ifs_zeitschrift_sb_20

39 Geschichte und Geschichten Wichtige Orientierungshilfen, die von der asb entwickelt wurden und auch von der ifs Schulden- beratung verwendet werden, sind die sogenannten Referenzbudgets. Das sind Ausgabenkategorien, die aufzeigen, mit welchen Kosten in unterschied- lichsten Haushaltskonstellationen zu rechnen ist, wenn ein bestimmter Lebensstandard ermöglicht werden soll. Die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Methode ist noch nicht abgeschlossen, würde aber eine bessere Vergleichbarkeit liefern. Mit den Referenzbudgets soll ein Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von armutsbetroffenen bzw. armutsgefährdeten Menschen geleistet werden. Bei den Referenzbudgets geht es nicht um das verfügbare Einkommen. Vielmehr sollen die tat- sächlichen Kosten aufgezeigt werden, die für ein menschenwürdiges Leben notwendig sind. Die Referenzbudgets sind im Gegensatz zu den mei- sten Einkommen, die 14 mal pro Jahr ausbezahlt werden, nur 12 mal gerechnet. Der nebenstehende Beitrag von Michaela Moser weist auf die Notwendigkeit einer minimalen sozialen Teilhabe hin, die durch Referenzbudgets gewährleistet werden könnte. Wichtige Orientierungshilfen Referenzbudgets bieten Leitlinien in der Beratung Referenzbudg ts der ersten österreichischen Referenzbudgets auf Basis von Expertinnen- und Experten-Diskussi- onen und Workshops mit unterschiedlichen Stake- holdern aus Schuldenberatungen, sozialen Organi- sationen, Sozialforschung und Statistik. 1 Erfahrungen aus unterschiedlichen Ländern zei- gen, dass derartige Referenzbudgets vielfältig ein- setzbar sind. Am häufigsten ist dabei der Einsatz im Zusammenhang mit Konsumentinnen- und Konsumentenberatung und Budgetinformationen. Auf Basis solcher Budgetbeispiele können dabei budgetäre Schwie- rigkeiten eines Haushalts leichter analysiert und sinn- volle Ansatzpunkte für ein ausgegli- cheneres Budget ermittelt werden. Beim Einsatz der Budgets in der Schuldenberatung ist dabei auch die Ermittlung möglicher Reserven für die im Rahmen einer Schuldenregulierung notwendige Rückzahlung eines Teils der Schulden möglich. Zur Prävention von Schuldenproblemen tragen Referenzbudgets vor allem bei, wenn sie – wie in den Niederlanden – bereits zur Prüfung von Kreditwürdigkeit herangezogen werden. NIBUD liefert niederländischen Bankinstituten, die sich freiwillig dazu verpflichtet haben, entsprechende Kennzahlen, die eine realistische Einschätzung ermöglichen, inwieweit ein Haushalt in der Lage ist, einen Kredit in bestimmter Höhe auch zurück- zuzahlen. Darüber hinaus finden die Budgets Ein- satz in Armutsforschung und Sozialplanung. 2 Soziale Mindeststandards Vor allem in Großbritannien und Irland werden Referenzbudgets seit mehr als zehn Jahren in erster Linie im Sinne der Entwicklung sogenann- ter „Minimum Income Standards“ erstellt. Dabei zeigen die Budgets nicht nur auf, was es für einen adäquaten Lebensstil zum Leben braucht, sondern dienen auch dazu, infrastrukturelle Probleme, wie etwa nicht leistbare Mietkosten oder einen Man- gel an leistbarem öffentlichen Verkehr, sichtbar zu machen. Aus Sicht sozialer Inklusionsforschung sind im Hinblick auf die Entwicklung sozialer Standards durch Referenzbudgets dabei einige „Bei den Referenzbudgets geht es nicht um das verfügbare Einkommen. Vielmehr sollen die tat- sächlichen Kosten auf- gezeigt werden, die für ein menschenwürdiges Leben notwendig sind.“

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