ifs_zeitschrift_sib_jubilaeum_16

49 Jubiläum 2016 was ich gern gehabt hätte. Oder wenn man etwas unternommen hat, wozu ich keine Lust hatte. Ich war so antriebslos, wollte nicht viel unterneh- men. Ich wollte mehr zur Ruhe kommen und das hat man mich während der ersten Zeit, während meines Einstiegs ins SIB auch lassen. Wie ist es weitergegangen? Ich wollte einen Absprung machen und zu einem Kollegen ziehen. Doch er hat gesagt, dass das keine gute Idee ist, weil sonst alles umsonst ist. Also bin ich in ein Haus des ifs nach Dornbirn gezogen. Ich wohnte in einer WG im unteren Stock, aber für mich alleine – mit Tagesbetreuung. Jeden Tag ist jemand vorbei- gekommen und hat nach mir geschaut. Wir waren einkaufen und ich habe gelernt, wie man den Haushalt führt. Ich habe gelernt, wie man ein- kauft, Ordnung hält, mit dem Budget auskommt. Gab es manchmal Rückschläge? Es gab schon einen Rückschlag, da bin ich arbeiten gegangen. Ich habe mich völlig überarbeitet und bin wieder in ein Tief gefallen. Aber Gudula und Gerd haben mir geholfen. Und anstatt ins LKH Rankweil bin ich dann zu Gerd nach Deutsch- land. Dort war ich einenMonat lang. Diese Zeit war ziemlich gut. Er hat mich betreut und das hat mir sehr gut getan – nur in der Natur draußen sein und mein Ding machen können. Ich bin wieder zur Ru- he gekommen und habe die Natur genossen. Das war eine schöne Zeit. Ich habe wieder zu mir selbst gefunden. Wie heißt es doch: Den Menschen kann man stüt- zen, aber laufen muss er selber! Ich habe immer guten Kontakt zu den Betreuern gehabt. Man hat viel unternommen. Und es hat einfach gut getan, wenn man mal fünf Minuten mit jemandem reden konnte. Was hat Sie weiter machen lassen? Mir hat man immer gesagt, dass ich nach vorne schauen soll. Mein Problem war, dass ich viel zu viel in die Vergangenheit zurückgeschaut habe. Seit ich mehr in die Zukunft blicke, geht es mir viel besser. Ich lasse das Alte hinter mir und strebe einem Ziel entgegen. Von welchen Stationen in Ihrem Leben möchten Sie uns erzählen? Ich bin im Kinderdorf aufgewachsen. Schon als junger Bub bin ich dort hingekommen und ver- brachte dort meine Zeit, bis ich 19 Jahre alt war. Dann musste ich leider ausziehen. Anschlie- ßend habe ich versucht, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Das hat aber nicht funktioniert. Schließlich kam ich ins Kolping- haus Bregenz und dort bin ich dann abgestürzt. Alkohol und so… Das war nicht gut. Nach ein- einhalb Jahre bin ich Gott sei Dank ins SIB gekommen. Dort wurde ich auf einen guten Weg gebracht und habe vieles dazugelernt. Wie erlebten Sie die Zeit, bevor Sie ins SIB kamen? Es war eine sehr schlechte Zeit. Ich hatte mit De- pressionen zu kämpfen, hatte Ängste. Ich habe viele Medika- mente genommen, sehr viele – 12 ½ Tabletten am Tag. Ich habe mir gedacht: So geht es nicht weiter. Dann habe ich Hilfe be- kommen. Ich war auch mehr- mals im LKH Rankweil. Aber seit ich beim SIB war, musste ich kein einziges Mal mehr dort hin. Die Krankenhausaufenthalte hatten mir nicht gut getan. Jedes Mal musste ich noch mehr Medi- kamente nehmen. Dann wurde ich im SIB aufgenommen. Zuerst war es wichtig, dass ich von den Medikamenten runterkomme. Mittlerweile brauche ich keine mehr – nur mehr eine Depotspritze imMonat. Wie sind Sie zu uns, zum ifs gekommen? Durch meine damalige Betreuerin und meine Gota, die haben sich darum gekümmert. Sie mein- ten, dass das SIB etwas für mich wäre, damit ich weiterkomme. Wie war Ihr Wechsel zum SIB? Es war eine Lebenswende! Wie haben Sie die Betreuung erlebt? War das manchmal anstrengend? Nein, gar nicht, das war nicht anstrengend. Ab und zu halt, wenn es nicht das zum Essen gegeben hat, „Es ist viel Heilsames pas- siert. Bei meinen Besuchen habe ich bemerkt, dass er zunehmend wieder zu sich selber findet – mit all seinen Charaktereigenschaften und Ressourcen.“  2 „Das Problem war, dass er mit Veränderungen nur schwer umgehen konnte. Als er dann in das Alter kam, in dem er das Kin- derdorf verlassen musste, sind die richtigen Pro- bleme losgegangen.“  2 „Ich dachte mir, hoffent- lich geht das gut aus, denn er hatte immer wie- der Einbrüche, kämpfte mit Depressionen und Aggressionen und war immer wieder in der Psy- chiatrie. Für ihn war es, wie täglich in den Spiegel zu schauen und zu er- kennen, bei mir stimmt etwas nicht, bei mir ist etwas anders, als bei allen anderen.“  2

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