ifs_zeitschrift_sb_20

32 Jahre ifs Schuldenberatung 40 der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, asb, federführend in dieses Projekt involviert. Dabei kann es Erkenntnisse aus einem direkten Vergleich der ersten in Österreich ent- wickelten (Expertinnen und Experten-)Budgets mit in den letzten Monaten im Rah- men eines FFG-Infoscheck Projekts nach der angelsäch- sischen MIS-Methode 6 erstell- ten Budgets in die gemein- same Entwicklungsarbeit einfließen lassen. Zu hoffen bleibt dabei, dass die auf diese Weise ent- wickelten vergleichbaren Referenzbudgets zukünftig zu einer entsprechenden Verbesserung von Min- destsicherungssystemen in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union führen. Und dass damit das Versprechen sozialer Inklusion und angemes- sener Lebensqualität für alle in der Union leben- den Menschen realisiert wird – auch für jene 124,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die derzeit von Armut und sozialer Ausgrenzung gefährdet bzw. betroffen sind. ○ 1 Kemmetmüller, Maria/Leitner, Christa/Moser, Michaela: Zur Entwicklung der österreichischen Referenzbudgets. In: asb Schuldnerberatungen GmbH (Hg.): Referenzbudgets zur Stärkung sozialer Teilhabe, Linz 2009, S. 18-32. 2 Moser, Michaela: Mehr als ein Haushaltsbuch. In: asb Schuldnerberatungen GmbH (Hg.): Referenzbudgets zur Stärkung sozialer Teilhabe, Linz 2009, S. 6-11. 3 Doyle, L./Gough, I.: A Theory of Human Need, Houndmills Macmillan, Education LTD 1991. 4 Storms, Berenice/Van den Bosch, Karel: Mutual learning on referende budgets: lessons learnd. In: Warnaar, Marcel/ Luten, Albert (Hg.): Handbook of Reference Budgets: On the design, construction and application of reference budgets. Utrecht 2009, S. 122-131. 5 Nussbaum, Martha C.: Women and Human Development: The Capabilities Approach. Cambridge 2000. 6 Die MIS-(Minimum Income Standard) Methode verwen- det einen methodischen Ansatz, bei dem Bürgerinnen und Bürger mittels Fokusgruppendiskussionen maßgeblich an der Budgeterstellung beteiligt sind. zentrale Fragen zu stellen. Da ist zum einen jene nach den Vorstellungen sozialer Inklusion zugrun- deliegenden Theorien, zum anderen stellen sich Fragen nach der Intention der Erstellung derar- tiger Budgets, ihrer Zielgruppen und den Regeln und Bedingungen, nach denen sie erstellt werden. Als theoretische Bezugskonzepte werden für Refe- renzbudgets dabei vor allem die von Doyle und Gough entwickelte Theorie menschlicher Bedürf- nisse 3 verwendet, die in die europäische Diskus- sion vor allem vonseiten belgischer Forscherinnen und Forscher eingebracht wurde 4 , sowie das in der Armutsforschung bewährte Konzept der Verwirk- lichungschancen von u. a. Martha Nussbaum 5 , das nicht zuletzt als Grundlage für die Entwicklung der österreichischen Budgets diente. Dabei geht es darum, die Frage nach sozialen Standards im Kontext einer allge- meinen Konzeption des Guten zu erör- tern. Zu einem guten Leben gehören dem- gemäß nicht nur ein Dach über dem Kopf, ausreichend Ernäh- rung und Gesund- heit, sondern auch Faktoren wie gute Beziehungen zu pfle- gen, sich zugehörig fühlen und Zeit und Möglichkeit für Erholung zu haben. Für die Erstel- lung von Referenzbudgets bedeutet das, dass auch Budgets für Bildung sowie kulturelle, politische und gesellschaftliche Teilhabe vorzusehen sind. EU-weite Referenzbudgets Spätestens seit dem EU-Vertrag von Amsterdam aus dem Jahr 1997 besteht auch seitens der EU- Institutionen großes Interesse an gemeinsamen sozialen Standards. Hinsichtlich der Frage der Berechnungen hat sich die Kommission im Zuge einer sogenannten EU-Peer-Review speziell auch mit den bestehenden Ansätzen zur Ermittlung von Referenzbudgets beschäftigt. Schließlich wurde ein europäisches Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, das der Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Methode zur Erstellung von Refe- renzbudgets dienen soll. Das Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsfor- schung an der FH St. Pölten ist gemeinsammit Michaela Moser FH St. Pölten „Zu einem guten Leben gehören demgemäß nicht nur ein Dach über dem Kopf, ausreichend Ernäh- rung und Gesundheit, sondern auch Faktoren wie gute Beziehungen zu pflegen, sich zugehörig fühlen und Zeit und Mög- lichkeit für Erholung zu haben.“ Zur Person FH-Prof. Mag. Dr. Michaela Moser ist Dozentin im Department Sozi- ales an der FH St. Pölten. Von 2004 bis 2012 leitete sie das PR-Büro der asb Schuldnerberatungen GmbH. Der hier abgedruckte Artikel wurde erstmals 2014 in der Fach- zeitschrift „das budget“, Ausgabe 74 veröffentlicht.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0