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32 Jahre ifs Schuldenberatung 30 Was letzterer erzählte, ist wohl symptomatisch für viele Gründungen im Sozialbereich. Zwar gab es im Jahr 1992 mit Hans Grohs bereits einen Geschäftsführer für die asb, allerdings hatte diese damals noch keine Rechtspersönlichkeit und somit kein Geld. Kurzerhand stellte die Schulden- beratung Oberösterreich Hans Grohs an, bot ihm einen Schreibtisch in ihren Räumlichkeiten und stellte ihn für die Agenden des Dachverbandes frei. Finanziert wurde seine Stelle über die „Aktion 8.000“ des AMS. Der damalige Sozialminister, Alfred Dallinger, wollte damit 8.000 neue Arbeits- plätze schaffen. Ganz amüsant auch eine Schilderung von Harald Hauer, der 1993 seine Tätigkeit als Schuldenbe- rater bei der Schuldnerberatung Oberösterreich aufnahm. Sein erster Arbeitstag startete mit einem Vernetzungstreffen mit der zweiten Bera- tungsstelle für überschuldete Menschen in Oberö- sterreich, der Schuldnerhilfe. Für ihn stellte sich die Frage, wie ein „gehöriger“ Schuldenberater zu solch einem Treffen kommt. Mit Hemd und Sakko oder doch nicht? Die Frage hat sich im Laufe der Jahre erübrigt. Kleiderordnung gibt es auch in der asb keine. Wie Harald Hauer verdiente sich der heutige Geschäftsführer der asb, Clemens Mitterlehner, seine ersten beruflichen Sporen als Schuldenbera- ter bei der Schuldnerhilfe Oberösterreich. Im Jahr 2013 folgte der Wechsel in die asb. Zuständig war er für EDV, Qualität und die österreichweite Koor- dinierung und Weiterentwicklung des JurXpert. Virus Schuldenberatung Die anderen Interviewten nahmen ihre Tätigkeit Ende der 1990er Jahre direkt bei der asb auf. Allen ist gemein, dass der „Virus Schuldenberatung“, wenn er einmal jemanden infiziert hat, nicht mehr loslässt. Aus allen wurden langjährige, verläss- liche und unabkömmliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieses Phänomen ist österreichweit zu beobachten. Man kennt die anderen seit vielen Jahren. Das hat den großen Vorteil, dass sich Ver- trauen aufbaut und Entscheidungswege abgekürzt werden. Häufig kann mit einem Telefonat eine wichtige Entscheidung fundiert und nachhaltig getroffen werden. Auch das ist eine Stärke der asb. Tragfähiges Netz Besonders wichtig für das gute Funktionieren der asb waren und sind die engagierten Mitarbeiten- den und eine gute Vernetzung mit den „Eigentü- mern“, das sind die zehn staatlich anerkannten Schuldenberatungen Österreichs. Wichtige Zutaten für diesen Erfolg waren der Pio- niergeist, die nie versiegende Neugierde, das unbe- dingte Wollen, eine erfolgreiche und finanziell unabhängige Einrichtung zu sein, Mitarbeitende, die mit dem Geschäftsführer ein gemeinsames Ziel verfolgen, Innovationskraft, große Medien- präsenz sowie Anerkennung der Stakeholder aus Wirtschaft, Verwaltung, Sozialwirtschaft, Schul- denberatungen und Gerichten. Wie beim Aufbau jeder neuen Einrichtung gab es natürlich auch Fallstricke, die überwunden werden mussten. Der immer wieder aufkeimende „Kantönligeist“ einzelner Partner, der „ewige“ Kampf um die nötigen Geldmittel – auch bedingt durch die seit Jahren zu niedrigen Vergütungen bei den Treuhandschaften im Abschöpfungsver- fahren bei einem Privatkonkurs – und natürlich ein fast „natürlicher“ Gegenwind aus den Reihen der Gläubiger und Gläubigerschutzverbände. Mit allem konnte gut umgegangen werden. Zu den wichtigsten Meilensteinen befragt, nann- ten alle Interviewten die Einführung des Privat- konkurses im Jahr 1995 in Österreich. Natürlich wurden auch das Insolvenzrechtsänderungsgesetz (IRÄG) 2017, dessen Wesenskern eine Null-Ent- schuldung bei gleichzeitiger Erfüllung von strengen Krite- rien, wie die Pflicht zur Aus- übung einer Erwerbsarbeit, darstellt, aber auch die ISO- Zertifizierung oder das Recht auf ein Girokonto für alle in Österreich (seit September 2016) angeführt. Die Tatsache, dass alle Eigentümer der asb gleichzeitig auch staatlich anerkannte Schuldenberatungen sind, gehört wohl auch zu den Meilensteinen und damit zur Erfolgsgeschichte der asb. Bilder! Bilder! Spannend wird es bei der Frage, welche Bilder die Befragten mit der asb assoziieren. Vom Baummit vielen Ästen und starken Wurzeln, über ein Haus mit vielen Zimmern oder einem großen Regen- schirm, unter dem alle Platz haben, ist alles dabei. Natürlich auch ein tragfähiges Netz mit vielen ineinander verwobenen Fäden, die zusammen einen starken, unverwüstlichen Stoff abgeben. „Aus allen wurden langjäh- rige, verlässliche und un- abkömmliche Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter.“

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