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5 Einleitung ation ist? Sprachlich betrachtet betrifft das vor allem den deutschen Sprachraum. Der englische Begriff „debt“ hat diesen negativen Beiklang nicht, ebenso wenig wie die französische Entsprechung „dette“. Diese Begriffe sind mit „sollen“ zu über- setzen und werden vom Lateinischen „debere“ abgeleitet. So gelingt es allein schon durch einen bestimmten Sprachgebrauch, Situationen oder Personen zu stigmatisieren. Jemand, der „schuld“ an seinen Schulden ist, ist leichter unter Druck zu setzen, als jemand, der etwas „soll“. Vielleicht mit ein Grund, dass es in England und Frankreich bereits seit vielen Jahren ein schuld- nerfreundlicheres und damit auch volkswirt- schaftlich vernünftigeres Privatinsolvenzwesen Schulden sind allgegenwärtig. Nahezu jeder von uns hatte oder hat Schulden. Staaten sind verschuldet. Die Wirtschaft wäre ohne Schul- den schnell am Ende. Könnten keine Schulden gemacht werden, würden keine neuen Schulen oder Straßen mehr gebaut werden. Viele einst florierende Betriebe gingen nicht aufgrund eines schlechten Produkts unter, sondern weil sie nicht mehr in der Lage wären, ihre Schulden zu bezah- len. Auch in der Weltliteratur kommen Schulden vor. Lesen Sie nur einmal bei Charles Dickens nach. Und nicht selten kommt in einem Krimi ein brutaler Geldeintreiber vor. Auch das moderne Inkassobüro versteht sich auf das Eintreiben von Schulden – nur mit feineren Methoden. Wem fällt beim Begriff Schulden nicht ganz schnell die Konnotation „Schuld“ ein? Und wer hat im Zusammenhang mit Schulden nicht auch schon überlegt, dass der Schuldner bzw. die Schuldnerin wohl auch selbst „schuld“ an seiner bzw. ihrer Situ- Ein Wort zuvor Schulden gibt es schon so lange, wie es Geld gibt. „Wer hat im Zusammenhang mit Schulden nicht auch schon überlegt, dass die Schuldnerin bzw. der Schuld- ner wohl auch selbst ,schuld‘ an seiner Situation ist?“

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