ifs_zeitschrift_sb_20

37 Budgetberatung Wochen aufzuteilen und den Wochenanteil in ein Kuvert zu geben. Fünf Wochen deshalb, weil ein Monat ja nicht genau vier Wochen hat, sondern ein bisschen mehr. Ich darf pro Woche nur das Wochenkuvert nehmen und nichts aus einem anderen herausneh- men. Dabei habe ich erkannt, dass ich eigentlich genug habe, es nur klar einteilen muss. Für mich selbst habe ich dazu noch Taschengeld, das ist in einer extra Geldtasche und nicht in den Kuverts. Außerdem hat mir die Budgetberaterin gesagt, dass es ganz, ganz wichtig ist, ein Haushaltsbuch zu führen, um zu sehen, wohin das Geld fließt. Und sie hat mir geraten, im ersten Schritt so wenig wie möglich mit Karte zu zahlen. In der Folge habe ich alles ganz genau aufgeschrieben. Es blieb mir sogar oft etwas Geld im Kuvert übrig und ich konnte ein wenig sparen. Das war ein riesiges Erfolgserlebnis und so unglaublich beruhigend: Das ist ja super, das klappt wirklich! Die Disziplin im Alltag ist zwar eine Herausforderung, aber ich habe mehr Ruhe und Gelassenheit bekommen, weil ich gesehen habe, es geht sich aus. Wie ging es nach der Beratung weiter? Die Budgetberaterin hat mir unser Gespräch schriftlich zusammengefasst und als Brief geschickt, drei, vier Monate später hat sie sich noch einmal gemeldet und gefragt, wie es mir geht. Im Gespräch hat sie gemeint, es wäre gut, noch einen Termin auszumachen, um Feinheiten abzu- stimmen, nachzuschauen, wo sich vielleicht noch etwas verbessern lässt. Denn dazwischen bin ich doch auch wieder ins Minus gerutscht. Welche Feinabstimmungen wurden beim zweiten Termin gemacht? Die Familienbeihilfe kam früher ja nur alle zwei Monate. Ich habe dabei den Fehler gemacht, dass ich immer eine Hälfte vom Konto genommen habe, damit ich diesen Teil im zweiten Monat noch habe. Denn was auf dem Konto ist, ist bei mir oft ein- fach weg. Beim zweiten Gespräch haben wir aber bemerkt, dass ich diesen abgehobenen Anteil der Familienbeihilfe oft vergessen habe. Zum Beispiel habe ich das Geld in eine Schublade gesteckt, ver- gessen und mir beim Blick aufs Konto gedacht, ich bin schon wieder mit 200 Euro imMinus – ohne daran zu denken, dass ich 400 Euro in der Schub- lade habe. Ich wusste im Prinzip nie wirklich, wie viel Geld ich habe. Also haben wir im zweiten Gespräch vereinbart, alles Geld, das am Konto ist, am Konto zu lassen und nur das Geld für das Haushaltsbudget und mein Taschengeld herunter- zunehmen. Außerdem hat mir die Budgetberaterin nahegelegt, nur noch bar zu zahlen und die Karte gar nicht mehr zu verwenden. Gab es Rückfälle in alte Verhaltens- muster? Ich zahle eigent- lich schon gerne mit Karte. Die Umstellung zum Barzahlen war für mich schwierig, ist mir aber weitest- gehend gelungen. Im Urlaub bin ich aber leider wieder in alte Muster gerutscht und habe ziemlich viel mit Karte bezahlt. Mit Schulbeginn im September bin ich aber wieder zum bewährten Kuvertsystem zurückgekehrt. Was hat Ihnen bei der Budgetberatung besonders geholfen? Das Kuvertsystem! Die letzte, also die fünfte Woche hat auch noch ein Kuvert – auch wenn die Woche in diesemMonat nur noch zwei Tage hat. Dadurch erhöht sich die Möglichkeit, dass am Schluss etwas übrigbleibt, das ist ein Puffer. Die Budgetberaterin hat mir mehrere Vorschläge gemacht und bei den Kuverts habe ich gesagt, ja, das passt genau für mich, das ist es! Das haben wir also individuell auf mich zugeschnitten. Was möchten Sie Personen sagen, die in einer finanziell engen Situation sind? Traut euch, Hilfe zu holen, Hilfe anzunehmen und euch beraten zu lassen! Es ist wirklich nützlich und oft braucht es gar nicht viel! Es gibt viele, denen es ähnlich geht. Man darf sich nicht zu schade sein, hinzugehen. Vorbeugen ist immer besser als nachwirken! Das Schöne ist ja auch, dass die Budgetberatung kostenlos ist. Für mich hat das die Hemmschwelle gesenkt. www.budgetberatung.at ○ Christiane Moser asb Schuldnerberatungen GmbH Zur Person Mag. Christiane Moser ist im Bereich Öffentlichkeitsar- beit der asb Schuldenberatungen GmbH tätig. Das hier abgedruckte Interview wurde erstmals 2014 in der Fachzeitschrift „das budget“, Ausgabe 74 veröffentlicht.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0