- den, sehr wohl aber Schuldner beraten könne, wurden entkräftet, immerhin wird ja auch „Ehebe- ratung“ angeboten – für Menschen, die Probleme in ihrer Ehe haben. Und dass die Namensent- scheidung lange vor Genderüberlegungen weg- weisend war, zeigt sich heute. Salopp ausgedrückt könnt man sagen, dass die ifs Schuldenbera- tung halt auch Frauen berät – im Gegensatz zur „ Schuldner beratung“? Mittlerweile gibt es auch in Österreich einige Bera- tungsstellen, die sich umbenannt haben. Und auch in der Novelle des Privatinsolvenzgesetzes im Jahr 2008 wird von „staatlich anerkannten Schul- denberatungen“ gesprochen. Somit wurde der Name „Schuldenberatung“ in Österreich endgültig eingeführt. Räumliche Entwicklung Die ifs Schuldenberatung hatte von Beginn an den Anspruch, Hilfe für Menschen in ganz Vorarlberg anzubieten. Egal wo jemand wohnt, die Beratungs- leistung sollte zur Verfügung stehen. Einfach war das im Bezirk Bregenz, da der Standort der Schul- denberatung in Bregenz war und nach wie vor ist. Sprech- tage und Termine wurden aber auch in Feldkirch (dort zu Beginn in den Räumlich- keiten der ifs Sachwalter- schaft in der Marktgasse) abgehalten und an der ifs Beratungsstelle in Bludenz wurden Termine nach Vereinbarung angeboten – selbstverständlich auch in den Räumlichkeiten der ifs Beratungsstellen in Dornbirn, Hohenems oder „Der Name Schuldenberatung wurde auch deshalb gewählt, weil nicht die Menschen, also ,der Schuldner‘, sondern seine Situation, ,die Schulden‘, pro- blematisiert werden sollten.“ „Durch den guten Aus- tausch, ein sich Kennen- lernen und eine große Transparenz konnten die Grundlagen für eine erfolgreiche und für die betroffenen Klientinnen und Klienten fruchtbrin- gende Tätigkeit gelegt werden.“

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0