ifs_zeitschrift_sib_jubilaeum_16

10 Jahre SIB 12 gleichzeitig auch von ihrem erlebten Unbehagen zu entlasten. So erweiterten wir das Konzept um das Element einer Tagesstruktur. 2009 wurden Räumlichkeiten in Hohenems angemietet und das therapeutische Atelier gegründet. Hier sollten die Klienten die Chance erhalten, sich einerseits sinnvoll und kre- ativ zu betätigen und andererseits mit anderen zu treffen. Das Element des Treffpunktes wie- derum sollte deren Gruppenfähigkeit erhöhen. Weiter war angedacht, dass das Atelier auch von ambulant betreuten Klienten genutzt werden könnte, wel- che zwar nicht das betreute Wohnen benötigten, dennoch aber von der Methodik des SIB an sich profitieren würden. Doch das Atelier wurde von den Klienten nicht angenommen und zudem war die Dynamik, wel- che sich in den einzelnen Gruppen bildete, einfach zu massiv, als dass sie noch mit den Methoden des SIB vereinbart werden konnte. Daraufhin wurde das Atelier nach zwei Jahren Projektphase wieder geschlossen. Im Sinne des stetigen Lernens sahen wir dieses Scheitern als Chance. Wir zogen die Lehren und entwickelten ab 2013 aufbauend auf den neu ge- wonnenen Erfahrungen das bis heute sehr erfolg- reiche Modul der Integrativen therapeutischen Tagesgestaltung, welches mittlerweile einen eige- nen Fachbereich darstellt und 2015 noch um die Aufgabe der Betreuung eines teilbetreuten Woh- nens erweitert wurde. Diese sehr differenzierten Angebote ermöglichen es uns, dem Anspruch, passgenaue Interventionen setzen zu können, noch gerechter zu werden. Der Unterschied zum vormaligen Konzept liegt in der sozialraumorientierten 1:1 Betreuung. Die Ziele und der Weg dahin werden mit jedem Klienten in- dividuell erarbeitet und begleitet. Das Einzugsge- biet reicht vom Bodensee bis ins Montafon. Aufgrund der in den Jahren permanent gestie- genen Komplexität hatten wir im Jahr 2012 bei gleichem Budget nicht mehr drei, sondern 10 Kli- entinnen und Klienten, zwei Häuser und eine Ver- doppelung des Mitarbeiterstabs. Gleichzeitig gab es Anfragen aus Tirol, weshalb die Überlegungen starteten, ein fixer Leistungserbringer in Tirol zu werden. Es war an der Zeit, von der Pionierphase in eine Konsolidierungsphase zu wechseln. So entschied die Geschäftsführung des ifs, dass das SIB mit Jänner 2013 eine Fachgruppe wird. Damit galten wir nicht mehr so sehr als „Exoten“ im ifs, sondern wurden zu einem Teil des Ganzen. Das bedeutete auch, dass wir dem Themenbereich der Sozialpsy- chiatrie im gesamten ifs mehr Gewicht gaben und unsere Themen vermehrt einbringen konnten. Und nicht zuletzt positionierte sich das ifs mit dieser Entscheidung auch nach außen klar zur Sozialpsychiatrie, wobei sich das SIB immer als „Nischenbesetzer“ verstehen wird. Über die Grenzen geschaut und gehandelt Im Jahr 2012 kam Susanne Fuchs, MSc, die ver- antwortliche Sozialarbeiterin der Tiroler Landes- regierung, auf uns zu und bat um die Betreuung eines Jugendlichen in Tirol. Da dies weder in Vorarlberg noch in Tirol möglich war, mussten wir auf das benachbarte Deutschland ausweichen und suchten im Allgäu einen Wohnort. Nach zwei Jahren in Deutschland übersiedelten wir mit dem „Hier sollten die Klienten die Chance erhalten, sich einerseits sinnvoll und kreativ zu betätigen und andererseits mit anderen zu treffen.“

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