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31 Die Dachorganisation asb Oder die Bewohner einer „Festung“, die für die Interessen der Schuldnerinnen und Schuldner kämpfen und deren Lebensumstände zu verbes- sern versuchen. Sehr aufschlussreich sind die Einschätzungen, wenn es um die sozialpolitische Funktion der asb geht. Die asb ist wie Luft zum Atmen: „Erst, wenn es sie nicht mehr geben würde, würde man mer- ken, dass sie fehlt“, meint etwa Ulli Achleitner. In diesem Sinne ist die asb so etwas wie ein Seismo- graph der Schuldenszene. Wer, wenn nicht die asb, macht beispielsweise darauf aufmerksam, dass sich Schulden innert acht Jahren allein durch Zins und Zinseszins sowie die unberechenbaren Kosten für Inkassobüro, Rechtsanwalt, Gericht & Co verdreifachen? Dass die Expertise der asb von Medien, Ministe- rien, Behörden, Arbeitgebern, der Sozialwirtschaft oder der Wirtschaft gefragt und angenommen wird, spricht sehr für die breite und gesamtgesell- schaftliche Verankerung des Dachverbandes. Modell Österreich Dass ein Geschäftsmodell im Sozialbereich ohne nennenswerte finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand funktioniert, hat in Österreich beinahe Alleinstellungscharakter. Auch ein Blick über die nahe Grenze nach Deutschland zeigt, dass die Organisationsform der asb hilft, um Schulden- beratung als „ein Bild“ zu zeichnen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Schuldenberatung sehr unter- schiedlich, regional und institutionell verschieden aufgebaut ist, zeichnet sich das „Modell Öster- reich“ durch eine große Homogenität bei gleichzei- tiger Wahrung regionaler Unterschiede aus. Blick in die Zukunft Natürlich ist in solchen Gesprächen auch ein Blick in die Zukunft zu wagen. Wenn man asb in fünf/ zehn/zwanzig Jahren denkt, dann wird klar, dass die Mitglieder des derzeitigen Beirats allesamt in Pension sein werden – zumindest in zwanzig Jah- ren. Aber schon davor wird es zu einem raschen Personalwechsel in diesem Gremium kommen. Die Pioniere werden abtreten und ihren Nachfol- gerinnen und Nachfolgern Platz machen. Nicht nur diese, sondern auch andere Einschätzungen werden geteilt: Die asb wird es auch in zwanzig Jahren noch geben. Die Lobbyarbeit für Menschen mit Schuldenproblemen wird immer noch not- wendig sein. Finanzbildung wird ein viel stärkeres Gewicht haben. Um all das zu erreichen, wird die asb genau so innovativ bleiben müssen, wie sie es in den letzten Jahren war. Mutig, unerschrocken aber auch tole- rant und fair. Wichtig ist auch der Servicecharak- ter, der die asb in allen Bereichen und Abteilungen auszeichnet. Ganz wichtig werden die Nähe zu den Schul- denberaterinnen und Schuldenberatern in den Bundesländern – Politiker würden sagen „zu den Menschen draußen“ –, das noch deutlichere Sicht- barsein bei den „Schuldnern auf der Straße“, gute Vernetzung in die Politik und die Verwaltung sowie der Aufbau eines einheitlichen Verständ- nisses von Finanzbildung in Österreich sein. Das braucht’s noch! Der aktuelle Forderungskatalog der asb und aller staatlich anerkannten Schuldenberatungen ist in drei große Blöcke zu gliedern: 1 Sicherung der Lebensgrundlagen: Existenz- sicherung, Anhebung der Pfändungsfreigrenzen 2 Eindämmung der Zinsen und Zinseszinsen: Wucherparagraf, Verbot von Bürgschaften 3 Schuldenregulierung: Abschaffung der Sonder- stellung von Gläubigern im Schuldenregulie- rungsverfahren – wie Aufrechnungsrechte – und natürlich der Ausbau von staatlich anerkannter Schuldenberatung Die seit Jahren zu niedrige Vergütung bei den Treuhandschaften in Kombination mit der Ver- kürzung der Laufzeit der Abschöpfungsverfahren (von früher sieben auf heute fünf Jahre) im Pri- vatkonkurs wird die Organisation der asb in den nächsten Jahren stark fordern. Rückgänge bei den Einnahmen müssen durch andere Erträge/ Projekte, durch Erschließen von neuen Einnah- mequellen – zum Beispiel durch den Verkauf der Dienstleistungen der asb im Aus- und Fortbil- dungsbereich – oder durch Einsparungen kompen- siert werden. ○ „Erst, wenn es sie nicht mehr geben würde, würde man merken, dass sie fehlt.“

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