ifs_zeitschrift_sib_jubilaeum_16

23 Jubiläum 2016 SIB als psychiatriebezogene Sozialpädagogik Ein Beitrag der Kinder- und Jugendpsychiaterin Prim. Dr. Maria Veraar denkbar, aber auch sozialpädagogische Einrich- tungen und Wohngemeinschaften öffneten sich der medizinischen Flankierung und Inanspruch- nahme der stationären Kinder- und Jugendpsychi- atrie im Zusammenhang mit krisenhaften Verläu- fen und stationärem Abklärungsbedarf. Parallel zu dieser Entwicklung gab es immer wie- der Kinder und Jugendliche, die aufgrund der In- tensität und Komplexität ihrer Beeinträchtigung – in der Regel eine Kombination aus massiv belas- teten Biografien und implizierter sozialer Beein- trächtigung –, kognitiven Defizite und unterschied- lichen psychischen Störungsbilder nicht oder nur unzureichend in den vorhandenen sozialpädago- gischen Einrichtungen begleitet und vor allem behalten werden konnten. Diese Kinder und Jugendlichen, die zu unterschied- lichen Zeitpunkten die stationäre Kinder- und Ju- gendpsychiatrie im Rahmen von Abklärungen, aber vor allem auch im Rahmen von Wiederauf- nahmen in Anspruch nahmen, erlebten im Rah- men der Diskontinuität der Hilfeplanung daraus resultierende Beziehungsabbrüche, die durch ra- sche Wechsel der Bezugssysteme geprägt waren. Ähnlich einemmodernen Theaterstück wurde die Bühne fragmentiert belebt von unterschiedlichen Helfersystemen, raschemWechsel der behördli- chen Zuständigkeit, plötzlichem Auftauchen und erneutem Verlorengehen von Angehörigen, die allesamt immer wieder wechselten, verschwan- den, ohne die so dringend erforderliche Verbind- lichkeit und Beziehungskonstanz für die weitere Entwicklung der Kinder und Jugendlichen vermit- teln zu können. Die einzige Konstante blieb in diesen Fällen die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die sich mangels Alternativen oftmals als Meldeadresse für diese Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stellen musste. Diese fühlte sich zu Recht zum bloßen Über Jahrzehnte hinweg schienen die Sozialpä- dagogik und die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Vorarlberg eher auf Abgrenzung als auf Koo- peration bedacht. Diese Co-Existenz, geprägt durch unterschiedliche Perspektiven – die der sozialwissenschaftlichen Theorien und jene der naturwissenschaftlichen –, konnte erfolgreich mit dem Blick auf dieselben Kinder (und deren Eltern) – über das Trennende hinweg – das Gemein- same abbilden und eine fruchtbare Kooperation entwickeln. Das Verständnis wuchs auf beiden Seiten, die sta- tionäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen war ohne das sozialpädagogische Hinterland un-

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