ifs_zeitschrift_sib_jubilaeum_16

29 Jubiläum 2016 Herausforderung, die meines Erachtens gerade in dieser professionellen Helferwelt nicht leicht umzusetzen ist. Bedeutet es doch, sich von diesem Gegenüber (diesem anderen Entwicklungspro- zess) als Person ansprechen zu lassen, ohne dass mich eine Profession, Fachwissen oder formale Autorität schützt. Entwicklungsprozesse im SIB zu begleiten, bedeutet für die Frauen und Männer, die hier arbeiten, den gegenwärtigen Entwick- lungsauftrag zu erkennen und die hierfür benö- tigte Haltung einzunehmen (fürsorglich, streng, beratend, loslassend, bindend etc.). Das ist nicht einfach und verdient Respekt. Kommt es doch dem Kern von Therapie sehr nahe. Der Wortstamm von Therapie kommt aus dem altgriechischen therapeia ( θεραπεία ) und bedeutet begleiten, dienen, heilen. Hoffnung ermöglichen Bindung ist mindestens dyadisch und auch nur dann möglich und gesund, wenn beide Seiten sich einlassen können. Das Neugeborene kann nur nach dem Finger greifen, wenn der Erwachsene diesen auch anbietet. Wie sich das anfühlt, wenn so eine kleine Hand den Finger ergreift, kann nur nachempfinden, wer es schon einmal gespürt hat. Junge Menschen, die mit Bindungsstörungen zu ringen haben, benötigen viel Zeit und Raum, um „diesen Fin- ger“ erstmalig zu ergreifen. Bis es soweit ist, brauchen ihre Begleiterinnen und Begleiter viel Geduld, um den gewachsenen Schutzmechanismen wohlwollend zu widerstehen. Auch dies ist nicht einfach, weil wir versuchen, etwas anzubieten, was dieser Mensch gar nicht kennt: Hoffnung. ○ Gerd Weiland Leiter ifs SIB Einzelbetreuung „Auch dies ist nicht einfach, weil wir versuchen, etwas anzubieten, was dieser Mensch gar nicht kennt: Hoffnung.“

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